Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob Nadeo wirklich weiß was sie tun. Es ist ja nur mal eben so, dass sie mit der gesamten „Trackmania“-Reihe offiziell über 10 Millionen Spieler in die „Trial & Error“-Abhängigkeit geführt haben. Mich inkludiert. Kein Problem sagen sich die Nadeo-Entwickler und schmeißen sich wahrscheinlich jetzt in diesem Moment in Slow-Motion bei einer Sleep-Over-Party ihrer Ubisoft-Kollegen mit großen Scheinen ab. Zum guten alten Richard Sanderson Hit „Dreams are my reality“.

Irgendwie haben sie es ja schon verdient, denn das von ihnen produzierte und gemeinsam mit der extrem aktiven Community stetig weiterentwickelte „Trackmania“-Universum bietet uns wettkampforientierten Spielern einen großartigen Spielplatz zur Selbstgeißelung. Selten schafft es ein Spiel, den wachsenden Hass ausschließlich gegen den eigenen Skill zu richten. Das verdient eine Medaille. Nadeo verdient eine Medaille. Und inzwischen verdienen sie sogar noch eine Medaille. Für dieses VERDAMMTE „SHOOTMANIA STORM“. Ich hasse es. Ich hasse mich. Sehr. Dafür liebe ich es. Irgendwie.

ShootMania Storm …
das ist dieser zum FPS-gewordene „Trackmania“-Klon, der exakt die selben Hirnregionen mit abgrundtief hasserfüllten Emotionen auflädt wie es schon der rasende Bruder bei mir schafft. Dieses Stück Software ist die Summe aller Dinge, die ein schneller, wettkampforienter Shooter braucht und verdient hat. Es reißt einen zurück in eine Zeit, als heutige rekordträchtige AAA-Serien wie „Call of Duty“ und „Battlefield“ noch mit Rasseln um sich geballert haben und Titel wie „Painkiller“, „Doom 3“, „UT 2004“ und auch „Warsow“ skilltechnisch die Spitze des Egoshooter-Eisbergs bedeuteten. „ShootMania Storm“ kombiniert diverse Aspekte der genannten Spiele und schafft dabei doch seine ganz eigene Marke mit einem eigenen Gameplay zu kreieren, ohne einen faden Beigeschmack eines Rip-Offs oder eines reinen Geldmaschinerie-Produktes mit sich zu bringen.

Noch bevor die offizielle Open Beta zu „ShootMania Storm“ startet (Start-Termin 12. Februar 2013 – Info: Klick! http://www.shootmania.com/de), verbrachte ich endlose Stunden damit, mich gegen meinen persönlichen Alterungsprozess und gegen diese verdammten, viel zu schnellen Gegner durchzusetzen. Schon die Closed Beta deutet bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich auf das überaus positive Potential des Spiels hin. Und sie kitzelt meine vermeidliche Abhängigkeit, begründet auf dem Wunsch in der nächsten Runde doch jetzt bitte verdammt noch mal besser zu spielen und mich nicht wie ein ausgestopfter Pinata-Esel von 12-jährigen Wutzwergen vernichten zu lassen.

„ShootMania Storm“ bietet schon jetzt alle gängigen und beliebten Shooter-Spielmodifikationen an. Nadeo selbst unterscheidet bei den bis dato „offiziell angebotenen“ Modi zwischen „Competitive“- und „Fun“-Modes. Letztere bieten beispielsweise den „Siege“-Modus an, bei dem das angreifende Team von Capture-Punkt zu Capture-Punkt jagt, während die Verteidiger so lange wie möglich die Stellung halten müssen. „Royal“ stellt das Pendant zum „King of the Hill“-Prinzip dar, in dem Jeder gegen Jeden kämpft bis eben nur noch ein Sieger feststeht. Und der „Time Attack“ ist der direkte Klon des „Trackmania“-Prinzips, nur eben mit Beinen statt mit Reifen. Die Competitive Modes stellen die offiziellen Turnier-Spielmodi dar, die im 1vs1 (Joust), 3vs3 (Elite) und 5vs5 (Heroes) Modus gespielt werden sollen. Ein paar weitere Informationen zu den Spielmodi und zum Gameplay fassen wir hier noch mal zusammen:

Nix besonderes …
denkt der gesättigte Shooterspezialist und mehrmalige Blops2-Prestige-Durchzocker jetzt, aber die wahre Stärke von „ShootMania Storm“ liegt in dem Map-Editor und der wahnsinnigen und wahnsinnig kreativen Community, die über Jahre die Arbeit mit dem Map-Editor scheinbar perfektionieren konnte. Das Spiel selbst vertraut auf das “Open Source”-Prinzip und motiviert Spieler und Hobby-Entwickler sich selbst in den Welten von „ShootMania Storm“ kreativ zu verewigen. Nicht nur Maps, sondern auch eigene Scripts für ganz neue und eigenständige Spielmodifikationen sind ausdrücklich erwünscht. Das bedeutet einen möglicherweise nicht enden wollende Flut an neuen Maps und Gameplay-Facetten, so wie es bereits bei „Trackmania“ großartig funktioniert.

Nadeo positioniert sich zu Zeiten von Micro-Payment-Schlachten und Pay2Win-Diskussionen mehr als nur klever und veröffentlicht lange vor der offiziellen Spiel-Veröffentlichung alle nötigen Informationen, Tools und Tutorials, damit sich mit der Engine vertraute Bastler virtuell austoben können. Dazu kommt das bereits in „Trackmania“ etablierte „Wirtschaftssystem“ mit der eigenen Ingame-Währung „Planets“ (damals noch „Coppers“), mit denen man unter anderem zusätzliche Inhalte wie Skins und weitere Schaltflächen innerhalb der Plattform „ManiaPlanet“ freischalten kann.

Absolut genial: Für 1000 Planets will Nadeo die Möglichkeit anbieten, eigene Server aufzusetzen. Das bedeutet: Wer ernsthaft Spaß am Spiel hat, eigene Maps und Spielmodi kreiert und von der Community mit Spenden sowie Eintrittsgeld (10 Planets pro Login) belohnt wird, kann sich ohne reale Kosten – theoretisch – einen großen Namen als Hobby-Entwickler und Spielmodi-Anbieter machen. Details zu dem Wirtschaftssystem folgen noch, aber die Grundidee ist absolut haltbar. Zumal der Otto-Normal-Zocker lediglich durch das Spielen auf genügend „Planets“ kommen wird, ohne selbst weiteres Echtgeld in das System blasen zu müssen.

Niemand wird hier die Möglichkeiten haben, gegen Geld besser spielen zu können. Niemand wird hier die Möglichkeiten haben, durch jahrelanges Zocken bei gleichbleibendem Skill mit extra Waffen o. Ä. belohnt zu werden. Die Spieler sollen sich zu jeder Zeit auf Augenhöhe befinden. Lediglich Diejenigen mit extra Engagement können und sollen mit Features rund und eben nicht in dem Spiel belohnt werden. Die Plattform „ManiaPlanet“ kann eines der wenigen Projekte außerhalb der großen Blizzard MMO- und auch Ausnahme-Titeln wie „EVE Online“ sein, die sich so etwas aufgrund der engagierten und aktiven Community erlauben können. Toi toi toi.

Es ist, was es ist, was es sein soll und worauf wir gewartet haben
„ShootMania Storm“ ist, was es ist: Ein reiner Mutliplayer-Titel, prädestiniert für den Highscore-jagenden Shooterfan, für Sieg-Suchende im eSport-Sektor und absolut geeignet für sich gegenseitig hassende Kumpels die sich gerne in feinster Zockermanier gegenseitig plattmachen wollen.

Es mag vermessen sein ein Spiel noch während einer laufenden (Closed) Beta so hoch zu loben, aber meiner Meinung nach hat „ShootMania Storm“ schon jetzt eine Portion voll von Lob verdient. Es ist ein großartiger Spielplatz der zum Mitmachen, zum Scheitern und zum Gewinnen motiviert. Meiner Meinung nach hat Nadeo eine Medaille verdient. Und mal schauen, wann und was sie bloß mit diesem „QuestMania“ noch so vorhaben …