Es ist genau das, was ich von dem aktuellen Titel der Serie erwartet habe: “Global Offensive” ist “Counter-Strike”, spielerisch so etwas wie ein Kompromiss zwischen “CS 1.6” und “CS: Source”, in vielerlei Hinsicht simplifiziert, dafür mit neuen „offiziellen“ Maps und exakt für die gleiche Zockerklientel ansprechend, das auch schon die Jahre zuvor um Headshots, Bomben und Geiseln gewettert hat.

Alles alt, alles schön? Fast. In diversen Foren ist erneut der inzwischen künstlich am Leben gehaltene Glaubenskrieg zwischen den verschiedenen Versionen ausgebrochen. Wie konnten die Entwickler von Hidden Path Entertainment und Valve aber auch bloß ihren bereits schändlichen" CS: Source"-Weg weiterwandern und auch noch konstant weiterbearbeiten, nur um mit einer neuen und noch viel schlimmeren Anti-“CS 1.6”-Version um die Ecke zu kommen?! Und was ist mit den Hitboxen? Wer denkt denn bitte an die Hitboxen??! Ein Frevel, diese Geldmacher, diese Schweine, sie nehmen uns die Nostalgie über das Pionier-Spiel schlechthin weg! Auch dieser Shitstorm war zu erwarten.

Die “CS”-Splashscreens im Laufe der Zeit.

Counter-Strike: Splashscreen-History

Beschreibung: Counter-Strike: Splashscreen-History

Alles halb so wild, denkt der gesättigte und gealterte CS’ler von heute, der sich ausnahmsweise nicht über den automatisierten Amount von Munition beschweren will und das hektische Drücken von „.“ am Anfang jeder Runde nicht sonderlich vermisst. Ich mache es trotzdem. Der guten alten Zeiten wegen.

Erinnerungen und andere Sachen schießen sofort in den Kopf
20 Sekunden. Weniger als eine halbe Minute Zeit hatte ich, um mir die Map cs_italy anzuschauen, in Erinnerungen zu schwelgen und mich darüber zu freuen, dass sich mein Laufweg überhaupt nicht geändert hat. Nano-Sekunden später saß das erste virtuelle Gut im meinem virtuellen Kopf. Und da war sie, die Frustration. Dicht gefolgt von dem Ehrgeiz, es wenige Sekunden später zurückzuzahlen. 20 Sekunden hat es gedauert, um mich knapp zwölf Jahre zurückzuwerfen.

In den darauf folgenden zwei Stunden wanderte ich auf der Memorylane, probierte alte Taktiken und Spots aus und merkte schmerzlich, dass ich immer noch viel zu unkontrolliert, ungeduldig und blind in wartende und lauernde Gegner reinrenne. Es war großartig. Es war stumpf, es war “Counter-Strike”. Der selbe Brei wie früher, nur ein bisschen aufgehübscht.

Es ist erstaunlich, wie automatisiert der Gang (und Kampf) auf den gewohnten alten Maps von Statten geht. “CS:GO” hat mir aufgezeigt, wie unfassbar lange ich “Counter-Strike” wohl in meinem Leben gespielt haben muss. Stolz kann man darauf zwar kaum sein, aber mit den ersten kleinere Erfolgen und der ersten nicht negativen Statistik hebt die Gerechtigkeit langsam aber bestimmt ihre kleine abgehalfterte Faust in Richtung Gegner. Diese sind – natürlich – immer noch alle 12 Jahre alt, laut, unklug und treffen nur weil sie „noch schnelle Reaktionen“ haben. Oder cheaten. Aber Moment, das stimmt ja gar nicht mehr. Spätestens hier macht sich die wahre Neuerung bemerkbar, die neben neuen Maps, neuer Grafik und neuen Spielmodi eingeschlichen hat: Die Community. Sie ist gealtert. Wer hätte das gedacht!

The 40 Year old CS-Kiddy
Vereinzelt tauchen sie auf, die wenig ausgelasteten Kollegen, die sowohl Feind als auch Freund auf den Servern mit ihrer hektischen Spielweise und auch mit dem ein oder anderen Teamattack nerven. Schlimmer wird es, wenn sie ein Mikrofon ihr Eigen nennen und alles und jeden kommentieren müssen. Ein Hoch auf die Mute-Funktion, die sowohl auf für die PC- als auch für die Konsolen-Versionen vorbildlich eingebaut wurden!

Auf meinen Gefechten über den PC ist es mir so gut wie nie passiert, dass ich einen Mitspieler muten musste. Eher im Gegenteil. Es war schön, interessant und auch sehr hilfreich, mit wahrscheinlich Gleichaltrigen kurz und bündig Taktiken zu besprechen. Oder zumindest dabei zuzuhören, wie sie sich untereinander abgesprochen haben. Alles läuft im Vergleich zu früher seltsamerweise disziplinierter, manchmal sogar teamorientiert ab. Und – das weiß auch jedes CS-Kiddy – so macht “Counter-Strike” immer am meisten Spaß. Egal ob nun in der “1.6er”-, “Source”- oder “Global Offensive”-Variante.

Screenshots aus Counter-Strike: Global Offensive

Counter-Strike: Global Offensive

Beschreibung: Screenshots zu Counter-Strike: Global Offensive.

PC vs. Konsole
Der Glaubenskrieg zwischen den unterschiedlichen Plattformen ist bei “Counter-Strike: Global Offensive” (und allgemein) ein wenig müßig, daher halte ich mich kurz: Die Xbox-Version ist verbuggt, die PSN-Version noch nicht mal erschienen, die PC-Version rockt. Auf der Xbox macht es trotz der Nippelsteuerung Spaß, auch wenn man die Sensibilität ruhig noch ein bisschen sensibler hätte gestalten können. Wer aber echten Wettkampf sucht, muss an die Maus und Tastatur.

Oberflächlich betrachtet ist es vollkommen egal, ob man sich “CS: GO” nun über die klassische PC- oder über die Konsolen-Variante antut. Wer lange nicht mehr gespielt hat wird auf Online-Servern sehr schnell mit dem konfrontiert, was für dieses Spiel so unfassbar offensichtlich ist und Kopfschmerzen in gleich zwei Varianten parat hält: Headshots.

Teambildende Maßnahme
Mit Beleidigungen kommt man besonders in die Bredouille, wenn man sie seinen eigenen Teamkameraden mitten in einem virtuellen Gefecht an den Kopf werfen muss. Weil sie beispielsweise unfassbar schlecht spielen. Oder weil sie einem in einem Teammatch mit unterschiedlich strategisch-wichtigen Punkten nicht glauben wollen, dass eine Aufteilung im Gegensatz zu einer Verklumpung wesentlich dienlicher sein kann. Oder weil sie es schlicht und einfach verdient haben. Da wir vier jedoch jeweils stets im Recht sind und uns allen gegenseitig die genannten Beispiele und noch viele Weitere vorwerfen, sollte es sich doch irgendwie von selbst lösen, dieses „Problem“ namens Teamplay.

Es war ungewohnt, nahezu 60 Minuten am Stück mit nur wenig Schreierei, Hass und gegenseitiger Antipathie auszukommen. Endlich kamen wir zusammen, wir vier narzisstischen Nasen und die aktuelle Version der Serie, welche das Wort „Teamplay“ auf ihr virtuelles Steißbein bereits Anfang der Nullerjahre hat tätowieren lassen: “Counter-Strike: Global Offensive”. Unser Versuch einer teambildenden Maßnahme seht ihr hier:

I’m planting the bomb …
… sagte mein virtuelles Terror-Ich und genoss jeden Piepston bis hin zur finalen Explosion, der uns einen weiteren, vermeidlich unbedeutenden Rundengewinn bescherte. “Counter-Strike: Global Offensive” bockt. So wie früher. Das hatte ich mir von der Version erhofft und es wurde eingehalten. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Clan. Einer, der das Wort „Teamplay“ versteht.