Simon und Nils lieben Mass Effect 3
Nils und ich haben lange mit uns gerungen. Sollen wir zusammen “Mass Effect 3” spielen? Beide haben wir in den Vorgängern unsere ganz eigenen, individuellen Geschichten erlebt. Ich zum Beispiel habe deutlich mehr Frauen abbekommen. Uns einen Charakter zu teilen wäre so wie seine Geliebte zu teilen, was für mich ok ist wenn ich dabei der erste bin aber das ist hier jetzt überhaupt nicht Thema also warum löchert ihr mich weiter mit Fragen? Jedenfalls kamen wir überein (habt ihr nach dieser Einleitung nicht auch erst direkt an was obszönes gedacht?) das wir als große Fans zusammen viel Spaß mit dieser fetten, fetten Space Opera haben werden – auf deren Ende wir seit verdammt langer Zeit warten.
Heraus kam ein emotionaler Regenbogen der Besonderheit in vielerlei Hinsicht. Wir werden versuchen wie bei unseren “Uncharted”-Sessions regelmäßig jede Woche eine Stunde parat zu haben und wir wissen schon jetzt alle, das es manchmal nicht klappen wird. Natürlich werden auch die bekannten BomMon-Sidekicks eine Rolle spielen: mein Kaffee, tolle Rocketbeans-Produkte (65% kugelsicher!), schamlose Schleichwerbung und unfaire Kackstellen.
In den Folgen 1 und 2 haben wir sogar was besonders verrücktes für Euch: Einen zu lauten Fernsehton, der in Verbindung mit unterschiedlichen Framerates von Ingame-Video und Kamera-Video dazuführt das blabla komm das interessiert doch keinen, das Ende vom Lied: Sebastian musste wie ein Hund schuften bzw. cutten aber ein Hund kann ja nicht cutten – wo war ich? – naja, jedenfalls sind Nils und ich Schuld und wir beide zusammen Sebastian echt dankbar. ABER schon ab Teil 3 wird das alles besser und dann flutschen wir die Videos nur so raus. Versprochen?
Episode 1: Der Mann Günther Shepard
Es war ein weiterer harter Tag für Günther Shepard an Bord der Normandy gewesen – oder, wie er sie nannte, “Mandy”. Für seine Besatzung unsichtbar fuhr er manchmal mit der Hand ganz sanft über die nahtlos ineinander verwobene Innenverkleidung des Schiffes. Seines Schiffes. Wenn niemand in der Nähe war, schubberte er sogar so ein bisschen mit dem unteren Rücken an den Ecken des Geländers entlang, er konnte nicht anders, es war der perfekte Platz dafür. Er sollte diese Stelle wirklich mal von einem Arzt untersuchen lassen. Doch er kam nicht dazu. Dieser verdammte Krieg! Und er mittendrin.
Episode 2: Ein Anfang. Vom Ende?
Die Erde brennt. Shepard rennt. Keine zehn Mirandas hätten mich auf diesem sterbenden Gesteinsbrocken halten können. Doch die Trottel von der Allianz glauben, es fiele mir schwer sie zurück zu lassen. Sie fallen einfach immer wieder auf mein Philanthropen-Theater hinein. Als ich dank meiner neu gewonnenen Springfertigkeit in die Normandy hopste, sah ich noch das Shuttle mit dem kleinen Jungen explodieren. Was treibt sich der Balg auch hier rum, selber Schuld! Hat der keine Eltern? Vermutlich nicht mehr. An Bord zeigt sich die Crew unwirsch. Kommen sie mir auf die Schliche? Die Brünette und der Ochse überbieten sich gegenseitig in falschem Heldenmut und dreisten Anschuldigungen. Ich muss ein Auge auf sie haben. Fällt mir bei Ashley nicht sonderlich schwer. Sie ist immer noch ein heißes Gerät und ich gedenke in nächster Zeit da mal bei zu gehen. Jetzt fliegen wir erstmal zum Mars. Ich hab da ein Apartment und muss dringend meine Modellschiffssammlung retten, bevor die Reaper hier auch alles in Brand setzen. Der Crew habe ich erzählt, wir müssten irgendwelche Artefakte bergen. Ich glaub sie haben es geschluckt. Idioten.
Episode 3 und Episode 4: Der erste Dämpfer
Shepards Lust musste warten. Liebe hatte in dieser Welt keinen Platz mehr. Obwohl er mehrfach im Beisein seiner Crew erläuterte, weshalb es gerade jetzt von Vorteil wäre mit der Repopulation der Erdbevölkerung zu beginnen, wollen alle anderen unbedingt die doofe Erde retten. Dabei sah doch ein Blinder, dass da für lange Zeit keiner mehr raufgehen würde.
Sein Plan war so einfach wie genial! Ein entfernter Arschplanet irgendwo am Rande der Galaxis war genau das, was sie alle jetzt brauchten. Je weniger da los war desto besser, es gäbe ja wiederbevölkerungsmässig genug zu tun. Er hatte das noch während seiner Flucht von der kaputten Erde genau durchgerechnet, deswegen musste er auch diesen Jungen im Luftschacht lassen, er hatte echt zu viel um die Ohren. Eine Handvoll Frauen müsste reichen, er müsste nur noch die restliche männliche Mannschaft irgendwie elegant loswerden. Bei so einem großen Projekt wie dem Wiederaufbau der menschlichen Rasse weiss man natürlich nie was kommt … es können Unfälle passieren. Schlimme Unfälle.
Dennoch – ein schöner Traum, für den es sich zu kämpfen lohnt, fand Shepard. Also schulterte er das Gewehr, schmiss sich ein paar Erfahrungspunkte ein und stieg in das Shuttle, das ihn direkt ins Herzen des Sturms fliegen würde.
Episode 5: Abschiedsball mit Tränen
Ich erinnere mich gern an meine Zeit im College. Meine Dockingstation wurde häufiger angeflogen als die Citadelle, wenn ihr versteht was ich meine. Das ist auch der einzige Grund, weshalb ich jetzt diesen Strebern auf der Akademie helfe. Sollen die Mädels mich direkt mal in Action erleben, dann kann ich mir das ewige Rumgeseiere sparen, was mir die Zicken auf der Normandy abverlangen, nur um da einmal bei zu gehen. Die olle EDI wittert schon wieder was, der Blechkasten sieht mich manchmal so von oben herab an, als würde sie glauben mich durchschaut zu haben. Ihre leblosen, blauen Augen sagen dann sowas wie „Aber Commander, das sind doch noch Kinder!“. Verdammt nochmal du dummer Toaster, deine Augen sind doch nur so blau weil dahinter ein Bluescreen leuchtet! Die Erde brennt und bald brennt der ganze Rest auch! Die Kindheit ist neulich in ein Shuttle gestiegen und explodiert, Zeit erwachsen zu werden! Was versteht so ein Windows-Rechner schon von Liebe und Tod. Ich rette mir jetzt ein paar Studenten, ich hab die Schnauze voll!
Episode 6: Das Kroganerweibchen
Kroganer sind wüste Ochsen. In Gemüt und in Gestalt. Sie denken nur an Tod und Triebe, an Hauen und Liebe. Wenn man sie lässt, vermehren sie sich ungebremst, überschwemmen die Galaxis und erdrücken jedes Leben wie einst die Aga-Kröte in Australien. Sie haben keine Kultur außer Krieg und nimmt man ihnen auch diesen bleibt nichts als ziellose Wut. Soweit meine Erfahrungen mit den Kroganern. Allerdings habe ich noch nie ein Weibchen zu Gesicht bekommen. Was mögen das für Wesen sein, die mit Kroganern das Feldbett teilen? Sind sie leidenschaftliche Liebhaberinnen? Wild und roh wie die ungezügelte Natur? Ich kann es kaum erwarten das heraus zu finden. Die Normandy nimmt direkten Kurs auf Sur´Kesh, den Heimatplaneten der Salarianer. Deren Geheimdienst STG hält doch tatsächlich ein Kroganerweibchen gefangen um an ihr Fruchtbarkeitsexperimente durchzuführen. STG! Im ganzen Universum weiß man, dass STG für „Sexually Transmitted Genitaldiseases“ steht. Die haben doch tatsächlich ein galaktisches Freudenhaus gebaut und die Kroganerin ist ihre Attraktion. Ich werde die Salarianer um ihr Zugpferd erleichtern und dann meine eigenen Experimente mit der Dame durchführen. Der fette Kommodowaran Urdnot Wreav könnte mir dabei allerdings Probleme bereiten, er beansprucht das Weibchen doch tatsächlich für sich! Daher hab ich ihm erzählt EDI hätte ihn beleidigt und warte in der Luftschleuse auf ihn um sich mit ihm zu prügeln. Bald hat der Dummkopf das gleiche um sich wie in sich: Ein Vakuum.
