Langsam neigt sie sich dem Ende zu, die E3 2009. Millionen von Zockern haben wie gebannt vor dem Computer gesessen, sich eine Konferenz nach der anderen angeschaut und lautstark in Foren ihrem Unmut oder ihrer Freude freien Lauf gelassen. Trotz Urlaub habe ich mich als jemand von der Zunft natürlich auch dem Spektakel hingegeben und dabei eine erstaunliche Feststellung gemacht: Im Grunde ist die E3 das Weihnachtsfest der Gamer.

Denkt mal drüber nach: Das ganze Jahr über wünschen sich die Gamer von den Publishern die tollsten Spiele für die E3. Die Publisher selbst halten sich meist sehr bedeckt, werkeln im Hintergrund aber fleißig weiter. Kurz vor der E3 werden Anspannung und Vorfreude riesig groß, die Gamer suchen verzweifelt nach Infos und spekulieren wild drauf los, was sie denn alles so bekommen. Dann ist es soweit und die Geschenke werden ausgepackt, hier gibt’s ein neues Metal Gear, da kommt „Assassin’s Creed 2“, und wer nicht brav war kriegt nur den dummen Vitalitäts-Sensor von Nintendo. Es folgen nun im Detail meine ganz persönlichen Erkenntnisse zum Weihn… äh, zur E3 2009.


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„Neue Controller braucht das Land!“

Die letzten Jahre hielten sich die großen Konsolenhersteller bedeckt, aber spätestens nach dem enormen Erfolg der Wii und ihrer „Rüttel-Schüttel-Fernbedienung“ war es nur eine Frage der Zeit, bis die „neue Generation der Videogame-Steuerung“ anbricht. Schon vor der E3 bekannt und hier im Detail vorgestellt wurde das „Wii Motion Plus“ von Nintendo, ein Aufsatz für die Fernbedienung, der präzisere Bewegungen möglich machen soll. Zwar ist dieses Update mit den angepeilten 20,- € recht teuer (vor allem wenn man bedenkt dass der restliche Wii-Controller satte 60,- € kostet), aber die E3-Demos fand ich schon recht beeindruckend, vor allem das genaue Schwertschwingen in „Red Steel 2“.

Red Steel 2- Präsentation

Sony bewiesen mal wieder dass sie in dem Bereich mindestens 2 Schritte hintendran sind und präsentierten nach der halbherzig im PS3-Controller verbauten Sixaxis-Funktion eine Wiimote-Kopie, auf die ein bunter Blinke-Ball geklebt wurde… kein Scherz, da ist echt ein Ball drauf der in den verschiedensten Farben leuchtet. Tolle Sache für Harry Potter-Nerds, die jetzt ihren eigenen Zauberstab haben, für den Rest eher lasch.

Sony Motion-Controller-Demo

Microsoft waren da mit ihrem „Project Natal“ schon etwas kreativer, welches sich aber sehr stark nach einer reinen Marketingidee anhört. Deren Lösung ist auf Controller komplett zu verzichten, eine Sensorleiste soll dabei die eigenen Bewegung realistisch abfragen. Vom Konzept her interessant, in Realität das Lächerlichste was ich auf dieser E3 gesehen habe.

Natal E3-Blödelei


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„Ach, ihr lebt ja immer noch?“

Vor kurzem mussten wir das offizielle Ableben des Duke hinnehmen, nach satten 12 Jahren fruchtloser Entwicklungszeit blieben nur Tränen und Enttäuschung übrig. Seine zwei Kollegen Alan und Sam schienen den gleichen Weg zu gehen, haben sich aber nach langer Zeit des Stillschweigens endlich wieder gemeldet. „Alan Wake“ von den „Max Payne“-Machern bei Remedy hat sich in einer spielbaren Fassung präsentiert, die zwar nicht so spektakulär wirkte wie anno dazumal versprochen, aber schon dass das Gruseladventure überhaupt noch kommt… im Frühjahr 2010 jedenfalls:

Alan Wake-Trailer & Ingame

Auch wieder da war Sam Fisher mit “Splinter Cell Conviction”, welches nur noch wenig mit den alten Konzeptstudien zu tun hat. Das Spielprinzip ist nun weniger „Assassin’s Creed“ & „Metal Gear“, stattdessen gibt es klassisches „Splinter Cell“ mit leichten Updates, zumindest wenn man oberflächlich nach dem Gezeigten gehen kann. Meine persönliche Enttäuschung: Ubisoft hat Sam zum Frisör geschickt und seine Wuschelmatte in einen schnöden Bürstenschnitt verwandelt:

Splinter Cell Conviction


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“Ein Sequel kommt selten allein!”

Klar, neue Konzepte und Serien sind zwar immer noch das Interessanteste an der E3, doch manchmal ist eine gute Fortsetzung genau das Richtige für den Hunger zwischendurch. Unter den zahlreichen auf der E3 präsentierten Nachfolgern sind mir ein paar besonders im Gedächtnis hängen geblieben.
Die Yerli-Brüder haben mit dem Multiplattform Release von „Crysis 2“ nun auch offiziell zugegeben, dass ihre PC-Only Ausrichtung bei Teil 1 kompletter Murks war. Man kann heutzutage einfach keinen Blockbuster-Shooter nur auf dem PC verkaufen, vor allem wenn das Ding selbst auf High End PCs ruckelt – hoffe mal die haben mittlerweile gelernt, wie man Code optimiert. Bioware haben zwar ihr neues Star Wars-MMORPG „Knights of the Old Republic“ in den Mittelpunkt gestellt, mein Highlight ist aber „Mass Effect 2“. Hier der Trailer, nur eine kleine Warnung vorneweg: Es herrscht akute Augapfel-Schmelzgefahr!

Mass Effect 2-Ingame

Die Krone der Sequels gehörte dieses Mal eindeutig Nintendo. Gleich 2 große Überraschungen hatte man in Petto: den Nachfolger zur „Super Mario Galaxy“ sowie ein komplett neues „Metroid“. „Super Mario Galaxy 2“ sieht auf den ersten Blick dem ersten Teil sehr ähnlich, wird aber laut Shigeru Miyamotos Aussage zu rund 95% mit neuen Ideen ausgestattet sein. Mir hat der Trailer auf jeden Fall wieder ein breites Grinsen ins Gesicht gemeißelt:

„Super Mario Galaxy 2“-Trailer

Nach 3 von den amerikanischen Retro Studios entwickelten „Metroids“ gibt Nintendo die Serie nun wieder nach Japan. Diesmal dürfen sich Team Ninja, die Macher von „Dead or Alive“ und „Ninja Gaiden“ am Alienspektakel und der Kopfgeldjägerin Samus Aran austoben. Ich liebe die „Metroids“ von Retro, aber eine neue Ausrichtung ist nach all den Jahren für die Serie bestimmt nicht verkehrt und der erste Trailer sieht auch ganz Schmuck aus, hat wirklich ein gewisses „Ninja Gaiden“ / „God of War“-Feeling. Bin gespannt was Team Ninja aus der Wii zaubert und ob sie’s überhaupt noch draufhaben, nachdem vor ein paar Monaten der ehemalige Chef Itagaki samt Führungsetage den Verein verlassen hat. Übrigens: die „Metroid Prime Trilogy“, alle 3 Retro-Spiele samt neuer Steuerung auf einer Wii-Disc, kommt weiterhin am 24. August in die Staaten.

Project M-Trailer

Kurz noch ein paar schnelle Sequel-Gedanken. Sony hat das vor ein paar Wochen geleakte „Project TRICO“ nun offiziell als „The Last Guardian“ vorgestellt, meine Gedanken dazu gab es bereit in aller Ausführlichkeit hier im Blog . Hideo Kojima hat die neuen „Metal Gears“ veröffentlicht, „Metal Gear Rising“ für Xbox360 & PS3 sowie „Metal Gear: Peace Walker“ für PSP, werde beide kaufen und spielen, keine Frage. Das gleiche gilt für das neue „Monkey Island“, welches von Telltale als Downloadgame entwickelt wird, deren „Sam & Max“-Neuauflage war ja auch ganz nett. Zuguterletzt war Microsoft noch total unachtsam und hat „Crackdown 2“ angekündigt… wie soll sich jemand auf solchen Bullshit wie die neuen Halos freuen, wenn das beste Xbox360-Spiel aller Zeiten bereits in Arbeit ist?


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„Wie versaut man einen Rollenspiel-Megaton innerhalb von 10 Sekunden?“

Ganz ehrlich, Square Enix, was soll ich nur mit euch anstellen? Wer wie ich dem Japano-RPG Genre verbunden ist, freut sich während der E3 immer auf die spektakulären „Final Fantasy“-News. Bei der E3 2006 wurde erstmals „Final Fantasy XIII“ gezeigt, letztes Jahr folgte die große Xbox360-Ankündigung des Spieles. Dieses Mal fiel die Bombe bei der Sony-Präsentation: fast beiläufig wurde dort erwähnt das „Final Fantasy XIV“ erscheint, vorerst Konsolen-exklusiv auf der PS3 und schon kommendes Jahr. Ich war perplex, denn Teil 13 ist ja noch nicht mal offiziell erschienen. Während des Trailers beschlich mich ein flaues Gefühl in der Magengegend… sie werden es doch nicht etwa wagen? Dann war der Trailer zu Ende und es stand da, in großen, kalten weißen Buchstaben: „Online!“. Die Penner haben tatsächlich wieder ein MMO draus gemacht…

Final Fantasy XIV-Trailer

Eigentlich habe ich nichts gegen ein „Final Fantasy“-MMO, ich muss diesen Mist ja nicht spielen. Der Komplettisten-Nerd in mir ärgert sich allerdings, dass es wieder mal ein „Final Fantasy“-Hauptspiel gibt, mit dem ich nichts anfangen kann. Wäre es so schwer gewesen, das Ding „Final Fantasy Online“ zu nennen? Warum die „XIV“?

Abgesehen davon gab es ein recht erkleckliches Lineup an Rest-RPGs. Nintendo hat die neue IP Monado: Beginning of the World für die Wii im Angebot, welche von den „Xenosaga“-Machern bei Monilithsoft entwickelt wird. Ebenfalls auf der Wii kommen Shiren The Wanderer von Atlus und Fragile von XSEED, zwei coole Nischentitel, dazu werden die Handhelds reich beschenkt: Die PSP bekommt ein Remake von „Lunar“, der DS u.a. ein neues Golden Sun , Glory of Heracles , Professor Layton 2 und Mario & Luigi 3. Sogar Square Enix konnte mich etwas versöhnen, denn ab sofort ist im US-PSN Story die originale US-Version von „Final Fantasy VII“ für günstige 9,99 $ erhältlich. Schönes Ding.

Das sollte es erstmal von mir und meinen E3-Gedanken sein, zumindest in schriftlicher Form. Morgen vielleicht mehr, gleiche Stelle, gleiche Welle.