6 Monate sind um. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Zeit, die es lohnt noch einmal vor dem geistigen Auge rekapitulieren zu lassen. Und die Fragen zu beantworten: “Wie ist ein Praktikum bei Game One eigentlich? Was macht man da? Und überhaupt, hast du schon mal Simon oder Budi getroffen?”

Den ein oder anderen dürfte es vielleicht interessieren, wie ich an den Praktikumsplatz gekommen bin. Ohne jegliche Connections. Ganz oldschool. Voll nicht Web 2.0. Ich hab meine Bewerbungsmappe ganz einfach per Post an die Redaktion geschickt. In der Hoffnung, dass irgendwer die Post auch tatsächlich liest. Das war November 2010. Es wurde Weihnachten und ich hatte mit “Hauen und Pappe” schon fast abgeschlossen. Der herkömmliche Weg schien doch nicht so geeignet zu sein, dachte ich mir. Aber eigentlich hätte ich es ja wissen müssen. Es geht ja um Game One. Und so wie ihr und ich die Jungs kenne ist klar, dass hier nichts pünktlich oder rechtzeitig passiert. So hatte ich im Januar dann doch eine Mail von Trant in meinem Posteingang, der mitteilte, dass ihm meine Bewerbung gut gefallen hat und dass ich nächste Woche anfangen könne. Recht unpraktisch war ich doch noch in der Schule. Ein Hindernis lag noch zwischen mir und Hamburg, das Abitur. Als das dann abgehakt war, packte ich meinen Kram zusammen und zog in den hohen Norden.

Mein erster Arbeitstag war dann gleich kurios. Ich kam, um einen möglichst guten Eindruck zu machen, sogar schon fünf Minuten vor zehn zur Redaktion. Die Tür öffnete mir ein etwas verwirrter Michael, der offensichtlich nicht über meine Ankunft informiert worden war. Außer ihm hatte sich noch niemand ihm Büro eingefunden. Ein Strohballen wehte über das leere Redaktionsparkett. Ebenso keine Ahnung hatten Chris und Wolf, die sich dann etwas später in der Redaktion einfanden. Trant selber hat sich erst eine Woche später blicken lassen. Solange hat mich gameone.de unter seine Fittiche genommen. Nachmittags an meinem ersten Tag wurde ich gleich zum Gears of War 3-Event in Hamburg mitgenommen. Geiler Einstieg. Dann folgte die gamescom. Und alle waren sie weg. Nur Tim und Hauke nicht, die mich in die Geheimnisse des Jobs einwiesen und mir beibrachten, mit Premiere umzugehen. Der Rest des ersten Monats war eher ruhig. Man kann teilweise sogar zäh sagen. Game One befand sich komplett im Wandel und in der Umorientierung. Die erste Zeit beschränkte sich größtenteils darauf, kleinere Aufgaben zu übernehmen und die Essenz von Game One aufzusaugen. Sich langsam hineinfinden in die wabbernde Masse. Freitags war ich bei den Drehs dabei und konnte mich davon überzeugen wie Fernsehen gemacht wird, oder wie wir glauben wie Fernsehen gemacht wird.

Das erste einschneidende Ereignis war der Dreh zur Folge 179 mit El Shaddai. Nichts ahnend wurde mir am Freitagmorgen mein Kostüm vorgeführt. Siehe Teaser. Und mein Aufgabenbereich erläutert. Sonst wollte niemand den Job machen. Dafür hat man ja Praktikanten. Da man sich bei Game One aber ja für nichts schämen muss, hab ich die Aufgabe angenommen und die wohl beste esoterische Ausdruckstanz-Performance in der Geschichte des Bewegtbildfernsehns abgeliefert.
Aber zum Tanzen wurde ich ja nicht eingestellt. Sondern zum Schreiben. Darauf habe ich mich in der nächsten Zeit dann auch erstmal beschränkt und ein “Senf ab!” über Cross-Media-Franchises und den anhaltenden Sequel-, Prequel- und Rebootwahn geschrieben. Direkt musste ich feststellen, dass einem die Community jedes Wort im Mund verdreht. Vielen Dank dafür. Nein, ich freue mich auch auf “Der Hobbit”. Mindestens so wie Wolf auf das nächste “Black Eyed Peas”-Album. Knick Knack. “Der Hobbit” wird geil, “The Dark Knight Rises” auch, obwohl es ein Sequel ist. Wirklich innovativ ist “Der Hobbit” trotzdem nicht. In meinem zweiten Text gings auch um Filme und Videospiele. Dieses Mal hab ich mich darüber aufgeregt, dass die Hollywood-Blockbuster alle im Sommer rauskommen und die großen Spiele alle zwischen September und November. Wie soll man das denn alles gucken oder zocken?

Natürlich musste bzw. durfte ich auch an den legendären Requisiten mitarbeiten. Trotz mangelnder Begabung schaffte es zum Beispiel der “Hardware-Schlong” in den Battlefield 3-Beitrag in Folge 187. Neben Basteln war es meine Hauptaufgabe, Hintergrundinformationen oder “Fun-Facts” zu den aktuellen Titeln herauszusuchen. Meine ersten Schritte im TV-Bereich waren die Mitarbeit an “Trackmania 2 Canyon” und “Might and Magic: Heroes VI”. Nachdem ich mich da wohl nicht ganz doof angestellt hatte, war ich in den Folgen 184-190 für Next verantwortlich. Eine sehr coole Aufgabe, weil sie beinhaltete, dass ich immer up-to-date sein musste und eigenverantwortlich die Themen, Texte und Bilder bestimmen konnte.

