Trials Evolution: Freude in Finnland
“Was will man an “Trials HD” schon verbessern?", dachte ich, als ich die Einladung zu einem Studiobesuch bei RedLynx in Finnland erhielt, um mir den offiziellen Nachfolger Trials Evolution anzuschauen. Trials HD, sollte das wahrscheinlich beste Xbox-Live-Arcadespiel an euch vorbei gegangen sein, versetzt euch in die Rolle eines Stuntfahrers, der verschiedene Hindernisstrecken von A nach B abfährt und versucht die bestmögliche Zeit zu erreichen.
Normalerweise macht man sich vor einem Anspieltermin zu einem Nachfolger Gedanken, welche Spielelemente des Vorgängers erweitert oder gestrichen werden sollten. Bei “Trials HD” musste ich da tatsächlich längere Zeit nachdenken. Dabei entstand eine Liste aus wenigen Punkten, die sich zumeist auf Onlinevergleichsmöglichkeiten mit Freunden beliefen. Die Spannung machte sich breit und schon bald ging es nach Skandinavien.
In Finnland hatten wir einen halben Tag, um Helsinki zu erkunden. Der Schneefall machte die Sache nicht sonderlich einfach, einige Sehenswürdigkeiten haben wir aber mitgenommen. Abends gab es dann leckeres finnisches Essen. Alle Fotos gibt es in der Galerie, Bär soll ein wenig wie Wildschwein schmecken und Rentier schmeckt wie Hirsch. Angeblich. Ich als verweichlichter Vegetarierer kann jetzt nicht so mitreden. Nach dem leckeren Abendmahl ging es ins Hotel, um am kommenden Tag direkt zu RedLynx ins Studio zu düsen.
Bei RedLynx fielen sofort die säuberlich aufgereihten Straßenschuhe auf – hier läuft man leise auf Socken durch das Büro. Alles andere als leise ging es dann bei der Präsentation von “Trials Evolution” zu. Zuerst gab es eine Einführung in die Geschichte von “Trials”. Danach ging es direkt ans Pad, um einige Strecken abzufahren.
“Trials Evolution”-Screenshots:
Trials Evolution: Screenshots
Bereits zum Spielstart fällt auf, dass RedLynx den Spielablauf ein wenig verändert hat. In “Trials HD” musste eine gewisse Anzahl Strecken bezwungen werden, um weitere Strecken freizuschalten. Das wurde damals recht flott nervig, denn schon mit wenigen korrekt gefahrenen Kursen, schaltete man die Extrem-Strecken frei. Die Dinger waren allerdings für einen Großteil der Spieler einfach zu komplex und forderten sehr tiefgehendes Wissen über die Mechanik des Spiels. Nun wird das System ein wenig umgestellt und Events schalten sich erst dann frei, wenn der Spieler (ähnlich wie bei Rayman Origins) eine bestimmte Anzahl Münzen freigespielt hat. Dritte Plätze geben eine Medaille, zweite Plätze schenken euch zwei Medaillen, erste Plätze werden gar mit drei Medaillen belohnt. So ist der Spieler gezwungen sich mit dem Spiel und dem Gameplay auseinander zu setzen und wird nicht so flott von schwereren Spielstrecken genervt. Doch nicht nur Medaillen lassen sich verdienen, auch In-Game-Geld gibt es für gute Platzierungen. Mit der Kohle werden die kosmetischen Änderungen am Fahrer und Fahrzeug bezahlt.
Eine Sache, die in “Trials HD” überhaupt nicht so ins Auge sprang, die in “Trials Evolution” komplett über den Haufen geworfen wurde: Die immer gleiche Arena. Jedes der Level in “Trials HD” fand in einer Lagerhalle statt. In “Trials Evolution” bekommt jede Strecke ein eigenes Design spendiert. Es gibt unter anderem Wettbewerbe, die vom Look an “Limbo” erinnern, inklusive Spinne. Dazu gesellen sich Kurse die thematisch unter anderem ein Kriegsgebiet, eine Baustelle oder den Film “Inception” aufgreifen. Zudem gibt es am Ende jeder Strecke eine lustige Sterbe- oder Verletzungsanimation des Stunt-Fahrers. Dadurch entwickelt sich ein höherer Wiedererkennungswert.
