Vor einiger Zeit habt ihr es eventuell auf Twitter oder Facebook gelesen: Wolf und ich waren bei einem Anspielevent von “Gears of War 3” in Hamburg. Vor Ort wurde uns die erste Mission der Kampagne gezeigt. Diese konnten wir im Einzelspieler- oder Koop-Modus zocken. Zudem gab es einen Einblick in den Arcade-Modus. Horde 2.0 wurde, anders als in der Moderation erwähnt und gedacht, nicht vorgestellt – das Spektakel konnte man sich einige Zeit vorher in München anschauen.

Zur Story möchte ich an dieser Stelle nicht all zuviel erzählen, da es bereits im ersten Akt einige wirklich spannende Entwicklungen zwischen den Gruppenmitgliedern untereinander und mit Personen aus deren Vergangenheit gab. So schlüpft der Spieler beispielsweise in die Rolle von Cole Train, um in dessen Heimatort Hanover Informationen zu sammeln. Dort geht es unter anderem um Coles Leben als Star der Hanover Cougars und seinen Weg mit dem Verlust seines Lieblingssports und seines damit verbundenen Ruhms umzugehen. Ihr seht: “Gears of War 3” setzt verstärkt auf das Element der ‘Geschichte’ – mir gefällt das wirklich gut. So hoffe ich weitaus mehr über das Gefühlsleben, die Gedanken und die Motivationsgründe von Markus, Dom, Baird und Cole zu erfahren.

Der Vier-Spieler-Koop macht sich gut, ist aber (zumindest im von uns gespielten Akt) keine große Erweiterung zum Zwei-Spieler-Koop, bis eben auf die Tatsache, dass man mehr Leute mit in den Kampf gegen Lambert und Locust werfen kann. Reicht aber, weil es tierisch Bock macht.

Großartige Neuerungen im Gameplay gibt es nicht: Aber auch hier ist die Frage nach dem ‘Warum auch?’ gestattet. Die Serie ist bekannt für außerordentlich geiles Gameplay und eine richtig gut durchdachte Steuerung. Die Verbesserungen liegen im Detail. So unterscheidet die Steuerung jetzt zwischen ‘Antippen’ und ‘Halten’ – wenn ihr einen Verbündeten aufhelfen wollt, dann müsst ihr den X-Button kurz antippen, wenn ihr Munition aufheben oder Waffen wechseln wollt, dann bedarf es einer kurzen Drückphase. Dieses neue “Feature” ist vor allem für den Multiplayer sinnvoll, aber das erklärt euch Rod Fergusson im Interview weiter unten. Zudem gibt es nun die Möglichkeit in Kampfanzüge zu steigen, quasi kleine Kampfmechs – das macht Spaß, sollte sich aber während des Spiels dennoch in Grenzen halten. Schließlich ist “Gears of War” wie ein verdammter Buddymovie, ohne Transformer-Mech-Action.

Die Lambert waren in den vergangenen 18 Monaten seit dem bisher letzten Aufeinandertreffen nicht untätig und haben einige neue Jungs in ihren Reihen – so trifft unser Squad beispielsweise auf Feinde die durch geschickt platzierte Geschosse dafür sorgen, dass eine zuvor genutzte Deckung keinen Schutz mehr bietet.

Die Grafik ist schön, der Sound wie immer bombig. In der gespielten Version war die deutsche Sprachausgabe allerdings sehr asynchron – spielbar ist es aber multilingual.

Wie oben angedeutet warfen wir auch einen Blick auf den Arcade-Modus. Dort spielt ihr die Kampagne, müsst euch gemeinsam gegen die Feinde stellen, bekommt aber für Abschüsse Punkte gutgeschrieben. Wer am Ende mehr Punkte hat gewinnt. Helfen um zu überleben, Feinde besiegen um zu gewinnen.

Rod Fergusson schickte uns übrigens direkt auf dem Schwierigkeitsgrad Insane los, da Casual und Normal eher leichter wurden im Gegensatz zu den Serienvorgängern. Um den Schwierigkeitsgrad für uns zu erhöhen hätten wir allerdings Mutatoren einsetzen können, die beispielsweise dafür sorgen, dass auf der Karte keine Munition mehr rumliegt.

Mir gefällt der gespielte Part von “Gears of War 3” bereits richtig gut, allerdings ist es für mich nun noch schwieriger auf den 20. September und den damit verbundenen Release des Spiels für die Xbox 360 zu warten. Das Teil ist, zumindest durch meine Impressionen während der Anspielsession, genau das, was ich erwartet habe: Gradlinige Action gepaart mit geilem Gameplay, riesigen Gegnerhorden und großen Zwischenbossen. Dazu noch ein feiner Multiplayer, Horde 2.0 und (vielleicht sogar) regelmäßiger DLC? Voll mein Ding. Würden nicht noch “Battlefield 3” und “Modern Warfare 3” erscheinen, dann stünde für mich bereits jetzt fest, dass “Gears of War 3” mein persönliches Shooterhighlight 2011 ist.

Ich freue mich. Wie sehr ich mich freue seht ihr im Video unten, als Wolf mir während der Spielesession Eindrücke entlocken will – ich war recht im Spiel gefangen.

Sobald wir eine Version von “Gears of War 3” in unserer Redaktion haben, gibt es mehr Anspielberichte, Tipps und Tricks aus Profihand (haha, ich meine mich und Wolf) sowie allerlei krassen Kram von dem wir bisher noch nicht einmal wissen, dass wir ihn raushauen werden.

Weil es so schön ist und ich niemals gedacht hätte, dass wir offiziell über einen “Gears of War”-Titel berichten dürfen: “GEARS OF WAR 3”, “GEARS OF WAR 3”, “GEARS OF WAR 3”, “GEARS OF WAR 3”, “GEARS OF WAR 3”, “GEARS OF WAR 3” … das tat gut.

Zur Einstimmung einige Screenshots aus “Gears of War 3”:

Gears of War 3

Beschreibung: Gears of War 3

Und jetzt kommen wir zum Preview-Video zu “Gears of War 3”:

Auf der folgenden Seite findet ihr zudem ein Interview mit Felix Falk dem Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle.

Hier war mal ein Bild
Wir sprachen mit Felix Falk dem Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) über “Gears of War 3”, nachträgliche Indizierung, das Prüfungsverfahren der USK und deren Glaubwürdigkeit bei mehrmaliger Prüfung.

Game One:
Zum Einstieg kurz und knapp: Wie läuft ein Ratingverfahren bei der USK ab?

Felix Falk:
Dazu schaut man sich am besten diesen kleinen Film hier an.

Alle Titel werden von der USK zunächst auf technische Lauffähigkeit sowie Vollständigkeit des Prüfauftrages und aller Unterlagen überprüft. Die Sichter der USK erhalten alle komplexen Titel bereits Tage vor der eigentlichen Prüfung. Sie spielen die Titel komplett durch, speichern Spielstände und bereiten eine Gesamtpräsentation des Spiels gemäß den Richtlinien der USK vor. Die Spielesichter verfügen über alle notwendigen Zusatzinformationen des Anbieters. Bei der vollständigen Sichtung des Titels müssen sie sich auch alle für den Jugendschutz relevanten Details erschließen. Sie verfassen im Vorfeld einen neutralen schriftlichen Bericht. Diese umfassende Vorbereitung ist notwendig, um den Spielen technisch und inhaltlich gerecht zu werden. Nun übergibt die USK den Prüfauftrag an das Prüfgremium, in dem der Sichter das Spiel präsentiert. Weder die USK noch die Sichter geben eine Altersbewertung ab.

Ein Prüfgremium besteht aus vier Jugendschutzsachverständigen und einem Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden (OLJB). Insgesamt sind es über 50 Jugendschutzsachverständige, die von den 16 Bundesländern berufen wurden. Sie haben beispielsweise als Pädagogen, Journalisten, Sozialwissenschaftler oder Mitarbeiter in Jugendämtern Erfahrung in der Kinder- und Jugendarbeit, sind am interaktiven Medium interessiert und weder in der Hard- noch der Softwareindustrie beschäftigt. Sie verbindet das Interesse am Computerspiel und am Jugendschutz. Die Industrie stellt keine eigenen Jugendschutzsachverständigen.

Oberster Grundsatz aller Prüfverfahren ist: Bei der USK wird gespielt – jeder Titel. Dieses Verfahren ist weltweit einmalig. Im Prüfgremium hat jederzeit jedes Gremienmitglied die Möglichkeit selbst in ein Spiel einzusteigen. Aufgrund der Präsentation des Sichters erschließen sich die Jugendschutzsachverständigen das Spiel, diskutieren und bewerten es nach den Kriterien der USK im Hinblick auf den Jugendschutz. Die Kriterien der Bewertung von Computerspielen sind unter allen Bundesländern abgestimmt und werden ständig in Kooperation von USK und den OLJB sowie vom Beirat der USK überprüft und weiterentwickelt. Die Gutachtenden beziehen Handbücher und Zusatzmaterialien in die Diskussion ein. Am Ende müssen sie das Spiel in eine der fünf Altersgruppen des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) einstufen und die Entscheidung in einem Gutachten begründen. Wenn vermutet wird, dass ein Spiel die Indizierungskriterien der BPjM erfüllt, wird das Alterskennzeichen verweigert.

