New Super Mario Bros. 2: Geld regiert die Welt
Toll, ich wollte diesen Artikel ja eigentlich schon fertig haben, als “New Super Mario Bros. 2” vergangenen Freitag veröffentlicht wurde. Aber dann kam mir diese komische Spielemesse dazwischen. Naja. Durchgespielt war es vorher schon, also hau ich einfach jetzt noch ein paar Zeilen raus, damit ich es hinter mir habe. Schließlich müssen wir nun wieder im Akkord frische TV-Folgen produzieren. Wusstet ihr eigentlich, dass schon am Freitag, den 24. August, unsere erste neue Folge auf VIVA und hier im Blog zu sehen sein wird? Mit allerlei geilem gamescom-Gedöns. Aber egal, bleiben wir mal eben beim Thema.
Ich mach es saukurz: “New Super Mario Bros. 2” ist ein 2D-Jump’n’Run mit großartig designten Levels. Anders kann man es nicht sagen. Es ist über weite Strecken ganz große “Super Mario”-Kunst. Ich brauche und werde niemandem mehr den Spielablauf erklären, jeder von euch hat schon mal ein “Mario”-Jump’n’Run gesehen oder gespielt. Profis mag der Schwierigkeitsgrad insgesamt zu niedrig sein, dennoch gibt es in diesem mittlerweile dünn besetzten Genre quasi kaum Besseres.
Den perfekten 2D-Hüpfer verhindern aber wieder die paar Macken, die es schon immer gibt: Die Duelle mit den Endgegnern, Bowser und seinen Blagen, sind größtenteils lahm und langweilig. Und erinnert ihr euch noch an diese Türme mit den seltsamen Nashorn-Karussellen, die euch bereits in “Super Mario World” im Weg standen? Die sind auch wieder dabei. Ich habe es manchmal in etwa vier Sekunden geschafft, alle Nashörner von ihren Plattformen zu schubsen. So ganz erschließt sich mir nicht, was derlei anspruchsloses Zeug soll. Da wäre Nintendo gut beraten, nicht immer alle alten Elementen recyceln zu wollen.
Das Wiederverwerten von Bekanntem ist aber ohnehin DAS große Thema des Spiels: Gegner, Hintergründe, Soundeffekte, Musik, Moves, Münzen, Mützen – “New Super Mario Bros. 2” ähnelt seinen DS- und Wii-Vorgängern stellenweise so stark, dass man die Spiele im direkten Vergleich kaum auseinander halten könnte. Das macht das Spiel per se nicht schlechter, aber zum reinen Fan-Service: Wer das Konzept seit jeher mag, bekommt mehr feines Futter zum Weglöffeln. Hat euch der ewig gleiche Brei schon vorher nicht (mehr) geschmeckt, liegt euch auch “New Super Mario Bros. 2” schwer im Magen.
Das Paradoxe ist, dass Nintendo durchaus versucht hat, Neues einzubauen: So gibt es neben einer deutlich erhöhten Anzahl an Münzen und Items, die für noch mehr Münzen sorgen, einen globalen Zähler für all das inflationär platzierte Gold. Jede Münze, die ihr im Spiel sammelt, wird zu eurem großen Goldhaufen addiert. Das große Ziel lautet eine Million Münzen – und man kann das Spiel auch mit gerade mal 20.000 oder 30.000 Münzen beenden. Ganz utopisch ist die Million aber nicht, denn an einigen Stellen lässt sich recht effektiv Gold farmen.
Das Blöde ist nur, dass Nintendo dieses Sammelei nicht für motivierende Erweiterungen nutzt: Warum kann ich mit dem gesammelten Gold nicht in einem In-Game-Shop was kaufen? Items zum Beispiel. Neue Levels. Vielleicht auch zusätzliche Fähigkeiten. Oder auch nur Kram wie Musik oder Artworks. Irgendwas eben, das all dem Sammelwahnsinn einen Sinn oder Mehrwert verleiht. Die tatsächlich eingebaute Belohnung für die Million ist ein richtiger Schlag ins Gesicht. Ich möchte euch nicht die Überraschung verderben, aber ich saß kurz da und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Nun klingt mein Text hier und da ernüchtert und negativ. Das ist nicht gerecht. Ich finde das Spiel toll. Und ich habe nicht mal den Zwei-Spieler-Koop getestet. Oder diesen Münzrausch-Modus, in dem man unter Zeitdruck möglichst viele Münzen sammeln muss. Aber “New Super Mario Bros. 2” ist eben gleichzeitig auch denkbar durchschlagskräftige Munition für alle, die Nintendo stetiges Wiederkäuen des immer gleichen Krams vorwerfen. Auch ein Klempner geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht.