Vor etwas mehr als einer Woche kündigte Publisher Gigant “Electornic Arts” an, den Mehrspieler-Modus in gebrauchten Spielen zu deaktivieren. Und das funktioniert so: In Zukunft wird allen EA Sports Titeln, beginnend mit “Tiger Woods PGA Tour 11”, ein sogenannter Online-Pass beiliegen. Dieser erlaubt es dem Erstkäufer, durch die Eingabe eines Codes, Features wie den Online-Modus kostenlos zu nutzen. Der Code wird mit dem Spielerprofil verknüpft und ist nur mit diesem benutzbar. Der 2nd-Hand-Käufer muss dann mit dem Kauf eines neuen Online-Passes (10 Dollar) diese Features für seinen Account wieder freischalten. Davor ist es nur möglich die Features für sieben Tage kostenlos zu testen.

Auf der EA Seite ist von einer verbesserten Online-Erfahrung die Rede, vom Nutzen des vollen Online-Potenzials und von der Verlängerung des Online-Spielspasses. Doch dahinter steckt natürlich eine wirtschaftliche Idee. Der Gebrauchtspielemarkt ist den Publishern seit jeher ein Dorn im Auge. Denn am Weiterverkauf von Spielen verdienen die Publisher keinen Cent. Ein Spiel wie zum Beispiel “GTA 4”, wandert für ca. 50 Euro über die Ladentheke, wird aber von viel mehr Menschen gespielt.
Natürlich leiden darunter die Einnahmen. Doch gleichzeitig steigen auch die Entwicklungskosten von Spielen. Ein “GTA 4” kostete in der Herstellung nicht weniger, als ein Hollywood-Blockbuster. Und so argumentieren auch die Publisher. Denn während jeder Kinogänger den vollen Preis zahlen muss, profitieren Spieler vom nicht gerade kleinen Gebrauchtspielemarkt.

Mit dem “Project Ten Dollar” verfolgt Branchen-Riese EA daher eine neue Strategie. In Zukunft sollen auch Gebrauchtkäufer einen Obulus für die Nutzung zahlen. Zusätzlich zu dem, was sie für das (gebrauchte) Spiel gezahlt haben, sebstverständlich.

Natürlich sorgte diese Meldung für einen lauten Aufschrei in der Gaming-Welt. Immerhin ist das “Project Ten Dollar” nicht von irgendwem ins Leben gerufen worden, sondern vom größten Publisher der Welt. Andere Publisher, wie z.B. UbiSoft, haben bereits erklärt, dass sie diese Idee mit großem Interesse verfolgen und gegebenenfalls einen ähnlichen Weg beschreiten werden.

Und es ist davon auszugehen, dass andere Publisher dem Vorbild folgen werden, denn den Publishern geht es schlecht. Gerade EA verzeichnete laut Gamesmarkt.de einen Verlust von satten 677 Mio. Dollar im abgelaufenen Geschäftsjahr. UbiSoft hingegen bilanzierte 18 Prozent Umsatzminus. Es ist also deutlich, woher die plötzliche Motivation kommt, dem Gebrauchtspielemarkt Einhalt zu gebieten.

Für den gemeinen Gamer stellt sich natürlich die Frage, ob das wirklich eine gute Entwicklung darstellt. Sicherlich hat niemand was davon, wenn die Publisher und Entwickler keine Kohle mehr haben, aber muss das auf Kosten derer gehen, die sich das nicht gerade günstige Hobby Videospiele überhaupt erst durch den An- und Verkauf von gebrauchten Spielen leisten können?
Und machen die Publisher womöglich hier die Rechnung ohne den Wirt und dafür mit dem Milchmädchen?
Denn nicht gerade wenige Leute kaufen sich überhaupt nur neue Spiele, wohlwissend, dass sie diese nach dem Durchspielen wieder verkaufen können. Generell ist der Weiterverkauf zwar trotzdem möglich, allerdings ist die Frage inwiefern es sich dann überhaupt noch lohnt, wenn der Käufer eines gebrauchten Spiels per default 10 Dollar zahlen muss, um das Spiel überhaupt vollständig nutzen zu können.

