Jedes Jahr, um die Weihnachtszeit herum, findet in Norddeutschland eine der größten LAN-Partys Deutschlands statt. Vor 2 Jahren wurden noch Nils, Simon, Gunnar und Sebastian für die Videorecherche am Wochenende in die stickigen Zockerhallen gesperrt – mit der Aufgabe, MINDESTENS fünf Stunden Videomaterial zu produzieren! Sehen konntet und könnt ihr dies hier und hier. Dieses Jahr reisten Annabell und Sebastian freiwillig an die Front und schildern euch im Folgenden ihre Eindrücke.

Hier war mal ein Bild

Sebastian fährt schon seit ein paar Jahren zur NorthCon. Das bedeutet jedes Jahr vier Tage Action zwischen 2.500 Nerds mit drei Stunden Schlaf, 1-Gigabit-Internet und gratis Pizza! Und dieses Jahr hat er mich mitgenommen. Für mich ist es das erste Mal auf einer so großen LAN-Party und zunächst wirkt alles sehr unübersichtlich. Doch dank liebevoller Stand-Dekorationen wie riesigen Weihnachtsmännern kann man sich leicht orientieren und findet seinen Platz.

Schön: Selbst mit einem nicht so starken PC kann man auf der NorthCon Spaß haben, denn es werden nicht nur “Battlefield 3”, “Counter Strike: Global Offensive” und “Modern Warfare 3” gespielt, sondern auch mal ältere Titel wie “R.U.S.E” oder “Command & Conquer”. Über viele Monitore flimmern auch “League of Legends” und andere “MOBA”-Games. Sogar den “Landwirtschafts-Simulator” habe ich in Aktion gesehen! In einem internen Forum suchen die Anwesenden nach Mitspielern und Partnern für die vielen Turniere, für die überall fleißig trainiert wird.

Wenn ihr euch nun fragt, wie man so viel Technik reibungslos miteinander verknüpft: Über 3.000 Netzwerkports, sowie 100 interne Server werden bereitgestellt. Allerdings braucht man ein eigenes Netzwerkkabel und am besten auch eine eigene Mehrfach-Steckdose. Da man einige Spiele nur übers Internet spielen kann, gibt es auch eine 1-Gigabit-Internetverbindung an den meisten Plätzen. Das ermöglicht trotz der Masse an Gamern ein ruckelfreies Spielerlebnis.

Wenn einem irgendwann dann der Kopf raucht, latscht man einfach in eine der separaten Hallen mit Kickertischen, Riesenschachbrett und Fressbuden. Die Preise für das Essen sind fair. Und wenn der Geldbeutel schon mal offen ist, kann man sich gleich an verschiedenen Ständen neue Hardware kaufen. Diese wird vor Ort auch zum Testen bereitgestellt.

Am Samstag kam dann noch unser Grafik-Praktikant Ben vorbei und hat ein paar hübsche Impressionen aufgenommen.

Es gibt auch kleine und größere Bühnen in der “eSport-Arena”, wo man den Pros beim Zocken zuschauen kann. Zum Beispiel haben wir uns ein 5on5-Turnier in “Counter Strike: Global Offensive” angesehen. Das war super spannend und alle haben mitgefiebert. Einige Situationen waren filmreif: So war in einer von uns bestaunten Runde von jedem Team nur noch je eine Person übrig. Der Terrorist machte noch die Bombe scharf, wurde aber dann abgeschossen. Sein Gegner entschärfte in wahrlich letzter Sekunde schließlich die explosive Bedrohung.

Es gibt auch kleinere Turniere. Alle Clans müssen sich vorher auf der “NorthCon”- Website anmelden. (Zu) kleine Teams suchen sich vor Ort noch Mitspieler. Sebastian fand mit seiner Begleitung noch zwei Mitstreiter für das “Battlefield 3”-Turnier. Aufgeregt wurde die Turnierliste beobachtet. Um 1:00 Uhr ging’s dann für Sebastian los – mit einer Niederlage. Aber noch war sein Team nicht ausgeschieden. Am nächsten Morgen ging’s weiter, obwohl Sebastians Team komplett verschlafen hatte. Nachdem das Gegnerteam mit meiner Hilfe Sebastian und Co. ausfindig gemacht hatte, startete das zweite Match. Das brachte Sebastian allerdings die zweite Niederlage ein – das Ende seiner “Battlefield 3”-Karriere.

