Kennt Ihr diese Handywerbung in der erzählt wird, dass “man nur den Tarif bekommt, den man will”? Ich glaube der Spot ist von Base. Wie dem auch sei: An den Werbespot musste ich denken, als ich Guitar Hero: Warriors of Rock gezockt habe.

Blicken wir einige Wochen zurück: Auf der gamescom 2010 erzählten mir die Entwickler stolz, dass “Guitar Hero: Warriors of Rock” eine komplexere Story bietet und sie die Fantasywelt bis ins kleinste Details ausgebaut und überdacht haben. Klingt, soweit man den Fantasy-Look mag, sehr gut und vor allem stimmig.

Als das Spiel dann bei mir aufschlug und mein bester Freund und ich einen gemeinsamen BPGH-Abend (Bier, Pizza, “Guitar Hero”) veranstalten wollten, kam eine extrem lästige Überraschung: Bereits beim Charakterauswahl- und Einstellungsmenü bekomme ich einen dicken Banner der Targo Bank zu Gesicht. Targo Bank, Fantasy-Universum, “Guitar Hero”, irgendwie passt das alles nicht zusammen. Egal, erstmal eine Runde gezockt. Das Spiel ist toll und der wahrscheinlich beste “Guitar Hero”-Teil seit Guitar Hero 3: Legends of Rock.

Oli musste irgendwann ins Bad (nur Gott weiß, was er dort tat!) und ich hatte fünf Minuten, um mich mit “Guitar Hero: Warriors of Rock” und der Targo Bank zu befassen. Zuerst dachte ich, dass der Banner wirklich nur beim Einstellungsmenü auftaucht, aber dann fiel mir auf, dass er auch bei den Tipps und Tricks zu sehen ist. Überall ist dieser Banner und er ist nicht sonderlich schön ins Spiel eingebunden. Es ist ein weißer Kasten. Mit Logo. Ätzend.

Es wirkt so, als hätte ein Schlipsträger gesagt: “Hey, wir brauchen einen 500×100 Pixel breiten Kasten, in den wir euch ab und zu Werbeanzeigen von Kunden hauen.” Daraufhin antwortete einer der armen Entwickler sicherlich verdutzt: “Aber wir haben uns so viel Mühe gegeben, bitte nehmt nur Anzeigen die ihr vorher mit uns absprecht, damit wir sie optisch und inhaltlich an das Spiel anpassen können. Metal Hammer, Rolling Stone, irgendwelche Gitarren-Hersteller oder dicke Ami-Schlitten! Hauptsache es passt irgendwie ins Universum!”. Innerlich lachte der Schlipsträger, er schaute auf seine teure, hochglanzpolierte Uhr und nickte dem Entwickler zu. Es war kein zustimmendes Nicken sondern ein: “Money is all over the place, biatch!”-Nicken. Ja, so muss es sich zugetragen haben.

Mal ernsthaft: “Guitar Hero: Warriors of Rock” kostet rund 60 Euro. Mit Gitarre sogar fast 90 Euro und mit Bandset schlägt der Spaß mit ungefähr 190 Euro ein Loch in die Geldbörse. Wozu dann die Mehreinnahmen durch Ingame-Werbung? Vor allem, wenn sie so schlecht platziert ist und mich mit einem komischen Bauchgefühl zurück lässt?

Gleiches Spiel, andere Situation: Die Band betritt eine Bühne und im Hintergrund prangert ein riesiges Coca Cola-Schild. Das ist allerdings optisch ein wenig angepasst und auch die Marke passt ein wenig mehr zum Spiel. Wenn schon Werbung auf Teufel komm raus in jedes Spiel einbinden, wieso dann nicht mit festen Deals und in Zwischensequenzen? Eine coole Zwischensequenz, der Charakter betritt eine Bar, macht sich für den Auftritt bereit, bekommt eine Cola serviert, (Zeitlupe) nimmt einen Schluck, wischt sich den Mund (Zeitlupen Ende) und die Situation ist vorbei. Eben mit einem Augenzwinkern. Ein Holzhammer mit Plüschschlagfläche. Vernünftiges Product-Placement eben.

Ist bei Filmen doch ähnlich: Ich weiß, dass in Filmen unterbewusst (oder offensiv, dafür aber mit Augenzwinkern) Werbung eingesetzt wird. Sei es für Eissorten, Getränke oder für Head & Shoulders in “Evolution” (grandioses Product-Placement!). Aber wer käme auf die Idee sich eine DVD zuzulegen, dafür 10 Euro auszugeben und DANN Werbepausen zu akzeptieren? Niemand, oder? Und lieblos eingesetzte Banner in Spielen sind für mich genau das: Sie ziehen mich aus diesem Universum und verärgern mich. Ich denke an den 16 Jahre alten Schüler, der sein Taschengeld zusammen kratzt um sich dann “Guitar Hero: Warriors of Rock” zu kaufen. Und was bekommt er? Werbung. Doof. Extrem sogar.

Schlipsträger müssen endlich verstehen, dass nicht jedes Spiel ein FIFA, PES, Skate oder NHL ist. Nicht in jedem Spiel ist reale Werbung gerne gesehen. Bei “FIFA” ist es ein Muss, dass die Originalwerbung zu sehen ist. Ich WILL Werbebanner wie im Stadion, dort nerven mich die EA Sports-Platzhalter sogar richtig. Bei “Skate” will ich die Skate-Klamotten meines Lieblingslabels haben und genau auf dem Deck fahren, welches ich auch in der realen Welt nutze. Aber “Guitar Hero” ist eben kein “FIFA” und auch kein “Skate” – und wird es hoffentlich auch niemals sein. Nutella-Werbung im Fantasy-Gitarren-Geschrammel wirkt doof, deplatziert und gewollt.

Ich hoffe Ihr versteht, was ich mit diesem Senf ab sagen will. Ich weiß, dass das Thema für 14 Stunden Podcast am Stück reicht, aber darum geht es hier nicht: Hier ging es einzig darum, dass mich unpassende Werbung wie die einer Bank in einem Fantasy-Gitarren-Spiel aufregt.

Dass gerade “Guitar Hero: Warriors of Rock” den Senf ab bekommt, ist einfach nur dem Umstand geschuldet, dass es der aktuellste Titel mit unpassender Werbung ist. Das Spiel selbst ist nämlich erste Sahne. Dany Sahne. Quasi. Haha!