Der nachfolgende Text ist nicht lang, die Grundaussage sollte aber verständlich sein und regt hoffentlich zur Diskussion an.

Jedes Jahr wird die gamescom größer, bunter, schöner, lauter, heißer und voller. Kein Wunder, dass sich auch immer mehr junge Eltern mit ihren Sprößlingen auf der Messe einfinden. Ich sage: Gut so. Je jünger das Kind, um so besser für uns, euch und auch die Industrie. Denn aus Babys werden Kleinkinder, aus Kleinkindern werden Kinder, aus Kindern werden Jugendliche, aus Jugendlichen werden Erwachsene und dann, wenn sie erwachsen sind, dann entstehen Konsumenten mit richtig viel Kohle.

Am Stand von Borderlands 2 traf ich eine junge Frau mit Kinderwagen, im Kinderwagen befand sich ein rund zwei bis drei Monate altes Kind, welches sich wie selbstverständlich zum treibenden Bass der 400.000 Watt Anlage in seiner Decke bewegte. Es war fast so, als würde das Kind die vollgestopften Gänge durch sein Geschrei dazu auffordern, den Dubstep lauter und lauter zu drehen. Vielleicht so laut, dass selbst das Kind sich nicht mehr hört oder das Trommelfell direkt platzt. Babys mögen sowas. Vor allem dann, wenn Tausende unbekannte Menschen auf engstem Raum abhängen, brüllen, schreien, lachen und schubsen. Da gehen Babys vollkommen auf und können sich richtig gehen lassen. “Schließlich sind wir ja auch vier Stunden mit dem Auto zur Messe gefahren”, entgegnete mir die Mutter, als ich ihr zu dieser bewussten Entscheidung gratulierte. “Nur das Beste fürs Kind”, sagte ich. “Ja! Und später rauchen wir gemeinsam Kette!” – zugegeben, der letzte Satz war gelogen. Sie sprach noch davon, dass “die Messe keinerlei Info hatte, ob es sinnvoll ist, ein Kleinkind mitzunehmen”. Absolut nachvollziehbar und ein weiser Schritt, die Verantwortung den Messeveranstaltern zuzuschieben. Zudem macht ein Kinderwagen ja auch Sinn, um Goodies zu verstauen – wie sonst soll ein Baby lernen, dass die treibende Kraft das Goodie-Bag und nicht die Videospielkultur ist.

Auch auf die Temperaturen haben Babys voll Bock. Je mehr Kleidung ein Baby bei 38 Grad Außentemperatur am Körper trägt, um so besser. Der Idealfall wurde auch sehr deutlich gezeigt: Ein Babycarrier vor der Brust. Das Kind schön eng an den Körper der Mutter geschnallt. Das ist sogar doppelt effektiv: 1) Als Rammschutz. Auf Messen wird es schön eng und schwitzig, da ist so ein kleiner Schutz vor dem eigenen Körper durchaus sinnvoll. Und wieso nicht direkt das Kind abhärten? 2) Babys können ihre Körpertemperatur selbst nur schlecht regulieren. Da macht es absolut Sinn, dass die Mutter das in 42 Grad heißen Hallen übernimmt. Wenn Babys schon nicht schwitzen können, dann reguliert der Mutterschweiß das Ganze.

Und ganz ehrlich: Was gäbe es für Alternativen? Ein sonniger Stadtpark mit kleinem Wasserspielplatz? Eis essen und frische Luft an einem See? Ihr seht. Es gibt durchaus gute Gründe, um Babys mit auf die größte Unterhaltungsmesse unserer Zeit zu nehmen. Deshalb fordere ich: Mehr Babys auf der gamescom!

PS: Anbei eine kleine Galerie mit Dingen, die Babys auch tun sollten.

Dinge, die Babys ebenfalls tun sollten.

Beschreibung: Dinge, die Babys ebenfalls tun sollten.

Update:
Die gamescom selbst lies Flyer drucken auf denen “Lieber Besucher,wir weisen darauf hin, dass bei einzelnen Präsentationenund Shows in den Hallen gehörgefährdende Lärmpegelauftreten können. Wir empfehlen Ihnen deshalb in diesenBereichen die Verwendung von Gehörschutzmitteln.Geeignete Gehörschutzstöpsel können Sie in unseremCopy & Shop oder an den Clearing Countern in denEingangsbereichen für 0,50 Euro pro Paar erwerben. Kapselgehörschützer für Klein- und Kleinstkinder können Sie ebenfalls bei Copy & Shop für 16,55 Euro kaufen.”

Ich habe bei der Koelnmesse angefragt und bekam folgende Antwort: “Insofern [Anmerkung der Redaktion: Mit dem Drucken der Flyer] sind wir unserer Pflicht der Information sichtlich nachgekommen und koennen weiterhin nur an den gesunden Menschenverstand appellieren, Babys und Kleinkinder auf Großveranstaltungen ev. nicht mitzubringen.”