Episode 7: Menschlichkeit
Günther Shepard hatte einen Traum und dieser Traum war alles, das ihm geblieben war. Er stand über der Sternenkarte wie ein Eroberer. Wie der Eroberer. Die Crew an ihren Plätzen. Loyal und voller Bewunderung für ihn, den größten Anführer, den die Welt, den alle Welten, je gesehen hatten. In jeder Metropole der Galaxis standen Denkmäler, die zu seinen Ehren errichtet worden waren. So zahlreich, dass ihre Schatten ganze Welten in Dunkelheit tauchen würden, vereinten sie sich nur zu einer riesigen Armee der Finsternis.
Zu seiner rechten stand Garrus. Sein treuer Freund. Das Reptiliengesicht überzogen mit Narben. Jede einzelne erzählte eine Geschichte von Kampf und Blut, von Ehre und Tod, von Schmerz und Triumph. Sein Antlitz wie die Leinwand eines Schlachtenmalers.
Zu seiner linken Miranda. Die eine aus vielen. Die wie er war: besser als alle anderen. Die erste Frau, bei der er nur die Brüste sah, wenn er auf sie herab blicken wollte. Eine Begegnung auf Augenhöhe. Die einzig logische Wahl für ihn.
Günther Shepard machte seinen Blick. Er hatte ihn vor dem Spiegel heimlich eingeübt, immer und immer wieder. Er beherrschte ihn perfekt. Das Kinn leicht angehoben, die Mundwinkel ein wenig gesenkt, die Augen starr geradeaus. Grimmige Entschlossenheit.
Er sprach ein Wort: “Joker”. Dieses Wort ließ keinen Platz für Fragen, für Zweifel, für Zögern. Er gab der Crew einen Moment um zu ihm aufzusehen. Sie wussten, was folgte. Sie brauchten diesen Moment. Dieser Moment entscheidet Schlachten. Er macht verängstigte Bauern zu Kriegern. Kein Atem verließ den Mund, kein Lid fiel ins Schloss. Ein Augenblick gedehnt zur Ewigkeit, festgehalten wie ein Gemälde. Günther Shepard sprach: “Wir fliegen nach Hause!”.
Günther Shepard wachte auf. Alles tat ihm weh. Es tat ihm jetzt immer alles weh. Sein Körper war zerschmettert und wieder zusammen gesetzt worden. Er ging hundert Mal zu Boden und stand hundert Mal wieder auf. Eine Trutzburg aus Fleisch und Blut, die kein Feind je erobert hatte. Bis auf die Zeit. Sie hatte ihn belagert. Geduldig. Hatte ihm langsam die Luft abgedrückt und wartete bis die Mauern brüchig wurden. Bis sie eines nahen Tages einstürzen würden. Der einhundert und erste Sturz und zum ersten Mal der Letzte.
Er sah in den Spiegel. Sah die Furchen in seinem Gesicht. Keine Narben, die von siegreichen Schlachten erzählen. Nur Zeugen des einen verlorenen Kampfes. Des einen Kampfes, den am Ende jeder verliert. Commander Shepard, der immer über allen stand, reihte sich am Ende doch ein. Ein gebrochener Mann.
Er ging aus seinem Zimmer. Sie warteten schon. Es mussten dieses Mal um die fünfzig Kinder sein, mehr als gewöhnlich. Man half ihm auf seinen Platz. Er hasste ihre milden, besorgten Blicke doch seine eingefallenen Konturen sperrten dieses Gefühl in ihm ein und ließen es nicht nach draußen. Die Kinder sahen alle aus wie er. So sahen sie immer aus. Er stieg in ein Shuttle und explodierte. Günther Shepard hatte soviel Tod gesehen, wieso verfolgte dieser eine ihn bis heute? Wenigstens blieb er für immer jung. Er würde nie alt sein. Günther Shepard war der letzte, der sich an diesen Jungen erinnerte. Ein wahrlich würdevolles Grab, auf dem wertvollsten Friedhof, den die Menschheit zu bieten hatte: Den Erinnerungen des Günther Shepard.
Bald würde der Junge ein zweites Mal sterben, dieses Mal zusammen mit ihm. Doch während Günther Shepard weiter leben würde, in den Geschichten der Menschen, sollte der Junge für alle Zeit vergessen sein, denn seine Geschichte wurde nie erzählt.
Günther Shepard räusperte sich und blickte in ehrfürchtige, erwartungsvolle Gesichter. Welche Geschichte sollte er heute erzählen? Am Ende des Saals sah er eine der Lehrerinnen. Sie war unglaublich fett und verwachsen. Nach vorne gebeugt vom eigenen Gewicht lächelte sie ihn freundlich an. Günther Shepard verachtete sie. Da wusste er, welche Geschichte er erzählen würde. Sie handelte von Tuchanka, dem Heimatplaneten der Kroganer. Hier ist Teil 7: