Ach herrje. Eine Videospielverfilmung. Mit Jake “Donnie Darko” Gyllenhaal und Sir Ben Kingsley, der sich bereits in Uwe Bolls unfassbarem “BloodRayne” um Kopf und Kragen chargiert hat. Und DANN noch produziert von Edel-Krawallmacher Jerry Bruckheimer! Das riecht doch nach dem nächsten filmischen Super-GAU und einem weiteren hämischen GameOne-Verriss. Aber hin und wieder gibt es eben noch mittelschwere Überraschungen im Kinosaal. “Prince of Persia: Der Sand der Zeit” ist so eine.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Sensationell gut ist die Umsetzung von Ubisofts Kletter-und-Schnetzel-und-Zeit-zurückdreh-Reihe nicht geraten. Dafür ist die Story zu verworren, die Figuren zu blass und die Action zu steril, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Aber anders als “Kampf der Titanen,” “Robin Hood” und andere Hype-Enttäuschungen tut “Prince of Persia” auch nicht so, als wäre er mehr als ein flott-harmloser Sommer-Blockbuster, den man zwei Wochen später schon wieder halb vergessen hat. Und mittlerweile ist es geradezu wohltuend, wenn ein Abenteuerfilm mal nicht auf Biegen und Brechen versucht, möglichst EPISCH zu sein. Sondern einfach nur ein oberflächliches, aber immerhin unterhaltsames Märchen aus dem fernen Hollywood-Orient erzählt.

Hier war mal ein Bild das leider nicht gebackupt wurde :(

Ex-Straßenjunge Dastan (Jake Gyllenhaal) wächst im mittelalterlichen Persien unter königlicher Obhut auf. Zusammen mit seinen zwei Brüdern (Richard Coyle und Toby Kebell) nimmt er, auf Geheiß seines blaublütigen Ziehvaters Sharaman, die heilige Stadt Alamut ein. Die war bislang für den aufrechten König zwar immer unantastbar, doch nun ist etwas Ungeheures geschehen: Alamut soll die Feinde Persiens heimlich mit Waffen versorgen, melden die Spione! Alamuts Prinzessin, die schöne Tamina (Bond-Girl Gemma Arterton), hat allerdings ganz andere Sorgen: Als Hüterin eines magischen Dolches setzt sie alles daran, dass diese mächtige Waffe nicht in die Hände der Besatzer fällt. Ob ausgerechnet Dastan den Kartoffelschäler dann findet? Aber sicher. Ob das wohl zu turbulenten Action-Sequenzen und dezent knisternder Erotik zwischen den beiden eingeölten Schauspiel-Schönlingen führt? Ich will nichts spoilen, aber ja.

“Prince of Persia: Der Sand der Zeit” hakt brav alle To-Do’s eines Kassenerfolgs ab: Der schlitzohrige Held, der an seiner unmenschlichen Aufgabe wächst; die temperamentvolle Sex-Bombe, die sich natürlich schon längst in unseren Prinzenbubi verliebt hat; der verschrobene Sidekick, der regelmäßig für Lacher sorgt (Alfred Molina als raffgieriger Scheich mit Eyeliner und einer Vorliebe für Strausse). Und natürlich der sinistre Bösewicht, der im Hintergrund die Fäden zieht. Ein Blick aufs Kinoplakat reicht schon, um den auf den ersten Blick zu identifizieren. Nein, “Prince of Persia” hat es sich wahrlich nicht zum Ziel gesetzt, seine Zuschauer mit unvorhergesehenen Wendungen zu überraschen.

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Auch die zahlreichen Kampfsequenzen wurden merklich auf Familientauglichkeit abgeklopft. Alle Nase lang wirbeln Schwerter und fliegen Messer durchs Bild, dank der (manchmal zu hektischen) Schnitte wirken die Todesduelle aber eher wie große Raufereien auf dem Sandplatz. Alles nicht so bierernst gemeint, scheint uns Regisseur Mike Newell (Harry Potter und der Feuerkelch) zuzurufen. Der etwas flapsige Tonfall ist gleichzeitig aber auch eines der Probleme des persischen Prinzen. Denn die allseits drohende Gefahr wirkt schon gar nicht mehr so bedrohlich, wenn sich Dastan und Tamira im wüstesten Schlachtengetümmel kabbeln wie Teenies im Hormonrausch. Was sich liebt, das neckt sich und so. Dabei zeigt sich leider auch, dass die bildschöne Gemma Arterton primär bildschön und nur sekundär eine Schauspielerin ist. So liegt es am alten Profi Jake Gyllenhaal, so etwas wie eine Chemie zwischen den beiden Darstellern zu erzeugen. Schade, dass ihm keine Partnerin an die Seite gecastet wurde, die ihm in Sachen Charisma und Schauspielkunst ebenbürtig ist.

Und wie schneidet der Streifen nun im Vergleich zu seinen Spielevorbildern ab? Erstaunlich gut. Gerade die Szenen mit dem Zeitdolch treffen die Ästhetik der Spiele ziemlich genau. Die surrealen Zeitspul-Sequenzen gehören klar zu den Highlights von “Prince of Persia”. Allerdings bieten sie auch wieder Grund zum vorsichtigen Meckern: Allzu oft fungiert die Zauberklinge als „deus ex machina“; also als plötzliche Lösung in einer eigentlich unausweichlichen Situation. Was soll’s, wenn Dastan wieder ein Schwert an der Kehle hat oder von einer hochgiftigen Schlange angefallen wird? Ein Druck aufs Knöpfchen, und schon wird die Zeit zurückgedreht, bis wieder alles im Lot ist. Wie gesagt, sieht toll aus und ist ja auch aus den Spielen übernommen, nimmt den rund zwei Kinostunden aber ein gehöriges Maß an Spannung.

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Trotzdem schließe ich diesmal mit versöhnlichen Worten: Wer nicht viel mehr von einem Actionfilm erwartet als Schauwerte und, nun ja, Action, wird den Kinosaal zufrieden verlassen. Immerhin muss man bedenken, dass die meisten Videospielverfilmungen zwischen “Na ja” (“Doom”) und “MEIN GOTT, WAS FÜR EIN SCH**SSFILM!!!” rangieren (und nochmal: “BloodRayne”. Und eigentlich alle von Boll.). Gegen solche Gurken ist „Prince of Persia: Der Sand der Zeit“ fast schon ein Geniestreich und zeigt, dass unser Hobby für zumindest akzetable Umsetzungen gut sein kann. Und außerdem bin ich seit ein paar Jahren nicht mehr Teil der angepeilten Zielgruppe, deren Geschmack das sandige Abenteuer wohl besser trifft. Von daher: Passt schon.

Muss man “PoP” nun sehen? Nein, sicher nicht. Aber wenn man sich trotzdem für einen Kinobesuch entscheidet, wird man sich nicht so maßlos über die verfeuerte Kohle ärgern wie bei gewissen anderen Filmen. Ich fühlte mich von “Prince of Persia: Der Sand der Zeit” zumindest nicht komplett für dumm verkauft und einigermaßen gekonnt unterhalten. Und manchmal reicht das eben einfach.

“Prince of Persia: Der Sand der Zeit” läuft am 20. Mai in den deutschen Kinos an. Freut ihr euch drauf oder lehnt ihr dankend ab? Eure Meinung wie immer in den Kommentarbereich!