Es gibt in dieser Diskussion ganz klar zwei Seiten. Auf der Einen sind die Publisher, die an einem Weiterverkauf nichts verdienen, während große Ketten wie z.B. “GameStop” oder Videotheken sich die Hände reiben und am Gebrauchtgeschäft oder -Verleih verdienen. Hier sagen die Publisher natürlich “Moment mal, wir haben das Spiel produziert und sehen plötzlich keinen Pfennig mehr dafür!”

Auf der anderen Seite sind die Kunden, die sagen, dass für einen verkauften VW Golf der Macher auch keine Kohle mehr sieht und es nicht sein kann, dass die Publisher mehrmals für ein und das selbe Produkt die Hand aufhalten.

Für mich ist vor allem durch die Online-Komponente ein neuer Aspekt dazu gekommen. Denn ob man es nun wahrhaben will oder nicht: Server, Matchmaking-System , Online-Ranglisten und co. kosten die Publisher eine Menge Geld. Gleichzeitig sorgen Spiele mit umfangreichen Online-Modus dafür, dass Spieler immer weniger neue Titel kaufen. Während vor 15 Jahren ein Spiel nach dem Durchzocken einfach “vorbei” war, fängt heute der Spielspaß erst richtig an. Egal ob Online-RPG oder Egoshooter, nicht wenige Spiele fesseln Spieler heute für Monate an den Bildschirm. Der Bedarf an neuer Software sinkt entsprechend. Wer sein “Modern Warfare 2” gebraucht kauft, kommt dank dem kostenlosen Online-Modus in den Genuss von unzähligen Spielstunden. Doch die Server-Kosten zahlt der Publisher und nicht GameStop oder eBay.

Natürlich steigt die Serverbelastung durch den Verkauf von Gebrauchtspielen nicht, da ja nicht mehr Exemplare in Umlauf sind, zumindest aber die Laufzeit wird erhöht. Dieses Argument ist aber auch nur dann zulässig, wenn Publisher ihre Server weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung stellen. Konami beispielsweise, schließt regelmäßig die Server zu ihren alten PES-Versionen um so den Kunden zum Kauf des neuen Spiels zu “zwingen”. Und hier sei ebenfalls angemerkt, dass man zumindest als XBL User ohnehin schon für die Online-Nutzung zur Kasse gebeten wird.

Der große Verlier wird übrigens der Erstkäufer sein, der sein Spiel jetzt für 10 Dollar weniger gebraucht verkaufen muss, damit er überhaupt noch einen Abnehmer findet.
Doch ganz gleich ob das “Project Ten Dollar” demnächst Schule macht oder nicht, die Konsumenten werden sich auf neue Erlösmodelle der Entwickler und Publisher einstellen müssen. Mit DLC hat sich bereits eine neue Erlösquelle durchgesetzt. Mit dem neuen BattleNET von Blizzard werden zukünftig alle Spieler, die Blizzard Spiele online zocken möchten zur Kasse gebeten. Andere Prophezeien sogar das Aussterben von Publishern und verweisen auf die Musik-Industrieg, wo die digitale Vermarktung das Plattenlabel zunnehmend ablöst.

Auch wenn der erste Reflex immer gegen die vermeintlich bösen Publisher gerichtet ist, so muss ich als Verbraucher sagen, dass sich diese Entwicklung abgezeichnet hat. Wir befinden uns gerade erst am Anfang einer kompletten Umwälzung des klassischen Spiele-Vertriebs. Selbst der Online-Pass wird in ein paar Jahren lediglich eine Randnotitz sein, denn die Entwicklung deutet auf einen allein digitalen Vertrieb hin. Egal ob XBLA, Wiiware, PSN oder Steam. Der Gebrauchtmarkt wird wahrscheinlich genauso aussterben wie die Anleitung und die Videospielverpackung.

Euer Senf

Was haltet Ihr vom “Project Ten Dollar” und dem Online-Pass? Kauft und verkauft Ihr viele Gebrauchtspiele? Wie seht Ihr die Zukunft des Spiele-Vertriebs?