Schon mal in ein Restaurant gegangen und ungekochtes Essen bekommen? Gut, Sushi vielleicht, aber normalerweise passiert das nicht. Es kommt kein Kellner, der sagt: “Also die Kartoffeln sind fertig, aber das Steak braten wir dann später, ist gerade schlecht. Der Laden ist ziemlich voll und die Küche ist überlastet. Aber lassen Sie es sich doch einfach schon mal schmecken.” In der Regel sollte der Kellner stellvertretend für die Küche um Entschuldigung bitten und dem Gast mitteilen, dass er auf sein Essen noch etwas warten muss. Der Vergleich mag dem einen oder anderen an den Haaren herbeigezogen sein, aber die Aussage ist kristallklar. Man kann zahlende Kunden nicht mit unfertigem Schund abfertigen.

Was in der Gastronomie selbstverständlich ist, scheint in der Gamesbranche alles andere als gängige Praxis zu sein. Zeitmanagement und Qualitätssicherung sind offensichtlich nicht die Stärken vieler Publisher. Denn die drängen, aus finanziell absolut verständlichen Gründen, zu einem pünktlichen Release. Dass dann nicht genug Zeit zum Testen des Spiels und dem Ausmerzen der Fehler bleibt, wird da scheinbar ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf genommen. Für viele Spiele liegt schon am Tag des Erscheinens ein Patch bereit, der die gröbsten Schnitzer wettmacht. Auf der einen Seite freut man sich als Kunde dann, dass die Fehler sofort behoben werden, muss sich aber auf der anderen Seite fragen, warum denn ein Spiel mit so großen Mängeln überhaupt in den Verkauf kam. Und billig sind Videospiele wirklich nicht. Da wird man ja wohl ein Mindestmaß an Qualität erwarten können.

Wäre denn mit dem ersten Patch wenigstens alles behoben, könnte das Spielvergnügen ja losgehen, oftmals dauert es aber Monate, bis ein Spiel “bug-frei” (umgangssprachlich für “fehlerfrei”) ist. Da fühlt man sich als Käufer schon betrogen. Mindestens so wie die Ex-Frau vom Governator. Und das zu Recht. Legendenumrankt ist beispielsweise heute noch “Gothic 3” auf Grund seiner enormen “bug-Dichte”. Gepatcht wurde das Spiel bis zum Abwinken, gut dadurch trotzdem nicht. Beim Start beinah unspielbar, wurde es durch die Bemühungen der Entwickler und einiger Fans, die nach der Insolvenz an Community-Patches weiterarbeiteten, wenigstens auf ein akzeptables Niveau gebracht. Das muss man sich mal vorstellen. Um den eingangs bemühten Vergleich weiterauszubauen, wäre das so wie ein Restaurant, welches seine Kunden zwingt sich das Essen selbst zu kochen. Verrückt. Warum allerdings die Publisher mit ihrer Releasepolitik davonkommen, ist mir ein Rätsel. Man sollte als Käufer doch daran interessiert sein ein funktionierendes, qualitativ hochwertiges Produkt zu erhalten.

Dass es uninformierte Käufer gibt, die einfach mal in den Laden gehen und sich anhand des Covers für den Kauf eines Spieles entscheiden, ist klar. Um ein böses Erwachen zu vermeiden, wäre es notwendig, sich zumindest in Grundzügen über das Spiel zu informieren, welches man kaufen will. Schwierig ist das im “Internetz-Zeitalter” nicht mehr. Bethesda hat bereits vor Veröffentlichung bekannt gegeben, dass ihr Rollenspielkracher “Skyrim” wohl nicht ohne Bugs auf den Markt kommen wird. Man arbeite daran möglichst viele Fehler zu beseitigen, aber ein komplett fehlerfreies Spiel werde man nicht veröffentlichen. Ein ehrliches Eingeständnis, das Fans signalisiert, man arbeite dran. Aber gleichzeitig merkwürdig, dass Bethesda zu keinem Zeitpunkt den Veröffentlichungstermin überdenkt. Der 11.11.2011 ist einfach zu verlockend. Und gemeckert würde ja trotzdem. Dann zwar nicht über Bugs, aber über ein verspätetes Spiel.

Wie schlimm ist so eine Verspätung? Wir versetzten unser geistiges Ich wieder in ein schönes Restaurant. Wer würde sich hier schon für etwas halbgares entscheiden, wenn er die Möglichkeit hätte auf ein richtig leckeres Essen eben etwas länger zu warten? Eventuell steigert die Wartezeit ja sogar die Vorfreude und selbst wenn nicht, ist man hinterher wenigstens zufrieden. Und satt. Nach einem schönen Steak. Oder 40 Spielstunden im Universum seiner Wahl. Nicht umsonst gibt es etliche Sprichwörter, die in genau diese Richtung zielen. Gut Ding will Weile haben, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch in der Spielindustrie gibt es ein paar Verantwortliche, die nach diesem Kredo arbeiten. So geht auf Publisher “Blizzard” der mittlerweile häufig rezitierte Ausspruch “It’s done when it’s done” zurück. Schade, dass “Gothic 3” nicht unter Blizzards-Fittichen programmiert wurde.

Anbei einer Galerie der in unseren Augen krassesten Bugs.

Bugs, bugs, bugs

Beschreibung: Bugs, bugs, bugs

Welche Erfahrungen habt ihr mit unfertigen, verbugten Spielen gemacht? Was ist euch wichtiger: Ein fehlerfreies Spiel oder ein pünktliches?