Das für die Alterseinstufung von Computerspielen federführende Bundesland, Nordrhein-Westfalen, hat zwei ständige Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden benannt, von denen die im Begutachtungsverfahren jeder Prüfung jeweils einer bzw. eine mitwirken. Am Ende empfehlen die Jugendschutzsachverständigen eine Altersfreigabe, die dieser staatliche Vertreter übernimmt oder gegen die er ein Veto einlegt. Die USK nimmt das Prüfergebnis entgegen und teilt es dem Antragsteller mit. Wenn dieser nicht seinerseits in Berufung geht und so eine erneute Prüfung auslöst, erhält das Spiel das Alterskennzeichen durch den Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der USK.
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Game One:
Wieso gab es für “Gears of War 3” eine Freigabe der ungeschnittenen Version, während die inhaltlich sehr ähnlichen Vorgänger indiziert wurden?

Felix Falk
Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass “Gears of War 3” nach einem Zweifelsfallverfahren, bei dem die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) keine Gefahr einer Indizierung sah, das USK-Kennzeichen „ab 18“ erhalten konnte. Die Titel “Gears of War” und “Gears of War 2” haben kein Kennzeichen der USK und wurden von der BPjM indiziert.
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Game One:
Zusammenhang zwischen USK und BPJM im Rahmen der Freigabe? Zitat Wikipedia: “Die USK hatte eine Freigabe ursprünglich noch verweigert, die BPjM sah jedoch keine Indizierungsgrundlage. Daher erhielt das Spiel im zweiten Anlauf die 18er-Freigabe.”

Felix Falk
In einem Prüfverfahren kann es die Entscheidung des Prüfgremiums sein, eine gutachterliche Stellungnahme der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien einzuholen, wenn Zweifel bestehen, ob der vorliegende Inhalt indizierungsrelevant ist. Das ist ein sogenannter Zweifelsfall. Die Weiterleitung an die BPjM geschieht nur mit Zustimmung durch den Anbieter. Die USK nimmt das Verfahren wieder auf, sobald die Stellungnahme der BPjM vorliegt (siehe USK-Grundsätze, §10, Absatz 10).
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Game One:
Die Vorgänger der “Gears of War”-Serie wurden nach Release um zahlreiche Downloadinhalte ergänzt: Was passiert, wenn Spielmodi, Waffen etc. verfügbar werden, die in ihrer Drastik und/oder Brutalität das Hauptspiel weit übertreffen? Nachträgliches Entziehen der USK-Freigabe möglich?

Felix Falk
Ja, wenn bei einem Spiel nach der Prüfung wesentliche, die Alterseinstufung verändernde Änderungen vorgenommen werden, ist ein Entziehen des Kennzeichens möglich.
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Game One:
Denkt die USK, dass es zu einem Appellationsverfahren wie bei „Dead Space 2“ kommen wird?

Felix Falk
In diesem Fall kann es zu keinem Appellationsverfahren mehr kommen.
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Game One:
Schadet es nicht der Glaubwürdigkeit eines USK-Urteils, wenn ein Spiel bei mehrfachem Einreichen unterschiedlich bewertet wird? Siehe auch „Dead Space 2“.

Felix Falk
Im Gegenteil, die Möglichkeit für mehrere Instanzen, innerhalb derer auch unterschiedliche Bewertungen gefällt werden können, macht ein rechtsstaatliches Verfahren aus. Das ist im Prinzip nichts anderes als bei einem Gerichtsverfahren.
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Game One:
Wie hat sich die Freigabe-Situation der USK generell verändert? Vor fünf Jahren wäre es voraussichtlich nicht möglich gewesen, dass “Gears of War 3” eine Freigabe bekommt.

Felix Falk
Die Kriterien sind dynamisch und müssen es auch sein. Die fortlaufende Weiterentwicklung der Kriterien wird von vielen Faktoren beeinflusst. Damit ist die Einordnung der Spiele in die Alterskategorien ein stetiger Prozess, der immer neuen Erkenntnissen und Einflüssen wie zum Beispiel neuen wissenschaftlichen Studien unterliegt.

Das ist auch richtig so, denn sonst würde ein „River Raid“, dass ja damals auf dem Atari noch indiziert wurde, heute immer noch keine Freigabe bekommen. Tatsächlich gibt es gerade unter den Computerspielen einige Titel, die früher indiziert wurden, die man heute ab 12 Jahren freigeben könnte. Die meisten dieser Spiele stehen zwar noch auf dem Index, aber würde der Rechteinhaber einen Antrag auf Streichung stellen, würde das mit Sicherheit auch passieren. Doch nur wenige Klassiker werden wieder neu auf den Markt gebracht und oft existiert auch gar kein Rechtsnachfolger mehr.
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Game One:
Vielen Dank für das Interview.