Und wenn ich bei meiner Next-Recherche über eine News stolperte, die mich vor Wut schäumen ließ, schnappte ich mir kurzerhand mein Netbook und hämmerte einen Hass-Text in die Tasten. So geschehen bei der Meldung Bethesdas, dass man “Skyrim” zwar nicht mehr bugfrei zum Release bekäme, aber danach auch weiter daran arbeiten werde. Ja danke dafür! Nett, dass ihr ein mit Fehlern behaftetes Spiel für den Vollpreis verkauft und dann versucht im Nachhinein eure Schnitzer auszumerzen. Fast ebenso aufgeregt haben mich die Kommentare, die ich im Netz lesen musste, als “Counter-Strike: Global Offensive” angekündigt wurde. Endlich mal eine frische Idee, wenigstens PC und PS3 zu verbinden, aber alle müssen ja sofort drauf rumhacken. “Konsolenkiddies.” “Casualscheiß.” “Auto-Aim.” “Ehh und was is mit Xbox?” “Counter-Strike ist tot.” gameone.de bot mir immer eine Plattform, meinem angestauten Frust Ausdruck zu verleihen.

An dieser Stelle ist es Zeit für ein Geständnis. Und eine Offenbarung. Beides hängt zusammen mit “Zelda” und den wohl schlimmsten sechs Stunden meines gesamten Praktikums. In Folge 189 stand “Zelda: Skyward Sword” auf dem Programm und ich hatte die Aufgabe, Kollege Felix zu unterstützen. Rückblickend betrachtet war das der schlimmste Auftrag meiner Zeit hier. Schlimmer als Basteln. Schlimmer als Botendienste. Schlimmer als Tanzen. Sogar schlimmer als Küchendienst. Ich habe “Zelda” nie gespielt. Keinen einzigen Teil. Ging deshalb unvoreingenommen an die Sache. Ohne jegliche Erwartungen. Und war zutiefst geschockt. Im Vorfeld hab ich gehört, was die sonstige Games-Presse von “Zelda” hielt. IGN vergab 10 von 10 Sternen. Naja, ich nicht. Im Vorhinein muss ich allen “Zelda”-Fans zu Herzen legen, mich nicht abgrundtief zu hassen, aber ich kann eure Begeisterung einfach nicht teilen. Ich musste die ersten sechs oder sieben Stunden für die TV-Sendungen einspielen. Und wusste nicht was ich fühlte. Langeweile? Verachtung? Frust? Wut? Unverständnis? Wie kann man das nur geil finden? Besonders schlimm? Marc , der hinter mir saß, “Zelda”-Fan ist und alles besser wusste und konnte als ich. Der schlechteste Anfang eines Spieles, das ich je gespielt habe. Vielleicht wird es ja später noch besser. Ich weiß es nicht. Und werde es auch nie herausfinden.

Umso mehr gefreut hab ich mich, als ich für Folge 191 ein ordentliches Spiel testen konnte. “Anno 2070” war mein erster eigenverantwortlicher TV-Beitrag. Und hat unglaublich Spaß gemacht. Als großer Fan der “Anno”-Reihe war schon das Testen ein Genuss. Dann noch einen Off-Text geschrieben. Das entsprechende Material aufgenommen und in den Schnitt geschafft. Ein großer Dank gilt hier Hauke, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Überhaupt kann man sagen, dass ich besonders am Ende des Praktikums ziemlich geile Sachen gemacht hab. Beispielsweise Eddy als Vorleser für seine sechste Read me-Ausgabe fungiert. Einer der seltenen Momente in denen ich mal vor der Kamera stand bzw saß. Zum Glück war euer Urteil milde. Noch vor der Winterpause habe ich mich unter Mithilfe von Sia und Chris einem Monster-Projekt gewidmet. Es ist es nicht fertig, aber ich verrate an dieser Stelle einfach mal worum es geht. Zum 20. Geburtstag von “Blizzard” hatten wir eine große History geplant. 45 Minuten sinds geworden. Pünktlich kommen sie zwar nicht mehr, aber das kennt man ja von Game One.

Im Januar hab ich die meiste Zeit recherchiert und geschrieben. Ein leicht politisches Flair machte sich dank SOPA und ACTA auf gameone.de breit. Mal was anderes und durchaus interessant. Betrifft uns ja schließlich alle. Dann hab ich noch was zu “God of War” geschrieben. Für ein mögliches Special, falls bald der vierte Teil angekündigt wird. Mal abwarten. Außerdem hab ich mich, kurz vor Ende meines Praktikums, noch mal schön blamiert. In einer Nerd-Quiz-Ausgabe. Als ich das Maul zu weit aufgerissen habe und mich fälschlicherweise als “Harry Potter”-Kenner titulierte. Auch dazu bald mehr.

Letztendlich bleibt mir die Erkenntnis, dass ich doch gar nicht so nerdig bin. Zumindest nicht wie der restliche Haufen hier. Ein fantastischer, freundlicher und sehr kompetenter dazu. Denn hinter der chaotischen Maske verbirgt sich enormer Sachverstand und vor allem eine Masse an kreativen Ideen. Sich für jede TV-Sendung aufs Neue lustige Einspieler auszudenken, die sich am besten auch nicht wiederholen, ist schon eine Herkulesaufgabe. Ich hab einiges gelernt, viele Erfahrungen gemacht, viel gelacht und viel Spaß gehabt. Wer also Zeit, die Möglichkeit, aber auch das Geld hat hier ein Praktikum zu machen, dem kann ich nur raten: “go for it!” Denn auf jedes langweilige Zelda folgt mindestens ein abgedrehter Ausdruckstanz und ein Projekt, in das man sich kreativ miteinbringen kann.

Praktikant Timo

Beschreibung: Praktikant Timo.

Und ja, ich habe Simon und Budi getroffen. Simon hat das fantastische Teaser-Bild geschossen und sich dabei köstlich amüsiert.