Natürlich kann man keine vier Tage ganz ohne Schlaf auskommen. Es gab kleinere Schlafbereiche, die allerdings nicht für alle Besucher ausreichten. So mussten sich viele in den Gängen hinlegen und versperrten dadurch gern mal den Weg. Das Orga-Team kümmerte sich darum, dass wenigstens die Notausgänge frei blieben. Aber irgendwann war alles zugepflastert mit schnarchenden Zockern. Glücklich, wer zumindest ein Feldbett dabei hatte. Aufgrund von akutem Schlafmangel sind Ben und ich durch die Hallen getorkelt und haben für euch noch ein paar Bilder gemacht.

Diese Bildergallerie ist leider nicht mehr vorhanden.

Mein Fazit zur NorthCon: Ich fahre nächstes Jahr definitiv wieder hin! Es macht einfach Spaß, mit so vielen Leuten gemeinsam zu zocken oder ihnen dabei zuzuschauen. Ebenso spaßig ist es, darüber zu quatschen und sich auszutauschen. Man lernt interessante Menschen kennen , die genauso ticken wie man selbst. Ich war vorher nur auf kleineren LAN-Partys und hätte nicht gedacht, dass es so übersichtlich und toll sein kann, wenn über 2.000 Gamer mitmischen. Zuerst war es mir eher peinlich, mit meinem kleinen Laptop dort aufzulaufen. Aber nicht jeder kann sich einen geilen Gaming-PC leisten. Viele haben mich dann allerdings auch mal an ihrem PC zocken lassen. Die Zustände waren trotz Schweißaroma sehr human. Zuerst hatte ich große Angst, dass mir etwas geklaut wird, weshalb ich immer unter meinem Tisch geschlafen habe. Aber alles war noch da, mir wurde nichts entwendet. Ebenso habe ich nicht mitbekommen, dass es zu ernsthaften Streits kam – was gewöhnlich ja gern mal beim Zocken passiert. Außerdem war die Frauenquote gar nicht so niedrig, wie ich zuerst gedacht habe. Also traut euch, Mädels!

Hier war mal ein Bild

Alle Jahre wieder… ja ich weiß, Weihnachtsanspielungen bekommt ihr zu dieser Jahreszeit zuhauf. Doch neben dem Fest der Liebe, Neujahr und meinem eigenen Geburtstag gehört die NorthCon schon seit fünf Jahren zu meinen festen Terminen am Ende des Jahres.

Annabell hat euch in ihrem Text ja schon ein wenig aufgeklärt, ebenso sind die Videos von vor zwei Jahren eigentlich immer noch aktuell, denn was soll sich großartig ändern? Also außer den Spielen, die gezockt werden.

Gut, eine Änderung muss man hervorheben und das ist dann auch gleichzeitig der Aufhänger für die nächsten Zeilen: Die NorthCon hat es geschafft, rund 2.000 Zocker mit funktionierendem Internet auszustatten. Dies ist absolut keine Selbstverständlichkeit, denn vorletztes Jahr schauten viele in die Röhre, als sie ihre neuesten Games nicht zocken konnten, weil das Internet gerade mal für “Ultima Online” und Google gereicht hätte.

Noch vor einigen Jahren brauchte man das Internet auf einer LAN nicht. Da haben sich nur die “WOW”-Zocker am Stand der Admins beschwert, dass sie ihre Sucht nicht befriedigen konnten. Aber mal ernsthaft, wer fährt auf eine LAN, um dort “World of Warcraft” zu spielen?

Doch heutzutage braucht eigentlich JEDES Spiel eine dauerhafte Internetanbindung, LAN-Modi sind so selten geworden wie Mammuts oder geistreiche Beiträge bei privaten Fernsehsendern. Das nimmt der guten LAN-Party ihren Charme. Kann man es denn eigentlich noch LAN nennen, wenn man sowieso bei Steam, Origin & Co. online sein muss?

Und so stellte sich mir dieses Jahr die Frage, wie lange die NorthCon genug Spieler in die Hallen bekommt, damit sich all der Aufwand noch lohnt? Tatsächlich fallen den alteingesessenen Besuchern viele Veränderungen auf. Während es letztes Jahr und die Jahre davor zwei pralle Hallen waren, fand man nun, neben der Bühne für eSport, in der einen großen Halle Stände von NVIDIA, one.de, Plantronics oder den Jungen Liberalen. Also die Stände, die im Vorjahr noch in den kleinen Vorräumen vertreten waren.

