Beim Durchblättern der Pressemitteilungen wurde ich heute morgen doch direkt ein wenig wehmütig. “Half-Life” feiert heute also seinen fünfzehnten Geburtstag. Am 19. November 1998 startete das erste Abenteuer mit Teilchenphysiker Gordon Freeman, seinem charakteristischen Schutzanzug und seiner treuen Crowbar. Und ganz ehrlich: Eigentlich fühlt es sich an wie gestern, dass wir das erste Mal das fatale Experiment durchführten, durch das ein Tor in eine andere Dimension mit fremdartigen Wesen geöffnet wurde. Was waren wir begeistert von der phänomenalen Grafik und den spektakulären Effekten, mit denen Valves Shooter das Genre maßgeblich prägte. Hinter jeder Ecke wartete eine neue Herausforderung, ständig schnellte der Puls hoch, wenn wir uns mit jeder Menge Feuerkraft gegen fiese Außerirdische oder intervenierende Regierungstruppen behaupten mussten. Und selbst dass die Soldaten in der für Deutschland lokalisierten Version durch Roboter ersetzt wurden, trübte den Spielspaß nur bedingt, denn das Szenario war einfach zu packend und die Geschichte zu gut erzählt, als dass uns die Blechbüchsen die Atmosphäre hätten vermiesen können.

Sechs Jahre gingen nach der Veröffentlichung von “Half-Life” ins Land. In dieser Zeit brachte Valve zwei große Erweiterungen, die uns die Geschehnisse in der Black Mesa-Forschungsstation aus zwei alternativen Blickwinkeln erleben ließen. Als Soldat und Wachmann kehrten wir noch einmal zurück in die düsteren Gänge, Forschungslabors und weitläufigen Innenhöfe des Geheimkomplexes und spielten komplett neue Geschichten, die doch am Ende im großen Ganzen aufgingen und mehr als einmal für Aha-Momente sorgten. Doch nach dem großen Finale des ersten Teils mit dem Kampf gegen den Nihilanthen, der eher wie ein außerirdischer Teddybär anmutete, und dem zwielichtigen Angebot des G-Man, wollten wir irgendwann einfach mehr erfahren. Welches Schicksal hatte Gordon Freeman ereilt? Die Antwort wartete bereits.

Der 16. November 2004 ging als wichtiger Tag in die Annalen des Ego-Shooter-Genres ein, denn mit “Half-Life 2” erschien an diesem ansonsten ziemlich ereignislosen Dienstag endlich das nächste Kapitel der Saga. Mit einer Grafik, die auch heute noch zeitgemäß erscheint und realistischen Physik-Effekten wurde die Story um den schwer bewaffneten Brillenträger weitergeführt. Diesmal verschlug es uns nach City 17, eine von vielen Großstädten, in die die Menschheit nach dem 7-Stunden-Krieg gegen die außerirdischen Combine umgesiedelt wurden. Mit Hilfe alter Freunde schlugen wir uns jedoch zur Untergrundzentrale in der Black Mesa East durch, von wo der Widerstand gegen die Combine koordiniert wurde. Doch auch mit der vermeintlichen Zerstörung der Combine-Zitadelle war die Story noch nicht zu Ende. Wieder reichte Valve zwei Erweiterungen nach, diesmal blieben wir allerdings in der Rolle von Gordon und sponnen die Geschichte gemeinsam mit Co-Protagonistin Alyx weiter.

Und damit sind wir auch schon wieder in der Gegenwart angekommen. Fünfzehn Jahre lang begleitet “Half-Life” uns nun schon und noch ist kein Ende in Sicht. Dabei kann ich gar nicht wirklich sagen, ob ich mich auf den dritten Teil freuen soll. Immerhin wurden die Erwartungen über die vergangenen anderthalb Dekaden beständig weiter geschürt. Groß ist die Angst, dass das Spiel nicht mehr an die grandiosen Erfahrungen und unvergesslichen Erinnerungen anknüpfen kann. Dass die Enttäuschung am Ende überwiegt. Auf der anderen Seite sollten wir Valve zutrauen, dass sie uns auch ein drittes Mal in Erstaunen versetzen. Immerhin haben sie das schon so oft getan. Also warten wir. Wir warten geduldig weiter. Denn das richtige Spiel am falschen Ort kann in der Welt viel bewirken…