Bevor ihr euch die Kritiken durchlest; Spoilerwarnung für Texte und Videos. Nur zur Info, damit keiner von euch meckert. Ihr meckert ja so gerne.

Das sagt Eddy:
Ich habe die “Herr der Ringe”-Trilogie wirklich geliebt. Sowohl das Buch schon in jungen Jahren verzehrt, als auch jeden Film in so ziemlicher jeder erdenklichen Fassung zahlreich gesehen. Peter Jackson hat sich mit der Verfilmung der Ring-Trilogie unsterblich gemacht. Er hat dem Blockbuster-Kino eine neue Dimension gegeben und die Verschmelzung von Computertricktechnik und handgemachten Kulissen perfektioniert.

Die Ring-Trilogie von Jackson war so erfolgreich, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, bis Hollywood sich dem Buch widmen würde, mit dem schließlich alles anfing. “Der Hobbit”, der fälschlicherweise in seiner ersten Ausgabe in Deutschland noch als “Der kleine Hobbit” erschien und als reines Kinderbuch vermarktet (und entsprechend übersetzt) wurde, erzählt die Geschichte vom Hobbit Bilbo Beutlin, der sich mit 13 Zwergen und dem Zauberer Gandalf auf die Suche nach Smaug dem Drachen macht, um den mächtigen Goldschatz der Zwerge zurückzugewinnen.

Die Geschichte vom Hobbit ist klasse. Ich habe das Buch als Kind gelesen und auch wenn ich mich nicht mehr an alle Details der Geschichte erinnere, dann zumindest daran, dass ich es geliebt habe. Trotzdem war ich nicht wirklich voller Vorfreude auf die Verfilmung vom “Hobbit”. Irgendwie hatte ich nicht das Bedürfnis, noch mal nach Mittelerde zurückzukehren. Die “Herr der Ringe”-Trilogie ist das Hauptwerk von J.R.R. Tolkien. “Der Hobbit” eigentlich nur eine Vorgeschichte. “Der Herr der Ringe” umfasst über 1200 Seiten, während die Geschichte von Bilbos Abenteuer gerade mal ein Drittel der Seitenzahl erreicht. Trotzdem entschied sich Peter Jackson, der Verfilmung vom Hobbit genauso viel Zeit einzuräumen wie der Ring-Trilogie. Drei Teile. Jeder ungefähr drei Stunden lang. Und “Extended Cuts” sind bereits bestätigt. Geht das? Kann man eine einzige Geschichte wirklich so ausdehnen? Gibt der Stoff das her? Oder werden die Zuschauer mit langweiligen Episoden und erfundenen Geschichten künstlich bei Laune gehalten? Meine Skepsis war größer als meine Vorfreude. Dazu kommt, dass mich die Filme von Jackson NACH der Ring-Trilogie allesamt nicht überzeugen konnten. “King Kong” lies mich völlig kalt, “The Lovely Bones” war ein einziger “WTF”-Moment und selbst “Tim und Struppi”, wo er gemeinsame Sache mit Spielberg machte, blieb hinter den Erwartungen zurück.

Die Vorzeichen für “Der Hobbit – Eine unerwartete Reise” waren also alles andere als gut. Und was die Sache noch zusätzlich erschweren würde, war die neue HFR-Technik, die erstmals bei der Hobbit-Verfilmung zum Einsatz kam. Zur Erklärung: HFR steht ganz simpel für “High Frame Rate”, also eine höhere Bildfrequenz. Statt der sonst üblichen 24 Bilder pro Sekunde, läuft der Film bei HFR mit 48 Bildern pro Sekunde. Das Ergebnis hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile sind, dass der Film noch schärfer und flüssiger wirkt. Gerade bei 3D-Filmen mit aufwendigen CGI-Effekten, macht sich die HFR-Technik bemerkbar. Alles wirkt flüssiger, homogener und einfach runder. Womit wir beim großen Nachteil der HFR sind: Der sogenannte “Soap-Opera-Effekt”. Einige von euch kennen das vielleicht schon von ihren 100hz Fernsehern. Durch die hohe Bildfrequenz geht der “Cinematic Look” verloren. Es sieht ein bisschen aus wie bei einem Kammerspiel vor Live-Publikum. Was bei Soaps zum guten Ton gehört, könnte bei epischen Blockbustern dazu führen, dass sie billig aussehen.

Es gab also schon vor dem Film genug, was gegen den Film sprach. Und so kam es, dass ich recht skeptisch knapp 170 Minuten im Kino saß. Und es war einfach nur ARSCHGEIL. Jawohl. ARSCHGEIL. Ich kann nur sagen, mich hat der erste Teil der neuen “Hobbit”-Trilogie absolut begeistert. Alle meine Ängste waren unbegründet. Peter Jackson fühlt sich in Mittelerde einfach wohl. Das spürt man mit jeder Minute des Films. Die Liebe zum Detail ist atemberaubend. Jedes Kostüm, jede Kulisse, jeder Schauspieler … einfach alles passt perfekt zusammen.

Optisch ist der Film eine absolute Wucht. Schon nach dem Intro, das kurz die Geschichte der Zwerge und ihres verlorenen Schatzes erzählt, ist man wieder sowas von drin im Tolkien-Universum, dass man komplett Zeit und Raum vergisst. Die HFR-Technik gepaart mit 3D und opulenten CGI-Effekten ist der Knaller. Noch nie bildeten Computereffekte und echte Kulisse eine solche Synergie. Wenn die Kamera durch die Zwergen-Mienen fährt, oder durch eine epische Goblin-Höhle stürzt, dann kommen einem fast die Tränen, weil es einfach so gut aussieht.

Natürrlich ist der Soap-Effekt durch die hohe Framerate gewöhnungsbedürftig. Ich bin mir sogar sicher, dass das für viele Kinogänger ein großer Kritikpunkt sein wird. Ich kann den Punkt auch nicht entkräften, weil er schlicht und einfach Geschmacksache ist und auch davon abhängt ob und wie schnell man sich daran gewöhnt. Bei mir war das schon nach wenigen Minuten der Fall. Ich fühlte mich sogar noch mehr “in der Welt”, weil eben alles so plastisch und klar war. Außerdem hat Peter Jackson darauf geachtet, dass die Framerate nicht die Illusion zerstört. Selbst bei diesem gestochen scharfen Bild, konnte man kein Makeup, aufgeklebte Ohren oder Nähte an Hobbit-Füßen erkennen. Alles wirkte hochwertig und glaubwürdig.

Nach drei Stunden war der erste von drei Filmen dann auch schon vorbei. Ja, “schon”, denn ich hätte locker noch drei weitere Stunden in Mittelerde verbringen können. Es war ein fantastisches Kinoerlebnisse. Der Stoff, der auch heute noch hohe Ticketpreise und generell “ins Kino gehen” rechtfertigt.

Das Traurigste an dem Film ist, dass man jetzt ein Jahr warten muss, bis es weiter geht. DAMN YOU PETER JACKSON!

Trailer: Der Hobbit

Das sagt Nils:
Es ist jetzt elf Jahre her, dass Peter Jackson seine „Herr der Ringe“-Trilogie ins Kino brachte. Jede einzelne Minute habe ich damals aufgesaugt. Nach den Filmen kamen die extended Versionen und danach die literarischen Trittbrettfahrer mit ihren Geschichten über Goblins, Orks und Elfen. All das hab ich mitgenommen und dann war es irgendwann vorbei. Jahre später kommt nun mit dem Hobbit eine weitere Trilogie aus Mittelerde und die Buchvorlage bietet eigentlich viel weniger Stoff als „Der Herr der Ringe“, ist sie doch nur der Aufgalopp, das Prequel zu Tolkins Meisterwerk. Ich war anfangs skeptisch, ob ich mich noch einmal für diese Fantasy-Welt begeistern könnte. Dann saß ich im Kino und Peter Jackson hat es wieder geschafft. „Der Hobbit“ ist ein großartiger Film, ein visuelles Spektakel und eine fantastische Reise zurück nach Mittelerde. Wieder habe ich jede Sekunde genossen, die drei Stunden vergingen wie im Flug. Diesen Film muss man sehen, und zwar im Kino, auf großer Leinwand und mit neuster Technik. Es gibt nur ein Problem: nach dem Film müsst ihr ein Jahr warten, bis zum nächsten Teil.

Das sagt Simon:
Ok, Leute. Da ich vermutlich eh wieder ganz am Ende des Blogeintrages komme und in diesem Fall Eddy schon alle relevanten Fakten niedergeschrieben hat bleibt mir nicht mehr viel übrig als noch kurz meine Meinung zum Hobbit loszuwerden bevor ihr euch die ganze Stunde “Almost Daily” zum Thema anschaut, in der ich weniger klar aber dafür umso ausführlicher formuliere welche Szenen mir in Peter Jacksons bislang bestem Film wohlige Schauer über den Rücken gejagt haben. Mir wurde gesagt ich soll hier nur so ca. 10 Sätze schreiben, deswegen versuche ich mich mit möglichst vielen Satzzeichen zu retten, so wie sich ein Ertrinkender an die zahlreichen Holzreste seiner soeben gesunkenen Schaluppe klammert.

Denn es gäbe noch so viel noch zu sagen – in der Retrospektive würde ich sogar behaupten dass die Wirkung des Films auf mich mit jedem verstrichenen Tag und jedem Abspielen des “Over the Misty Mountains Cold”-Songs auf Youtube gewachsen ist, an emotionalem Gewicht gewonnen hat und besser wird je länger ich darüber grübele und in Gedanken in Mittelerde schwelge. Wie eine gute Reise die auch noch in 50 Jahren als Meilenstein des eigenen Lebens fungiert haben sich die beeindruckenden Bilder in mein Hirn eingebrannt – ich denke ich werde auch an meinem Sterbebett noch wissen wann, wo, mit wem und in welcher Verfassung (in diesem Fall: Verdammt müde weil verdammt früh morgens) ich ihn zum ersten Mal erleben durfte. Ha, 5 Sätze nur! Ein Hoch auf die Satzzeichen! Mist, das waren zwei leichtfertig verschwendete Sätze, weshalb ich mich nun lieber gleich auf die Teile des Films beziehe die mir besonders viel Spaß gemacht haben: Alle.

Cast, Bilder, Schlachten, Dialoge, Technik, Effekte, Ork-, Troll-, und Goblin-Design – sofern man beim fetten Goblin-König überhaupt von “Design” sprechen kann, mich hat er eher an die schlimmen Bilder erinnert, die man als Kind gezeigt bekommt, damit man die nächsten Jahre um Mädchen einen hohen Bogen macht und als Erwachsener vielleicht therapiebedürftig wird. Jedes noch so kleine Rädchen in diesem fantastischen Uhrwerk, das nahezu ausschließlich von Tolkiens und Jacksons unheimlicher Vorstellungskraft angetrieben wird, funktioniert tadellos – mehr “Herr der Ringe” geht nicht. Und “Sherlock”-Watson Martin Freeman ist als Bilbo Beutlin ohnehin ein mimischer Genuß und passt wie die Faust aufs Gebirgsriesenauge.

Unter dem Meinungs-Mikroskop fand ich bei den “alten Herr der Ringe Filmen” durchaus einige Reibungspunkte. Es wurde gut gegessen, viel gelaufen, sehr viel in Frodos weite meist weinende Augen geguckt, dann der Ring in Nahaufnahme, wieder Frodo, wieder der Ring, Frodo, Ring, Frodo, Ring, und so weiter und so fort. Ich bin auch nicht der größte Fan von Jacksons “Kampf-Regie” abseits der selbstverständlich unvergleichlichen Massenschlachten die immer noch ihresgleichen suchen. Doch im Nahkampf gab es mir zuviele Close-Ups, zu viele Schnitte, zu wenig nachvollziehbare Zweikämpfe – wobei da natürlich auch viel der Altersfreigabe geschuldet war. Vielleicht bin ich da auch etwas zu pingelig, und möglicherweise bin ich jetzt bei “Der Hobbit” etwas zu euphorisch – doch was für mich am Ende bleibt sind (Stand jetzt) vier der besten Filme aller Zeiten. Und sie wurden alle von einem Mann erschaffen, der in einem enormen Kraftakt und gegen alle nur denkbaren Widerstände das weitergeführt hat was ein anderer großer Mann begonnen hat.

Ich bin froh in einem Zeitalter zu leben in dem man beides in voller Bandbreite genießen kann. Danke J. R. R. Tolkien, danke Peter Jackson. Ihr seid die Größten!

Almost Daily #9: DER HOBBIT (1/3) Peter Jackson’s bester Film?

Almost Daily #9: DER HOBBIT (2/3) Leben auf großem Fuß

Almost Daily #9: DER HOBBIT (3/3) Elbenbrot fürs Auge

Freut ihr euch auf “Der Hobbit”?