Doch man darf diese Stände nicht verdammen. Sie bieten neben kleinen Goodies wie Kugelschreibern auch Zockstationen oder Poker-Turniere an. Ebenso konnte man sich Peripheriegeräte für einige Stunden gegen den Ausweis ausleihen, was zum Beispiel Zocker, deren Headset kaputt ging, dankend annahmen. Ebenso darf man nicht vergessen, dass auch diese Art der Werbung Geld in die Kassen der Organisation bringt, um einen Verlust durch fehlende Gäste auszugleichen.

Doch warum bleiben eben jene aus? Ja, die Northcon war wieder voll, doch mehr und mehr merkt man, wenn man sich mit den Teilnehmern unterhält, dass für viele eigentlich das Event und die Personen im Vordergrund stehen und weniger das Spielen oder die Turniere. Jeden ist klar, dass man älter wird, vielleicht eine Familie gründet und irgendwann die Zeit nicht mehr vorhanden ist. Das scheint der Knackpunkt für das Aussterben zu sein: es fehlen einfach neue Besucher, die Werbetrommel muss gerührt und gerührt werden, es müssen Verbesserungen und neue Strategien ausgearbeitet werden. Die gute, alte LAN-Party braucht eine Veränderung.

Dabei sind es vielerlei Dinge, die mir als Besucher, aber auch den Nutzern des NorthCon-Forums aufgefallen sind. Kleinigkeiten, die das Gesamtklima aber runterziehen können. Man ist müde, man ist ungeduscht, es ist laut, der Kopf brummt ein wenig. In dem Zustand kann einen wirklich alles annerven.

Doch was von anderen Besuchern als “Jammern auf hohem Niveau” angesehen wird, sehe ich eher als berechtigte Kritik, die sich die Verantwortlichen zu Herzen nehmen sollten, damit die NorthCon an Qualität und Komfort gewinnt. Denn oft fragt sich der Besucher, warum man sein schönes, warmes Zocker-Zimmer gegen eine riesige, laute, miefige Halle eintauschen soll, wenn man dort auch nur via Voice-Chat mit seinen Mitspielern kommuniziert?

Und da wäre zum Beispiel die Temperatur. Ja sicher, den Einen ist es zu heiß, den Anderen zu kalt. Aber wenn mir der Schweiß hinab läuft und jeder Atemzug durch die Nase den Geruch und das Gefühl aufkommen lässt, ich säße seit drei Stunden in einer zwei mal zwei Meter großen Sauna mit zehn Schwergewichtigen, dann läuft etwas falsch. Doch die Halle lüften ging erst um 9 Uhr morgens, weil ein Schlüssel fehlte.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die Schlafplätze. Während die Veranstalter damit werben, Schlafplätze in großer Fülle anzubieten, ist es eher ein Kampf und ein Suchen, irgendwo einen Ort zu finden, der nicht neben der Toilette ist und an dem man nicht von der Security geweckt wird, weil man irgendetwas mit der Luftmatratze versperrt. Dabei reicht auch nur ein Blick auf die Karte, um zu sehen, dass es mathematisch unmöglich ist, wirklich genügend Stauraum für die müde Meute zu gewährleisten. (Rot markierter Bereich)

Also habe ich ein wenig Verständnis, dass, wo kein Platz ist, auch keiner mehr sein kann. Doch bei der LAN-Party komme ich mir wie auf Malle vor, wo die Touristen um 6 Uhr morgens ihre Handtücher über die Liegen am Pool verteilen, um sich dann abends auf diese zu legen, wenn sie wieder da sind. Jeder, der das Glück hat, Donnerstag Mittag schon anreisen zu können, legt seine meist doppelt so große Matratze auf einen der Plätze und die Spätkommer dürfen sich im müden Zustand ansehen, wie um 5 Uhr morgens 80% der Schlafräume mit leeren Matratzen belegt sind. Hier wäre es wünschenswert, wenn die Organisatoren die Regel erlassen: “Wer nicht schläft, nimmt seine Matratze raus.” Sprich ein Rotationssystem, das dann zumindest für viele die Gelegenheit gibt, dass irgendwann etwas frei wird und man sich zwischen die Schnarchenden kuscheln kann.

Doch das klingt nun alles so vernichtend und ihr fragt euch sicher, warum ich dann noch dahin gehe, wenn ich nur Kritik äußere? Natürlich sind es Kleinigkeiten, die man mit tiefen Atemzügen (am besten nicht in der verschwitzten Halle) ignorieren kann. Doch derlei kleine Verbesserungen hätten soviel Auswirkungen auf das gesamte Klima für jeden Besucher. Und ich verschweige ja schon, dass die Duschen jedem Voyeur eine tolle Plattform liefern und man sich umso mehr schrubbt, wenn man mit einem Seitenblick die Meute an den Pissoirs sieht. Das ist auch der Konstruktion der Halle geschuldet und da wird man als Organisator wenig machen können – selbst wenn ich es auf der Summit in Osnabrück besser kennen lernen durfte. Zwar musste man sich dort anstellen und wartete auch gut 45 Minuten, dafür bekam man einen abschließbaren Vorraum mit Spiegel und Ablegemöglichkeiten sowie eine große, separate Dusche.

Dies auszubessern würde sicherlich nicht auf einmal die Reihen füllen, es sind nur kleine Schritte zum großen Ganzen. Die meisten Probleme sind der Onlinezwang vieler Spiele, das Fehlen von LAN-Modi, dünne Mod-Möglichkeiten und Ähnliches. Ich denke gerne daran zurück, wie viele Simpson-Zombie-Wasserbad-Karten wir auf “Counter-Strike” spielten mit unseren eigenen Charaktermodellen. Natürlich waren diese Fanmaps und Modifikationen kostenlos und für jeden zugänglich. Heute zahle ich für vier neue Karten 15 Euro. Dabei dürfen viele Publisher nicht vergessen, dass es eben diese LAN-Partys waren, die ein “Counter-Strike” oder ein “WarCraft” berühmt machten. Dass meist erst dort der Multiplayer-Modus “gesuchtet” wurde, ehe es zum millionenschweren eSport-Geschäft kam. Ich wünsche mir mehr Offenheit und weniger Angst vor Raubkopien. Schade, dass selbst Blizzard mittlerweile so “unfreundlich” zu seinen Fans ist, wo der Publisher doch einst bei “StarCraft” noch eine “Spawn-Version” mitlieferte, damit Spieler, die das Spiel nicht besaßen, im LAN beim Multiplayer mitmachen konnten.

Wohin geht also die große Reise LAN-Party?

Nun, ich habe eine interessante Feststellung gemacht: Annabell hat ihre Xbox 360 mitgenommen und wir verbrachten einige Stunden mit dem “Halo 4”-Multiplayer. Natürlich, Konsolen sind ebenso netzwerkfähig und Internet ist vorhanden. Vielleicht wird der PC ja tatsächlich als LAN-Gefährte durch die Konsolen abgelöst.

Keine kaputten Peripheriegeräte mehr. Kein Verzweifeln vor Bluescreens, keine sehnsüchtigen Blicke auf andere Monitore, deren Rechner einwandfrei das ersehnte Spiel abspielen. Kein Kabelchaos, keine Treiber-CDs. Nur die Konsole und ein Fernseher. In den Gesamtkosten billiger als ein leistungsstarker Gaming-PC plus Monitor.

Vielleicht brauchen LAN-Partys eine Kooperation von altem und neuem Spielgerät. Eine Halle für die Befürworter von Tastatur und Maus, eine Halle für die Konsoleros. Vielleicht wird die LAN-Party dann zum Symbol für die friedliche Koexistenz der beiden Gaming-Lager. Und am Ende sind wir doch alle gleich: Wir lassen uns gerne in fantastische Welten entführen und vergessen die Sorgen des Alltags, wenn wir “Skyrim”, “San Andreas” oder “Hyrule” besuchen.

Ja, die Idee gefällt mir. Doch im gesamten Zeitraum war für mich die NorthCon als Besucher ein Erfolg. Ich habe alte Freunde aus den letzten Jahren wieder getroffen, neue kennengelernt, bin mit einem Laserpointer attackiert worden und kam auf neun Stunden Schlaf in vier Tagen. Der Currywurst fehlte aber der Curry, dem Cheeseburger der Geschmack und den Pommes… ach, das sage ich lieber nicht.

Unser Team für 5on5-“Battlefield 3” wurde kurzfristig auf die erforderliche Teilnehmerzahl aufgestockt und gemeinsam konnten wir im Turnier mit unseren Niederlagen zumindest für Unterhaltung sorgen.

Ich lernte neue Methoden, wie man am elegantesten während des Laufens im Spiel einschlafen konnte, schüttelte den Kopf ob einiger Idioten, die mit Feuerwerk rumhantierten und freute mich, dass das Ganze trotz einiger dreister Hardware-Diebe wieder eine friedliche Veranstaltung mit toller Stimmung war. Und so freue ich mich auf den Dezember 2013, wenn es wieder heißt: NorthCon, wir kommen.

P.S.: Die war übrigens unsere diesjährige Hymne, mit der Annabell und meine Wenigkeit uns auf die Festivitäten einstimmten: