Wir haben die Frage jetzt schon ein paar Mal gehört: "Heute Abend werdet ihr doch bestimmt “Borderlands 2” in der Sendung haben?! Oder?!"

Die kurze Antwort: Nein, werden wir nicht. Nächste Woche auch nicht. Und in der danach auch nicht.

Für die lange Antwort muss ich ein wenig ausholen: Das Spiel ist am 21. September erschienen. An dem Tag haben wir es auch bekommen. Schon einige Wochen zuvor gab es für einige Medien die Möglichkeit, das gesamte Spiel kooperativ durchzuspielen. Und etwas später Testversionen vor dem Verkaufsstart. Leider nicht für uns. Nun liegt es uns fern, die beleidigte Leberwurst zu geben. Am besten noch ein Video zu produzieren, in dem wir die böse Industrie und den Publisher, im konkreten Fall 2K Games, anprangern. Im Gegenteil, wir haben eigentlich ein sehr entspanntes Verhältnis zu 2K. Es mag tatsächlich sein, dass unsere späte Bemusterung mit “Borderlands 2” durch eine Verkettung unglücklicher Umstände entstanden und die große Ausnahme ist.

Warum meckern wir dann denn jetzt noch rum? Wir haben das Spiel mittlerweile eine ganze Woche, da hätten wir es doch locker in die heutige Sendung packen können, oder? Nein, leider nicht. Um euch mal einen kleinen Einblick in unsere Produktionsabläufe zu geben, konstruieren wir einen fiktiven Fall: Wir erhalten heute, am 28. September, ein für einen Test geeignetes Exemplar des Spiels X. Das bekommt Redakteur Y und spielt es übers Wochenende.

Am Montag erzählt Y der versammelten Mannschaft, wie er X findet. Gemeinsam wird überlegt, wie man X in der Sendung präsentieren könnte. Besonders wichtig sind dabei Realdrehs: Szenen werden ersponnen, feingeschliffen, verworfen und manchmal auch abgesegnet. Es vergehen ein paar Tage, in denen der Redakteur nicht nur weiter X spielt und aufnimmt. In Zusammenarbeit mit den Abteilungen Produktion und Realisation werden auch Drehorte gesucht, Kostüme besorgt, Sachen gebastelt, bemalt, belacht und am Ende doch im Laden gekauft. Freitag ist dann Drehtag. Neben allem Realmaterial für die einzelnen Beiträge werden auch die Moderationen gedreht. Es ist der 5. Oktober. Mittlerweile ist eine Woche vergangen, seitdem wir Spiel X erhalten haben.

Es beginnt eine neue Woche. Behaltet im Hinterkopf, dass parallel zum Projekt “Redakteur X und Spiel Y” der ganze Zirkus der letzten Woche von vorne beginnt, wir arbeiten immer gleichzeitig an mehreren Sendungen. Am Montag sichten wir schon mal das Drehmaterial vom Freitag. Moderationen werden grob zusammengestöpselt, Themen für “Next” gesucht. Am Dienstag hat Y noch Zeit, sein Spielmaterial und alles andere, was er so braucht zusammenzustellen: YouTube- und Film-Schnipsel, Musik, Offtext als Leitfaden für den Schnitt und vieles mehr. Die Grafikabteilung erstellt in der Zwischenzeit lustige Animationen, wenn für die Beiträge welche gebraucht werden. Mittwoch und Donnerstag sorgen professionelle Film- und Fernseh-Cutter in teilweise pervers ausufernden Schnittschichten dafür, dass sich alles irgendwie zu einer Viertelstunde Spiel, Spaß und Spannung zusammenfindet.

Am Freitag wird der Offtext für unseren Sprecher Ingo noch mal angepasst und fertiggestellt, bevor am Nachmittag die Vertonung im Tonstudio stattfindet. Nun ist die Folge aber fertig, oder? Nein, noch nicht ganz. Spiel X haben wir mittlerweile seit zwei Wochen. Der Kalender zeigt den 12. Oktober.

Wieder wird es Montag. Seit Beginn unserer kleinen Geschichte werkeln wir parallel nun schon an drei Folgen Game One. Unsere Ausgangsfolge geht durch die Abnahme der Entscheider bei Viacom (MTV und VIVA). Dann nehmen wir manchmal noch kleine Änderungen vor. Dann ist sie wirklich fertig, die neue Folge Game One. Am Dienstag startet sie für unsere Power-Up-Freunde in der App. Mittwoch läuft sie auf MTV. Und Freitag landet sie schließlich auch auf gameone.de, nachdem sie kurz zuvor auf VIVA ausgestrahlt wurde. Spiel X ist drei Wochen vorher, am 28. September, bei uns eingetroffen. Erst ab dem 19. Oktober kann der Großteil unserer Zuschauerschaft unseren Senf zum Thema sehen.

Was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja, wir hätten “Borderlands 2” etwa Mitte Oktober in der Sendung haben können. Weil die Zeit vom Eintreffen eines Spiels bis zu unserer TV-Berücksichtigung eben dieses Spiels stolze drei Wochen beträgt. Nun wisst ihr auch mal, warum wir Spiele meist erst nach Release in der Sendung haben (können). Das finden wir auch okay, wenn sich der zeitliche Verzug im Rahmen hält. Aber ein knapper Monat ist uns bei “Borderlands 2” zu lang.

Jetzt fragt ihr euch unter Umständen (und unter Umständen auch zurecht), ob es wirklich sein muss, dass das alles so lang dauert? Vielleicht nicht, aber nebenbei müssen wir noch ein paar andere Sachen wie diese Website, Reisen, Recherchen, Drogenentzüge oder von Game One komplett unabhängige Projekte erledigen. Gut Ding will ja außerdem Weile haben. Aber wenn es euch tröstet: Auf gameone.de wird es schon ganz bald was Feines zu “Borderlands 2” geben. Alles wird gut.

Borderlands 2

Beschreibung: Borderlands 2