Ich gebe es zu: Mit Browserspielen kenne ich mich nicht so gut aus. Weil in meinem Kopf viele der gleiche Brei sind. Da spielt es keine Rolle, ob Raumgleiter, Piratenschiffe oder Traktoren dabei sind. Am Ende wollen sie alle nur mein Geld. Kleine, aber zahlreiche Zuwendungen, die mich schneller, mächtiger, rundum geiler machen. Eigentlich so wie “Diablo”. Also lasse ich Browserspiele oft links liegen. Aber wenn ich ehrlich zu mir bin, ist mein Widerstand schon halb gebrochen: Auf mein Smartphone lade ich mir schließlich immer mehr der so genannten “Freemium”-Spiele runter, die mich erst abhängig machen und mir dann Geld für In-App-Käufe abluchsen. Ich habe für einen fast zweistelligen Betrag sogar mal eine Wagenladung Schlumpfbeeren gekauft, um mein Schlumpfdorf schneller aufbauen zu können! Ich verdammtes Opfer.

Aber was wollte ich denn eigentlich erzählen? Ach ja, “Gameglobe”. Vor ein paar Monaten hätten wir uns das damals noch völlig unbekannte Browserspiel in Kopenhagen anschauen können. Dort wird es von Hapti.co zusammengeschraubt. Dieses Team von Square Enix besteht aus Menschen, die vorher beim ebenfalls in Kopenhagen angesiedelten Studio IO Interactive an Serien wie “Kane & Lynch” und “Hitman” gearbeitet haben. Dummerweise konnten wir die Einladung nicht annehmen, da unser Reiseteam schon für einen anderen Trip gebucht war. Einige Zeit später kam dann die Einladung zur geschlossenen Beta. Und dafür haben wir uns dann doch mal angemeldet. Falls ihr noch gar nichts über “Gameglobe” wisst, schaut euch doch erst mal den folgenden Trailer an. Dann muss ich euch auch nicht alles erklären. Wir haben hier ja auch noch anderen Kram zu tun.

So, jetzt ist’s klar, oder? “Gameglobe” ist eine Art “LittleBigPlanet”, nur eben als Browserspiel. Man erstellt sich einen kleinen Avatar und dann geht’s los. Mit sehr einfachen Mitteln lassen sich aus einer anfangs völlig leeren Wüste bunte Action-Adventure-Häppchen formen. Nachdem ich erst mal ziemlich gestaunt hab, dass man in einem Browserspiel hübsch aussehende 3D-Welten selbst zusammenstöpseln kann, ist die Steuerung die nächste Überraschung: “LittleBigPlanet” fand ich zwar immer cool, wollte oder konnte mich aber nie wirklich in die komplexen Feinheiten der Steuerung einarbeiten. Oder auch nur einen einzigen funktionierenden Level bauen.

In “Gameglobe” geht alles fix und weitgehend einfach. Mit wenigen Klicks und Tasten planiert ihr die Gegend, baut Gebäude, Tunnel, Plattformen und mehr. Pinselt alles neu an oder stellt Gegner angriffsbereit auf. Konstruiert Türöffner oder lasst Bäche und Wasserfälle fließen. Milch und Honig gingen wahrscheinlich auch. Auf Knopfdruck könnt ihr zur direkten Steuerung des jederzeit sichtbaren Avatars umschalten und testen, ob alles so funktioniert, wie ihr euch das gedacht habt.

In der Beta gibt es noch sehr wenige Themenwelten, so dass viele Levels mit piratesken Dschungelsettings daherkommen. Aber spielerisch ist es dafür umso erstaunlicher, was die Beta-Teilnehmer bereits kreiert haben: Wir sind in “Uncharted”-Manier ballernd mit einem Floß über einen Fluß im Urwald geschippert. Haben ein originalgetreues “Pac-Man” gespielt. Sind bei einer Art Giganten-“Tetris” über die herabfallenden Steine gen Himmel geklettert. Haben uns über den Level “In the Shadows”, ein sandfarbenes “Limbo”, gefreut. Und dann gab’s die aus “Star Wars” bekannte Schlacht um den Eisplaneten Hoth, wo man an einem Seil in den Metallbauch eines AT-AT klettern und dort eine Sprengladung zünden muss. Wie cool das ist. Wobei solche Werke die Frage aufwerfen, wie das Betreiber-Duo Square Enix und Bigpoint nach dem offiziellen Launch mit solch offensichtlichen Anleihen an geistiges Eigentum Dritter umgehen wird.

Gameglobe

Beschreibung: Gameglobe

Bei aller Freude über die kreativen Möglichkeiten wird es aber auch Einschränkungen geben, die in erster Linie den technischen Realitäten eines Browserspiels geschuldet sind: So werdet ihr keine eigenen Texturen oder Sounds hochladen können. Dafür soll ein üppiger Vorrat an mitgelieferten “Bauelementen” entschädigen. Allerdings werden nicht alle direkt verfügbar sein – womit wir wieder beim Ausgangsthema Monetarisierung wären. Schließlich soll auch beim grundsätzlich kostenlos spielbaren “Gameglobe” Geld verdient werden.

In der geschlossenen Beta ist das Währungssystem noch nicht in seiner finalen Form implementiert, erste Schlüsse lassen sich aber bereits ziehen: Für das Meistern von Levels erhaltet ihr In-Game-Währung, ebenso für das Erschaffen eigener Welten, wenn diese von anderen Spielern gezockt und für gut befunden werden. Mit der In-Game-Währung schaltet ihr nicht nur neue Gegenstände, sondern auch Avatar-Kleidung oder Speicherslots für weitere von euch gebaute Welten frei. Und all dies lässt sich eben auch mit echtem Geld beschleunigen.

Es liegt an Bigpoint und Square, die Details des Bezahlmodells richtig auszubalancieren: Wird “Gameglobe” von Haus aus sehr viele Möglichkeiten im Levelbau mitbringen, wird kaum jemand echtes Geld für Zusatzoptionen ausgeben. Bekommt man aber nur ein paar rudimentäre Gratisbröckchen hingeworfen, zerstört dies direkt die Baulust vieler Spieler und verhindert so, dass überhaupt ein großes Sammelsurium cooler Levels entsteht. Das wäre schade, denn das ambitionierte “Gameglobe” hebt sich nicht nur spielerisch von seinen Konkurrenten ab, sondern funktioniert bereits gut und sieht – auch über Browserspielgrenzen hinaus – sehr sympathisch aus.

Bevor ihr eure eventuellen Vorbehalte gegenüber Browserspielen mit “Gameglobe” selbst abbauen könnt, müsst ihr euch noch eine Weile gedulden: Für eine offene Beta oder gar den finalen Launch gibt es noch keine Termine.