Senf ab: Cross-Plattform und die Angst vor Veränderung
Bevor wir beginnen und damit jeder auf dem gleichen Stand ist, gibt es an dieser Stelle den Trailer zu “Counter-Strike: Global Offensive”, dem kommenden Mehrspieler-Cross-Plattform-Titel von Entwickler Valve.
Hier war mal ein Video (wahrscheinlich ein Trailer) das nicht gebackupt wurde
“Prepare to fight”. Das erste Quartal 2012 fordert eine Entscheidung. M4 oder AK-47? Plant or defuse? Terrorist oder Counter-Terrorist? Die Bombe ist vor knapp einem Monat mit der Ankündigung von Counter-Strike: Global Offensive hochgegangen. Valve führt ihre legendäre “Multiplayer-Shooter-Serie” fort. Zwar unterscheidet sich “CS: GO” im Wesentlichen nicht von “Counter-Strike 1.6” und “Counter-Strike: Source”, bietet allerdings marginale Neuerungen und ein Grafikupdate. Die große Überraschung aber ist, dass “Counter-Strike: Global Offensive” nicht nur für den PC, sondern auch für Xbox Live und das Playstation Network erscheinen wird. Die Reaktionen der Fans variieren zwischen grenzenloser Freude und abgrundtiefem Hass. Ein entscheidender Nerv vieler Gamer wurde getroffen.
Die Gretchenfrage PC oder Konsole wurde in den Weiten des Webs wieder einmal neu angeheizt. Zu verstehen ist das eigentlich nicht, denn Valve lässt den Usern die Wahl. Am Computer wird herkömmlicherweise mit Maus und Tastatur gespielt, an der Playstation 3 kann man das Pad benutzen, oder alternativ auf USB-Maus und Tastatur zurückgreifen und sich mit PC-Spielern messen. Ebenso kann man als überzeugter “Core-Pad-Gamer” versuchen die Konkurrenz an Maus und Tastatur aufzureiben. Spielern der Xbox 360 bleibt die Wahl verwehrt. Schuld ist nicht Valve, sondern Microsoft, die zusätzliche Peripherie verbieten und keine Konnektivität zwischen Xbox 360 und dem Computer erlauben. Dass eine Verbindung zwischen Playstation 3 und Xbox 360 nicht zu Stande kommt, war abzuwarten, ist doch schon die Abneigung der Anhänger gegeneinander immens. Die Geschäftsinteressen von Microsoft und Sony mal außen vorgelassen.
Warum es Microsoft den Anhängern ihrer Xbox 360 nicht ermöglicht, mit PC-Spielern in Wettbewerb zu treten, ist sehr fraglich und wirft kein gutes Licht auf den Konzern, der schon mit fragwürdigen Beschränkungen auf dem Xbox-Live-Marktplatz oder mit seltsamen exklusiv Regelungen von sich reden machte. Soll beispielsweise ein Spiel auf dem Xbox-Live-Marktplatz erscheinen muss es “mindestens zeitgleich” mit anderen Versionen auf anderen System erscheinen und “mindestens” die gleichen Inhalte und Features bieten. Andernfalls lässt Microsoft es offen, ob es zu einem Release des Spieles kommen wird. Schon einmal waren Valve und Microsoft im Gefecht, als die Einschränkungen bei Xbox-Live dem amerikanischen Entwicklerstudio verboten Updates und kostenlosen Content für Käufer der Orange-Box anzubieten.
Counter-Strike: Global Offensive
Neu ist die Idee des “Cross-Plattform-Gamings” allerdings nicht. Bereits in den Anfangsjahren der Xbox 360 forschte Microsoft an plattformübergreifenden Spielen für die Xbox 360 und den PC. Umfangreiche Tests ergaben, dass PC-Spieler einfach viel zu überlegen waren. Durchschnittsspieler konnten mit Maus und Tastatur Pro-Gamer am Pad mühelos in die Schranken weisen. Das Projekt galt als gescheitert und wurde eingestampft. Der einzige Versuch Xbox und PC-Spieler zusammenzuführen, scheiterte im Jahr 2007 mit dem Spiel “Shadowrun”. “Counter-Strike: Global Offensive” will genau diesen Fehler nicht begehen und bietet deshalb im Spiel die Möglichkeit Pad-Spieler von Maus- und Tastatur-Nutzern zu trennen. So wird ein fairer Wettstreit gewährleistet.
Trotz dieser Entscheidungsfreiheit bleibt ein großer Teil der Community skeptisch. Viele alteingesessene “Counter-Strike”-Anhänger befürchten eine zunehmende “Casualisierung”. Sie sehen “Counter-Strike” als letzte Bastion ihres Rechners an und vermuten, dass der elitäre Status mit der Veröffentlichung von “CS: GO” zunichte gemacht wird. Ein Dorn im Auge ist vielen das “Matchmakingsystem”. “Counter-Strike” bot immer die Freiheit sich in Serverlisten selber auszutoben und nach Belieben beizutreten und aufzuhören.
Auch ist die Furcht davor groß, dass die Entwickler mit dem Strom schwimmen und “Perks”, Kimme und Korn oder die Möglichkeit sich hinzulegen einführen, nur weil es die Konkurrenz so macht. Und die Konkurrenz schläft nicht. Seit der Veröffentlichung von “Counter-Strike: Source” im Jahr 2004 hat sich einiges getan. Auf dem “Shooter-Thron” sitzen “Call of Duty” und “Battlefield”. Zwar hat “Counter-Strike” noch etliche Anhänger, trotzdem wird es “CS: GO” voraussichtlich schwerfallen sich zu etablieren. Als im Jahr 2004 “CS:S” kam, wechselten auch nicht alle “CS 1.6”-Spieler zum neuen Ableger. Das gleiche Schicksal steht “Counter-Strike: Global Offensive” bevor. Viele Fans werden den alten Titeln treu bleiben. Es kommt also darauf an, neue Fans zu gewinnen.
Folglich versucht “Counter-Strike: Global Offensive” ein Stück des immer größer werdenden “Gelegenheitsspieler-Kuchens” anzulocken. Um Anfängern das Spiel schmackhaft zu machen, bietet Valve den “Casual Mode”, in dem sich jeder die Waffe aussuchen darf, die ihm gefällt, ohne dafür mit Ingame-Währung zu bezahlen. Außerdem wird der Voice-Chat teamübergreifend freigeschaltet und nach dem Tod kann man als Zuschauer sein eigenes Team oder auch das gegnerische beobachten. Weiterhin soll Leuchtspurmunition es erleichtern, den Standort des Feindes auszumachen, um das Feuer zu erwidern. All diese Neuerungen zielen auf ein breiteres Publikum. Doch “Counter-Strike: Global Offensive” deswegen zu verurteilen ist unangebracht. Der “Casual Mode” ist abschaltbar und über Filtereinstellungen wird man als PC-Fan wohl auch unter sich bleiben können, wenn man das gerne will.
Für den “Core-Gamer” hat Valve an der Level-Architektur gearbeitet. In “de_dust” gibt es beispielsweise eine Treppe in der Unterführung, die es den Terroristen ermöglicht den AWP-Schüssen der Counter-Terroristen zu entfliehen. Eine weitere spannende Neuerung ist der Molotowcocktail. Er verursacht Flächenschaden und kann dadurch das Kampfgeschehen nachhaltig beeinflussen. Insgesamt halten sich die Neuerungen zwar in Grenzen, dafür wird “Counter-Strike: Global Offensive” aber kein Vollpreisspiel sein und sicherlich keine 50 Euro kosten. Der übliche Preis im PSN und bei XBLA beträgt 16-20 Euro.
Der Weg den Valve hier bestreitet ist meiner Meinung nach ein hervorragender. Endlich gibt es die Möglichkeit, sich plattformübergreifend zu messen. Leider zieht Microsoft noch nicht mit, aber dass PC-, und Playstation-Spieler zusammen spielen können, ist schon mal ein Anfang. Und wer jetzt am Pad noch groß sein Maul aufreißt, muss sich endlich auch in der Realität beweisen, anstatt sich in endlosen Diskussionen zu verlieren. “Counter-Strike: Global Offensive” wird hoffentlich wieder genau das, was auch die Vorgänger waren. Ein Wettbewerb. Knallhart. Ohne Regeneration. Ohne Gnade. Mann gegen Mann. Team gegen Team. Wie es schon immer war.
Schon immer? Ja, “Counter-Strike” hat eine extrem lange Geschichte. Besonders hübsch ist diese anhand der Splashscreens zu sehen. Hier eine Sammlung:
Counter-Strike: Splashscreen-History
Wie steht ihr zu “Counter-Strike: Global Offensive”? Ist das Konzept noch zeitgemäß? Habt ihr Bock auf “Cross-Plattform”? [Edit von Chris: “Nö!”] Oder seid ihr der Meinung, das schadet dem Spiel? Und ist da draußen tatsächlich jemand der behauptet er hätte mit dem Pad eine Chance gegen einen auch nur halbwegs fähigen Spieler mit Maus und Tastatur? [Edit von Chris: “Ja, ich!”]