“Fuel Up for Battle”, das hört sich doch schon sehr martialisch an. Ohne Hintergrundkenntnisse würde man eine solche Phrase wahrscheinlich irgendwo zwischen Zitaten abgewetzter Achtziger-Actionfilme und dem Statement eines Außenministers verorten. Der Slogan ist allerdings kein bisschen politisch angehaucht. Und auch Arnie hat das keinesfalls vom Stapel gelassen, während er von Kopf bis Fuß eingeölt mit seinem alten Kumpel Dillon in den Helikopter stieg. Nein, dieser Satz hat einen sehr viel aktuelleren Bezug, der aber mindestens genauso gruselig ist wie das Schleimgesicht eines Predators, der seine Maske verlegt hat.

“Fuel Up for Battle” ist der Name der nächsten Cross-Promotion-Kampagne von Activision, dem Publisher von “Call of Duty: Advanced Warfare” und PepsiCo (ihr wisst schon, die machen diese braune Kribbelbrause, aber auch noch ganz viele andere leckere Sachen…). Was mögen diese beiden denn miteinander zu tun haben, werdet ihr euch jetzt zu Recht fragen. Auf den ersten Blick nicht viel, aber das müssen sie ja auch gar nicht. Immerhin geht es bei der Aktion nicht darum, Spielern oder Junkfood-Fans in irgendeiner Form etwas Gutes zu tun. Es geht darum, die Rampe für den Rubel ein paar Grad steiler zu neigen, damit er noch ein wenig schneller rollen kann.

Ab Anfang Oktober wird es also in den USA Limonadenflaschen und Chips-Tüten geben, die mit Seelenheil-versprechenden Promo-Codes bedruckt sind. Und genau so funktioniert das Prinzip der gegenseitigen Werbung nun mal. Limo-Pullen bekommen groß und breit das “Call of Duty”-Logo aufgedruckt, um jeden noch so ahnungslosen und Videospiel-fernen Brausetrinker darauf aufmerksam zu machen, dass Activision wie jedes Jahr einen neuen Teil seines Shooters in die Welt setzt. Im Gegenzug wird der Publisher auf allen Kanälen das Loblied auf Zuckerwasser und gepresstes Glutamat anstimmen, obwohl das eigene Produkt eigentlich ein ganz anderes ist. Eine zwanghaftere Geschäftsbeziehung ist kaum vorstellbar.

Ach ja, für die Spieler fällt natürlich auch noch was ab. Wer brav mitmacht und den Hypetrain auf der einen, den Herzschrittmacher auf der anderen Seite anschiebt, bekommt – ihr werdet es euch gedacht haben – ein paar Klamotten für seinen Soldaten und ein paar Extra-Erfahrungspunkte. Irgendwie muss der treue Kunde ja “belohnt” werden und wie ginge das besser, als mit einem Kampfstiefel in Mountain-Dew-Grün für den virtuellen Krieger?

Machen wir uns nichts vor: Fremdwerbung für Videospiele ist wie auch Product-Placement in Spielen nicht erst seit gestern allgegenwärtig. Auch PepsiCo hat in der Vergangenheit bereits ähnliche Kampagnen mit anderen großen Spieleherstellern wie Microsoft und EA durchgezogen, denen dieser Artikel in gleicher Form gewidmet ist. Aber erstens sollte Produktplatzierung dem Spieler – der immerhin gutes Geld für ein Spiel bezahlt und sich für das Nebenprodukt im Zweifel kein bisschen interessiert – nicht auf die Nerven gehen. Zweitens sollte das im Spiel beworbene Produkt dann doch im Ansatz mit dem Thema des Titels oder wenigstens dem Dachbegriff “Gaming” verwandt sein. Die Kollabo zwischen einem Sportverein und einem Energydrink lasse ich ja gerade noch durchgehen – genau wie Werbebanner eines Hardware-Herstellers in Spielen – aber Videospiele und Chips? Das lässt nicht nur ernährungsbewusste amerikanische Eltern im Quadrat springen, sondern belebt ganz nebenbei auch noch das alte Klischee des übergewichtigen Keller-Nerds wieder, der sein trauriges und von Sozialphobie geprägtes Leben im schmierigen Unterhemd vor dem Rechner fristet.

Im Großen und Ganzen ist es vielleicht nicht einmal die gegenseitige Vermarktung an sich, die mir sauer aufstößt. Vielmehr ist es wohl die Gewissheit, dass große Spielemarken vor den Augen der entsetzten Fans immer weiter verramscht und abgewertet werden, Gewinnoptimierung sei Dank. Nennt mich nostalgisch, aber ich möchte den Namen meines Lieblingsspiels weder auf einer Waschmittelpackung, noch auf einem Schokoriegel oder einem Milchkarton lesen. Und eben auch nicht auf einem Beutel Chips.

Videospiele sind Kunst, geht doch bitte behutsam damit um!