Star Wars Identities: Die Ausstellung
Da stolpert man völlig spontan und nichts ahnend durch Montreal, weil man sowieso grade beruflich dort zu tun hat, und läuft doch tatsächlich mit der Nase fast frontal gegen ein Werbeplakat. “Star Wars Identities: The Exhibition”. “Star Wars”-Ausstellung? Hier oder was? Ja, geil!
Zu dem Zeitpunkt befanden Kollege Fabian und ich uns gerade am Hafen. Häfen sind der Shit! Jedenfalls war der Punkt an dem wir uns befanden nur ein Steinwurf vom “Montréal Science Centre” entfernt, in dem die Ausstellung gastiert. Mit nicht dem Hauch einer Ahnung was uns dort genau erwarten würde, beschlossen wir uns das anzusehen. Steht ja “Star Wars” dran, kann nicht so scheiße werden.
Wie das bei Ausstellungen meist der Fall ist, haben wir zu Beginn einen Audioführer bekommen, der uns zeitweilen nützliche Informationen zu den Exponaten ins Ohr brüllte. Zusätzlich erhielt jeder Besucher ein intelligentes Armband, welches Daten speichern kann. Das macht nur Sinn, wenn man gerafft hat worum es hier eigentlich geht. Denn wie ich erfuhr, geht es mit Nichten ausschließlich um den Fankult des wohl bekanntesten Familienstreits der Filmgeschichte.
Das Konzept der Ausstellung lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Schlaue Wissenschaftler versuchen dir unter dem Deckmantel eines über die Maßen bekannten, popkulturell angesehenen Franchises, die geistige und körperliche Entwicklung eines menschlichen Individuums zu erläutern. Und mal ganz erhlich: Das sind ganz schöne Füchse, diese Wissenschaftler! Wer wäre besser für eine Charakteranalyse geeignet als Anakin und Luke Skywalker. Unterschiedlicher kann man sein Schicksal gar nicht gestalten!
Und so funktioniert der Spaß: Während der Ausstellung durchläufst der Besucher zehn Stationen an denen er Entscheidungen treffen muss, die sich auf seinen virtuellen Lebenslauf auswirken. Dazu gehört die Wahl der Rasse, die äußere Erscheinung, der kulturelle Background, die elterliche Erziehung, die Wahl des Mentors, der Freunde und so weiter. All diese Daten werden auf dem Armband gespeichert, welches an der jeweiligen Station gegen ein leuchtendes Sechseck gehalten wird. Wie würde “Trant der Weise” jetzt sagen: Sechsecke, Indikatoren der Zukunft.
Tatsächlich ist das Ganze schon abgefahren. Am Ende entsteht euer individueller “Star Wars”-Charakter, der auf Wunsch ewig in der “Identities”-Datenbank gespeichert wird. Natürlich wird er dir auch per E-Mail zugeschickt, damit du ihn schön überall auf Facebook, Twitter und Co. veröffentlichen kannst.
An jeder der zehn Stationen wird ein zum Thema passendes Aufklärungsvideo gezeigt, welches einem beispielsweise erklärt warum sich Leute mit unterschiedlicher Herkunft entsprechend anders entwickeln. Oder weshalb wir uns unsere Freunde aussuchen. Alles hübsch mit “Star Wars”-Filmausschnitten unterlegt um die Thesen zu veranschaulichen. Wer Bock auf sowas hat und sich darauf einlässt kann also echt was lernen. Das wäre dann in unserem Fall der gute Fabian. Ich stand 90% der Zeit sabbernd vor den Ausstellungsstücken.
Über 200 verschiedene Kostüme, Requisiten, Zeichnungen, Figuren und allerhand anderes Zeug können dort noch bis Ende September bewundert werden. Viele der Exponate werden zum ersten Mal überhaupt ausgestellt. Wie zum Beispiel die Augen von Jabba the Hutt. Viel mehr ist von dem guten Kerl auch nicht übrig geblieben. Ganz schön schlampig diese Leute bei Lucasfilm. Die haben bestimmt auch so einen tollen “Game One”-Keller in dem einfach alle Requisiten aufbewahrt werden und nach ein paar Jahren findet man nichts wieder. Dafür hatten sie noch das Kostüm von Leia, als sie von Jabba als Sklavin gehalten wurde. Die Kostüme waren allgemein noch in einem sehr guten Zustand. Klar, die aus den alten Filmen sehen inzwischen so aus als könnte sie unser Aufnahmeleiter Krys im Bastelkeller nachbauen, aber sie hatten auf mich trotzdem eine magische Anziehungkraft. Allein vor dem Kostüm von Darth Vader habe ich eine Ewigkeit verbracht. Es sieht billig aus, aber mein Gott, darin wurde Filmgeschichte geschrieben!
Meine beste Freundin hat keinen Plan von Filmen, geschweige denn von “Star Wars”, aber natürlich kennt sie diesen einen entscheidenen Satz: “Luke, ich bin dein Vater.” Genau das dachte ich als ich so vor diesem “Darth Vader”-Kostüm stand: “Man, man, du bist mindestens genau so bekannt wie die Queen oder Lady Gaga.” Ich weiss nicht wie’s euch geht, aber für mich haben Dinge dieser Art einen hohen emotionalen Wert. Es ist fast so als würde man vor der Berliner Mauer stehen oder vor den Pyramiden in Ägypten, nur dass da in einem anderen Sinne Geschichte geschrieben wurde. Plötzlich gehst du weiter und Yoda sitzt vor dir. Erstaunlich klein und in einem Glaskasten. Daneben hängen Zeichnungen die frühere Entwürfe von Yoda zeigen. Eine sieht aus wie ein Gartenzwerg und du denkst nur: “Wie zur Hölle seid ihr von dort zu Yoda gekommen?”
Fragen über Fragen, die meist von eurem Audio-Headset beantwortet werden. Wie zum Beispiel, dass der heutige, finale Yoda Albert Einstein nachempfunden wurde. War mir bisher auch nicht bekannt. In der ersten großen Halle war direkt zu Beginn ein Podracer in Originalgröße aufgebaut. Ich dachte ich werde verrückt! Das sind doch wohl die abgefahrensten Fahrzeuge, die sich je einer ausgedacht hat! Und dann stehst du plötzlich vor dem mindestens zwei Meter großen Chewie. Man, jeder liebt Chewie, diese gute, treue Seele von einem Wookie und da steht er. "Ein bisschen traurig, dass es nur eine leere Hülle ist“, dachte ich. Aber wie gesagt, für viele ist es mehr als das. Glaubt mir, in diesen Hallen waren viele Männer, die sich wie kleine Kinder im Zuckerland gefühlt haben. Geil dass Medien, ob Filme oder Videospiele, das können.
Es gab wirklich viel zu sehen und ich bin froh, dass wir auf dieses Werbeplakat gestoßen sind, denn diese Ausstellung ist definitiv einen Besuch wert. Für alle die jetzt aufschreien und sagen: “Ich will da unbedingt hin, hab aber kein Geld um nach Kanada zu fliegen.” – Es handelt sich um eine sechsjährige Wanderausstellung, die Mitte 2013 auch nach Europa kommen soll. Genaue Termine stehen leider noch nicht fest. Auf der offiziellen Webseite könnt ihr euch auf dem Laufenden halten. Der Spaß hat übrigens knapp 20 Euro gekostet. Ein sehr fairer Preis wie ich finde. Als Film- und “Star Wars”-Sympathisant ist dieses Erlebnis sowieso nicht mit Geld aufzuwiegen. Der olympische Gedanke zählt! Dabei sein ist alles!
Star Wars Identities
Wie findet ihr die Idee Wissenschaft mit Fankult zu verknüpfen? Würdet ihr euch die Ausstellung angucken? Und was haltet ihr generell von interaktiven Events dieser Art? Eure Meinung ist gefragt!