Bei der Gestaltung der Rennstrecke konnte sich RedLynx austoben, denn während “Trials HD” lediglich grade Strecken von A nach B bot, gibt es in “Trials Evolution” nun auch Kurven. Keine Panik: Euer Motorrad fährt diese von allein, ihr müsst euch noch immer nur um die Gewichtsverlagerung kümmern, aber die Kurven bringen Dynamik ins Spiel und verschaffen den Strecken eine gewisse Tiefe. Ein sehr gutes Beispiel ist der Baustellenparcours, bei dem ihr direkt auf der Baustelle startet und nach zwei Kurven und einem Aufzug auf einer Brücke entlang fahrt. Von dort oben seht ihr dann sogar euren Startpunkt. Trotz der Karten-Größe, des neu hinzu gekommenen Wasserelementes und des wechselnden Wetters, läuft “Trials Evolution” mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde.
Im Mehrspielermodus haben sich ebenfalls einige Dinge verändert. Wichtigste Veränderung: Es gibt einen echten Mehrspielermodus. Jippie. In “Trials HD” konnte die eigene Leistung lediglich via Bestenliste mit den Erfolgen anderer Spieler verglichen werden. “Trials Evolution” besitzt einen Vier-Spieler-Modus, der ohne Splitscreen daher kommt. Kein Splitscreen? Wie soll man dann die Übersicht behalten? Ganz einfach: Der langsamste Fahrer wird, wenn er aufgrund seines langsamen Fahrstils links aus dem Bildschirm gedrückt wird, gegen Punkt- oder Zeitverlust beim nächsten Streckencheckpoint erneut eingesetzt. Dadurch ist das Feld immer recht nah zusammen und es ergibt sich automatisch ein knappes und spannendes Rennen. Natürlich können Weltbestzeiten und deren Wiederholungen noch immer online runtergeladen werden. Zudem gibt es einen Rangmodus im Mehrspieler, wo ihr gegen andere Spieler bzw. deren Geister antretet und Erfahrungspunkte oder In-Game-Geld sammeln könnt.
Ein großes Thema bei “Trials HD” waren die Skill-Games. Dort musste man seine Fertigkeiten am Pad nutzen, um beispielsweise einen Berg so weit wie möglich hinauf zu rasen oder um auf einer Kugel zu balancieren. Die Entwickler verrieten uns vor Ort, dass sie keines der Skill-Games aus “Trials HD” in “Trials Evolution” verwenden wollen. Sie wollen sich nicht selbst kopieren, diese “fehlenden” Skill-Games wird die Community mit dem Editor sowieso selbst basteln. RedLynx will sich darauf konzentrieren, die Skill-Games vor allem zu “Lernspielen” umzumodeln, so dass Spieler dort ihre Fertigkeiten nicht nur nutzen sondern vor allem erweitern und richtig verstehen lernen. So gibt es beispielsweise ein Minispiel, bei dem automatisch Vollgas gegeben wird und der Fahrer durch Gleichverlagerung die Strecke meistern muss.
Der mitgelieferte Editor kommt in zwei Versionen, einer für Anfänger und einer für Profis. Mit der Anfängerversion konnte ich in wenigen Minuten eine nette Strecke basteln und hätte sie – Internetanschluss vorausgesetzt – mit allen Leuten (statt wie in “Trials HD” nur mit meinem Freunden) teilen können. Der Profieditor lässt dem Streckenerbauer unfassbar viele Möglichkeiten, von denen ein Großteil für Laien wie mich relativ unverständlich ist. Die Jungs bei RedLynx zeigten uns aber unter anderem einen mit ihrem Editor erstellten Kicker, einen Ego-Shooter, ein Rennspiel, einen Flugsimulator und einen “Angry Birds”-Klon. Vor allem der User-Content ist es, der “Trials Evolution” extrem spannend macht.
Nach einigen Stunden mussten wir das Entwicklerstudio wieder verlassen. Tatsächlich habe ich es in den rund ein Dutzend Jahren, in denen ich jetzt an Events teilnehme, noch nicht erlebt, dass wirklich keiner der Anwesenden Redakteure das Pad aus der Hand geben wollte – bis jetzt. Bei “Trials Evolution” ist dieses “Noch eine Runde”-Gefühl wieder da. Einige Tage nach dem Event verriet mir meine Xbox-Live-Freundesliste, dass ein Großteil der “Finnland-Redakteure”, wieder “Trials HD” zockt. Irgendwas muss “Evolution” also bewirkt haben.
Im Video unten haben wir uns tatsächlich auf die Interviews konzentriert und hoffen euch einen kleinen Einblick in das Studio, deren Spieleentwicklung und auch ein wenig in Finnland geben zu können.
Fotos aus Finnland in nicht chronologischer Reihenfolge, damit es spannender ist:
Fotos aus Finnland
Was bleibt mir da noch zu sagen? Nur das: