Senf ab: "Echte" Gamer und die Mann-/Frau-Problematik
Frauen und Männer, liebe Gemeinde, sind zwei ganz unterschiedliche Geschöpfe mit Vorzügen und Eigenarten, die aber dennoch so unglaublich gleich sind. Gleich? Wie, gleich? Was redet diese verwirrte Jungredakteuse denn da? Männer und Frauen sind ungefähr so gleich wie Kanada und die USA oder das Christentum und der Islam, denkt ihr vielleicht. Wirklich? Frage ich euch. Ich behaupte: nein. Wir reden hier doch schließlich über Videospiele, was soll da groß Männer von Frauen unterscheiden?
Fangen wir ganz einfach an. Das Spielen an sich ist doch nichts anderes als ein uralter, menschlicher Instinkt, der uns nicht nur wunderbar unterhält, sondern uns im Kindesalter beibringt, was eigentlich Phase ist. Wir lernen, was richtig und falsch ist, zum Beispiel, wenn wir mit der Schippe im Sandkasten voll ausholen und unserem Nachbarn gehörig eine zimmern und unsere Mutter zu uns sagt, dass das keine so gute Idee ist. Oder wir lernen soziale Kontakte zu knüpfen und Dinge zu teilen, wenn wir in den Kindergarten kommen und alle zusammen tollen Quatsch basteln. Wer sich noch an seine Grundschulzeit erinnert, weiss vielleicht noch, dass es unzählige Spiele gab, um besser rechnen und schreiben zu lernen etc etc. Ihr seht, wir benutzen die Interaktion “spielen“ geschlechterunabhängig.
Die Füchse unter euch werden genau jetzt einhaken und sagen: “Aber jeder weiss doch, dass Mädchen mit Puppen und Jungs mit Autos spielen!“ In 80% der Fälle wird das wahrscheinlich auch zutreffen, aber was ist mit den übrigen 20% ? Lustiger Selbstversuch! Haltet mal eure linke Hand nach vorne, so dass ihr auf eure Fingernägel schauen könnt und legt dann die Finger eng aneinander. Alle Männer unter euch gucken jetzt, ob euer Ringfinger (das ist bei der linken Hand der zweite von links) länger ist als euer Zeigefinger (der Finger mit dem man auf seine Geschwister zeigt, wenn was kaputt gegangen ist). Sollte dies zutreffen, beglückwünsche ich euch. Euer Testosteronspiegel ist normal, also für einen Mann. Die Ladies müssten in etwa gleich lange Finger haben. Ist das NICHT der Fall und euer Ringfinger ist länger als euer Zeigefinger, so wie bei mir zum Beispiel, habt ihr einen für eine Frau ungewöhnlich hohen Testosteronspiegel. Im Prinzip bedeutet das, salopp ausgedrückt, ihr seid “männlicher“ als andere Frauen. Und NEIN, aus solchen Frauen werden keine Kampflesben und Männer, deren Finger gleich lang sind, werden auch nicht automatisch schwul! Das Ganze ist wie immer so eine wissenschaftliche Geschichte, die mehrmals getestet wurde und sich trotz eindeutigem Ausgang nicht 100-prozentig bestätigen lässt, wie auch? Habt ihr mal eure Fußsohle an euren Unterarm gehalten und festgestellt, dass die genau aufeinander passen, und zwar immer? Probiert das jetzt blos nicht, sieht furchtbar albern aus!
Ist auch was völlig anderes, aber was ich damit sagen will ist eigentlich nur, dass es bei Menschen biologisch keine Norm gibt. Ich hab genau so gerne mit Autos wie mit Barbies gespielt, ich liebe Actionfilme mit fetten Explosionen, ich höre Britney Spears und Lady Gaga und (oh wunder) ich spiele Videospiele. Mein Cousin hat auch mit Barbies gespielt und nen krassen Kaufladen hatte er noch obendrein, genau so wie eine Stadt aus Lego und ’ne Carrerabahn!! Hat ihm auch nicht geschadet. Heute übt er einen ehrenwerten Beruf aus und veranstaltet gerne LAN-Parties. Auch wenn das bestimmt nichts mit der Länge unserer Finger zu tun hat, es gibt halt solche und solche. Warum ist es also so verwunderlich, wenn Mädchen/Frauen auf Videospiele stehen?
Ist das wirklich die Ecke, an der ihr euch so stoßt, liebe Gamergemeinde? Ich verstehe das genaue Problem einfach nicht. Ihr habt doch nicht etwa Angst, dass euch mal eine schlagen könnte?? Oder denkt ihr tatsächlich, dass uns der Intellekt für das korrekte Verständnis der Materie fehlt? Ach Jungs, es gibt Dinge die eine Frau tatsächlich nicht schaffen wird. Dazu gehört schneller als ein Mann zu laufen. Die beste Frau wird nie den besten Mann schlagen können. Aber es gibt Elitesoldatinnen, Professorinnen und Rennfahrerinnen, die jeden Tag Ärsche treten und von Männern und Frauen gleichermaßen dafür bewundert werden. Warum nicht auch die Gamerinnen?
Kommen wir doch mal zu des Pudels Kern. Warum spielt ihr eigentlich? Was empfindet ihr dabei? Keine Angst, ich zieh’ hier jetzt keine Psychonummer ab, das ist ’ne ernst gemeinte Frage! Ich kannte mal ein Mädchen namens Nadine. Jeden Sommer sind wir mit unseren Vätern und anderen Familien zelten gefahren. Sie war circa 2 Jahre jünger als ich und ein Sportass. Kein Wunder, ihr Vater war Olympiasieger im Bogenschießen, den Ehrgeiz hatte sie auf jeden Fall geerbt. Was immer wir gespielt haben, sie musste gewinnen. Einfach alles, Bogenschießen, Brettspiele, Fussball, irgendetwas bei dem ein Wettbewerb möglich war. Als wir dann im Fussballtunier verloren haben ist sie ausgerastet. Es war ihr unbegreiflich, jeder war Schuld nur sie nicht und natürlich verlangte sie sofort nach einer Revanche. Stellt euch die mal beim Call of Duty vor. Selbst wenn sie keine Ahnung von Spiel und Spielprinzip hätte, würde sie so lange üben, bis sie die Besten schlagen könnte. Darauf geb ich euch Brief und Siegel!
Ganz klar, was ihre Intention war: Siegen. Es ist traurig, aber manche zocken nur um zu gewinnen, um etwas vorzeigen zu können was allem, und vor allem ihnen selbst, belegt, dass sie etwas drauf haben.
Dann gibt es natürlich noch die Abenteuerlustigen. Die zocken, um in eine völlig andere Welt einzutauchen, um dort möglichst viel zu erleben. Jeder Winkel wird erkundet, jeder Weltenbewohner wird angesprochen, jede Quest wird bestritten, wie geil es wäre jetzt dort zu sein, mal ehrlich, geht es euch nicht auch manchmal so? Wolf meinte letztens noch in der Skyrim-Folge “Es ist schöner als das echte Leben“ So weit würde ich jetzt nicht gehen, aber Leute die Videospiele spielen um Abenteuer zu erleben kann ich durchaus gut verstehen.
Nicht zu vergessen sind auch die Sammler! Die Freundin meines Mitbewohners hat sich letztens ’ne PS3 gekauft und “Skyrim” gekauft, nur weil sie den ganzen, lieben langen Tag Kram einsammeln will. Sie nimmt alles mit, was die Tragfähigkeit hergibt. Das Sammeln kann sich natürlich auch auf Achievements beziehen. Einige machen keinen Hehl daraus, dass sie manche Spiele nur spielen um die Achievments abzusahnen und den Gamerscore aufzustocken.
Naja und als letztes fallen mir noch die Casualgamer ein, die sehr wohl als Gamer betrachtet werden können, denn ihr Motiv ist das meiner Meinung nach edelste von allen. Die zocken aus Spaß. Hier mal eben “Singstar” auf ’ner Party einschmeißen und sich schön zum Affen gemacht, da mal ’ne “Mario Kart” mit Freunden oder der Familie starten um sich ’nen schönen Nachmittag zu machen. Die nehmen die ganze Sache zwar nicht so ernst, aber eigentlich ist das eine echt gesunde Einstellung. Und dieses ganze Gerede von Gamern und “wahren“ Gamern kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. In meiner Welt gibt es den Begriff “wahre“ Gamer einfach nicht. Punkt.
Alle diese Gruppen mit all den verschiedenen Motiven werden sowohl von Frauen als auch von Männern vertreten. Die meisten Gamer sind ja Gott sei Dank eine gesunde Mischung aus einiger dieser Gruppen. Ich wollte hier nicht alle über einen Kamm scheren, dass wir uns da richtig verstehen. Aber mal ganz ehrlich … wenn man sich den ganzen Driss jetzt bis hier hin durchgelesen hat, sollte man, genau wie ich beim Schreiben, zu folgendem Ergebnis gekommen sein: Der ganze Stress um Mann oder Frau, richtig und falsch etc ist völlig unerheblich. Dann brauchen Frauen manchmal halt länger bis sie den Sinn des Spiels oder die Steuerung checken, ich kenne auch genug verplante Typen, die’s nicht raffen. Andere schalten dafür mega schnell und zocken richtig gut. Wichtig ist, dass jeder Gamer, egal ob Mann oder Frau, Spaß an dem hat was er tut.
Als ich klein war hab ich mit meiner besten Freundin “Tomb Raider 3“ auf dem Pc gespielt. Wer sich erinnert, da gab es den Storymodus und ein Trainingslager, genannt „Croft Manor“. Manchmal haben wir uns stundenlang in Laras Haus aufgehalten und haben uns eigene Geschichten ausgedacht, die dann dort spielten, obwohl man natürlich auf dem Bildschirm nicht das sah, was wir uns ausgemalt hatten. Und wenn wir keinen Bock mehr hatten, sind wir in den Storymodus gewechselt und haben uns gemäß dem Sinn des Spiels durch die Level gekämpft. True Story. Leude, es ist doch völlig egal was wir anstellen. Spiele sind so offen und unendlich geworden, dass es geradezu eine Einladung ist so richtig abzuspacken. Es gibt kein richtig und falsch! Es ist euer Erlebnis, eure Reise, die ihr antretet. Warum ist es so wichtig was die anderen aus ihrem Abenteuer machen? Es gibt keinen Grund, sich in seiner Ehre gekränkt zu fühlen, nur weil eine Frau am Pad sitzt, oder ein auch ein Typ der nix rafft. Männer und Frauen sollten so spielen können wie sie es möchten und vor allem sollten wir froh sein, dass wir uns hier, auf dieser Plattform, frei über alles austauschen können.
Die Allgemeinheit sieht immer alles viel zu eng. Ich geh bei guten Spielen auch mit dem nötigen Ehrgeiz an die Sache ran, aber warum den tadeln, der es nicht tut? Wir sind eine Community, wir haben das gleiche Hobby, die gleiche Leidenschaft, also profitiert davon und schlagt euch nicht immer die Köpfe ein. Denn wie ich Anfangs schon sagte, im Grunde sind wir alle gleich!
Ihr seht das Ganze komplett anders oder vielleicht ja auch ganz genau so? Zögert nicht mir eure Meinung mitzuteilen. Wichtig ist, dass es meine persönliche Meinug zu dem Thema ist und hier noch 20 andere Redakteure rumhüpfen, die möglicherweise ganz anders darüber denken. Jammert, lobt, diskutiert, glaubt mir, ich liebe Diskussionen, meine Eltern können das bestätigen.