Am Wochenende habe ich endlich Zeit gefunden “Mass Effect 2” zu spielen. Den ersten Teil fand ich grandios, deshalb hab ich den Nachfolger direkt am ersten Tag der Veröffentlichung gekauft. Dann kam die Nachricht, dass es keine englische Tonspur für die deutsche Xbox-Version geben würde. Zwar ist die deutsche Snychro nicht schlecht, aber ich hatte den ersten Teil auf englisch gespielt und das wollte ich dann auch beibehalten. Im offiziellen BioWare-Forum kam das Gerücht auf, es würde die englische Tonspur zum Download geben. Das allerdings stellte sich als Ente heraus und so blieb mir nichts anderes übrig, als meine Version zurück zu geben und im Internet die englische Version zu bestellen.

Als ich das Spiel dann endlich zum ersten Mal starten wollte, fiel mir ein Zettel mit einem Code in die Hände. Es stellte sich heraus, hier gibt es einen Downloadcontent (DLC).

Bevor man sich ins Spiel stürzt, kann man optional diesen Code eingeben und erhält dann Zugriff auf zusätzliche Inhalte. Einige neue Missionen, Waffen oder Charaktere werden so verfügbar. Insgesamt ein Datenpaket von einem halben Gigabyte. Allerdings ist dieser Code nur einmalig verwendbar. Wollt Ihr Euer Spiel weiterverkaufen, dann eben nur ohne den Downloadcontent.


“Mass Effect 2” ist dabei in guter Gesellschaft. “Battlefield: Bad Company 2” liegt ebenfalls eine Registrierungsnummer bei. „VIP-Code“ heißt sie hier. In Anbetracht der Tatsache, dass jedes Spiel mit einem VIP-Code ausgeliefert wird, könnte man den Eindruck gewinnen, EA lägen alle Kunden so sehr am Herzen, dass sie jeden zur Very Important Person machen möchten. Auch hier verbraucht sich der Code, nachdem Ihr ihn zur Freischaltung weiterer Multiplayer-Maps eingegeben habt.


Ein weiteres Beispiel ist “Bioshock 2”. Hier befindet sich der Zusatzinhalt bereits auf der DVD. Man muss jedoch ein weiteres Mal zahlen, um ihn freizuschalten. Laut Entwickler 2k wollte man sichergehen, dass der angehängte Multiplayermodus nicht unter Versionsunterschieden zwischen DLC-Kunden und Nichtkunden leidet.

Wird der Käufer hier nicht doppelt zur Kasse gebeten? Klar wird er das. Genau wie bei etlichen anderen Spielen auch. Die Sache bekommt natürlich einen faden Beigeschmack, wenn der Inhalt sogar schon auf der DVD enthalten ist. Aber das ist eigentlich nur Augenwischerei.

Bei “Left 4 Dead” spielt man vier Überlebende, die sich kapitelweise durch eine Horde Zombies kämpfen. Ein Kapitel fehlt, wodurch in der Story eine Lücke entsteht. Dieser Abschnitt wurde später gegen einige hundert Microsoft-Points nachgereicht, obwohl er spielerisch eher dünn ist. Hier ist es auch Teil von Microsofts Vertriebsstrategie, für jede Kleinigkeit die Tasche aufzuhalten. Da hat der Publisher manchmal gar nicht die Möglichkeit, Inhalte kostenlos auf dem Marktplatz anzubieten. Auf dem PC sieht das natürlich anders aus.

Für den zweiten Teil von L4D warten aktuell alle Fans auf das erste Add-On. Natürlich war dieses bereits vor dem Verkaufsstart des Spiels geplant.. Es wirkt nur weniger dreist, weil es nicht direkt auf der Verkaufs-DVD enthalten ist. Klar verursacht aber auch dieser Downloadcontent zusätzliche Kosten für den Spieler. Doch er wird eher präsentiert wie ein klassisches Add-On, wie eine Erweiterung, die man seit Jahren vom PC kennt und für die man selbstverständlich bereit ist zu zahlen.

Es ist also auch eine Frage, in welchem Gewand man diese doppelten Kosten aufmarschieren lässt. “Bioshock 2” verkleidet sich hier nun mal einfach nicht.

Bleibt die Frage, was man davon halten soll. Als erste Reaktion fühlt man sich natürlich abgezockt. Hier werden Spiele offensichtlich von Anfang an darauf ausgelegt, dem Käufer weitere Kosten zu verursachen. Als wenn man ein Haus kauft, dem die Stufen in den ersten Stock fehlen. Ihr wollt das ganze Haus nutzen? Dann kauft unsere Treppen noch dazu! Natürlich will man als Gamer das ganze Spiel. Wäre es anders, würde man es sich gar nicht erst kaufen.

Kann man trotzdem irgendwo verstehen, dass nahezu jeder Publisher in jüngster Zeit mit DLCs um sich schmeißt?
Tatsächlich sind seit Beginn der Wirtschaftskrise (sorry, ich kann dieses Wort auch nicht mehr hören) etliche Entwicklerstudios vor die Hunde gegangen und auch die großen Publisher haben Schwierigkeiten schwarze Zahlen zu schreiben. Die Gamesbranche ist nicht ganz so krisenresistent, wie wir das gerne hätten.

Da macht es doch eigentlich Sinn, nach alternativen Wegen zu suchen, Geld zu verdienen, ohne den Verkaufspreis einzelner Titel in die Höhe zu schrauben. DLCs sind immer optional. Man muss sie nicht kaufen, bisher funktionieren die Spiele auch ohne noch.
Man bekommt für sein Geld also das Grundpaket. Je nachdem wie gut einem dann dieser Titel gefällt, ist man mehr oder weniger gern bereit, zusätzliche Inhalte zu erwerben. Für mich war als Beispiel jedes der fünf “Fallout 3” -Add-Ons wie ein kleines bißchen Weihnachten. Andere Spiele haben mich weniger gereizt und dementsprechend käme ich nie auf den Gedanken noch mehr Geld hinein zu stecken.

Für einen Publisher machen DLCs verdammt viel Sinn. Wenn ein Spiel über die Ladentheke gegangen ist, hört es nicht mehr zwangsläufig auf, Geld einzubringen. Die beiliegenden Codes animieren vielleicht den ein oder anderen Raubkopierer dazu, zumindest für Zusatzinhalte doch noch zu zahlen. Und wer sich in der Vergangenheit gerne ein Spiel gebraucht gekauft hat, greift jetzt vielleicht doch eher zu einer neuen Version, in welcher der beiliegende Code noch nicht verbraucht ist.

DLCs sind ein cleverer Weg aus einem Spiel noch mehr Geld herauszuquetschen. Dabei gibt es Inhalte, die ihr Geld absolut wert sind und für die ich auch bereit bin, nochmal zu bezahlen. Klassisches Beispiel ist ein Mappack. Reizt mich das Spiel nicht, kauf ich es nicht. Hab ich viel Spaß damit, freu ich mich. Nur der Preis sollte angemessen bleiben. Und da nervt es mich, wenn Microsoft zusätzlich zu den monatlichen Gebühren für Xbox-Live zu sehr die Hand aufhält und den Preis in die Höhe treibt.

Was auch nervt, sind Zusatzinhalte, die eigentlich in das Hauptspiel gehören aber als Erweiterung verkauft werden. Nur weil DLCs jetzt scheinbar gut funktionieren, sollte ein Publisher seine Qualitätsstandards nicht so weit runter setzen und für jede Kleinigkeit abkassieren.

Und DLCs sind ja nicht nur eine Einnahmequelle. Man könnte ja auch mal auf die Idee kommen und Spieler, die unter Bugs oder Serverausfällen zu leiden hatten, durch einen kostenlosen Bonusdownload zu entschädigen. Kurz nach Verkaufsstart hatten die Server von “Battlefield: Bad Company 2” enorme Performanceprobleme und musste neu aufgesetzt werden. Wieso tröstet man die Kunden da nicht mal mit einer Multiplayermap?

Oder “Mass Effect 2”. Einige Leute sollen sich ja im Vertrauen auf einen versprochenen Sprachdownload die deutsche Version gekauft haben. Wieso stellt man diesen Kunden nicht einfach mal die englische Version zum kostenlosen Herunterladen bereit, so wie es “Fable 2” auch gemacht hat?

Was meint Ihr? Sind DLCs für Euch bloße Abzocke oder sinnvolle Ergänzung?