Es wird sexy. So sexy, dass Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren jetzt bitte den Raum verlassen. Alle raus? Okay, ab die Post. Zuerst ein Trailer zu “Flirtgewitter”, dem am 3. März 2011 kommenden Wii- und Playstation-3-Spiel von Ubisoft.

Okay, jetzt wieder runterkommen. Durchatmen. Ja, ruhig bleiben. Was ihr da oben seht sind 1:27 Minuten Fremdscham für die Generation Gamer.

“Flirtgewitter” ist eine Sammlung von “40 sexy Minigames”, die laut Pressemitteilung eine “Herausforderung der Mitspieler zu gewagten Striptease-Einlagen” bietet. Unfassbar, aber “der Controller flüstert dem Spieler pikante Begriffe ins Ohr, die er dann pantomimisch darstellen soll, damit die Mitspieler diese dann erraten.”. Ich stelle mir grad vor, wie dieser krätzende Wii-Controller mir sexy Dinge wie “klatsch der Blonden auf den Hintern” flüstert – da werde ich bereits jetzt ganz wuschig.

Doch der Clip vermittelt einen komplett anderen Blick auf Wii-Spieler, als wir ihn bisher kannten. Wii-Spieler sind durchtrainierte Businesstypen, die mit scharfen Mädels in ihren aufgeräumten, fast schon sterilen, Wohnungen die Wii nutzen, um einen Vierer zu provozieren. Oder nicht? Also ich kenne ausschließlich Wii-Spieler, die genau und zwar wirklich genau so sind.

Bei einem Video, welches so viel Unfug in 1:27 Minuten presst, mussten wir selbstverständlich nicht lange auf Resonanz aus dem Netz warten. Ein dicker Dank geht an dieser Stelle ans Internet. Danke, Internet. Hier ist der “Flirtgewitter”-Trailer mit der Mucke und dem Schnitt aus dem Trailer von Dead Island.

Mal ernsthaft: Ich kenne in meinem Bekanntenkreis keinen Menschen, der an “Flirtgewitter” interessiert ist. Egal ob Gamer oder nicht. Die Frage, die sich allerdings die meisten meiner Bekannten stellen: Ist das Spiel für Leute ohne Hemmschwelle oder ist es gerade für diese Menschen gedacht, die im Umgang mit dem anderen Geschlecht und der eigenen Sexualität eben nicht umgehen können? Fällt es bei einem Date einfacher “lass uns mal eine Runde Wii spielen. Ich hab da Flirtgewitter!” als den direkten Weg zu gehen? Was denkt ihr?

Aber wie peinlich ist die Vermischung von virtueller und realer Balz im Gegensatz zum 9-Stunden-Roboter-Alien-Gekloppe bei dem wir alleine vor dem Monitor sitzen? Wiegt das gemeinsame Spiel die Peinlichkeit auf oder steckt in diesem Fall in der Einsamkeit des Spielers die wahre Freude?

In meinen Augen ist “Flirtgewitter” vor allem ein Zeichen dafür, dass Spielepublisher versuchen (werden) aus allen Dingen des realen Lebens Kapital zu schlagen und sie in ein Spiel zu verwandeln. Demnächst dann der “WC-Simulator 2012” bei dem der Spieler in der Hocke auf zugekaufter Toilettenperipherie sitzt und mittels Move auf dem Bildschirm vordefinierte Pinkelbecken treffen muss. Als Downloadcontent gibt es Zeitungen für den Lesespaß auf dem virtuellen Lokus. Eine Welt, in der ich leben will. Ja!

Bitte Ubisoft, überdenkt eure Casual-Markt-Strategie. Auch wenn euch Trailer wie dieser ins Gespräch bringen – im Netz schauen das Video zum Großteil sowieso nur Leute, die eine Spieleleidenschaft besitzen. Da gilt das alte Motto “Auch schlechte PR ist PR” nicht, denn der Trailer hinterlässt – ähnlich wie die Kampagne Your Mom Hates Dead Space 2 von EA – bei vielen Spielern einen faden Beigeschmack. Bringt lieber schöne Jump-n-Run-Games für Kids und Neueinsteiger oder versucht Neuland mit wirklich innovativen Spielideen zu entdecken. Aber setzt doch nicht auf die erste Idee, die bei einem Businessmeeting entsteht: “Scharfe Weiber + Sex = Finanzieller Erfolg”.

So bleibt nur ein virtueller Klaps auf den Po für Ubisoft:


“Flirtgewitter” erscheint am 3. März 2011 für Nintendo Wii und Playstation 3. Die Xbox 360 und der PC bleiben wohl verschont. Ebenfalls verschont bleiben die US von A, denen ist das Spiel wohl zu scharf.

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