Making-Of 184: Der Alltag eines Superredakteurs
Anstelle eines ganz normalen Making-of Textes, kommt jetzt, aus aktuellem Anlass, ein wenig mehr. Seit dem “Fifa 12”-Beitrag erreichen uns immer mehr Mails mit Inhalten wie: “Also kann ich doch unter 18 ein Praktikum machen?” und “Ey bidde einmal mehr schadet auch net und meine Eltern haben echt nix dagegen!”. Wieso die Mails kommen? Keine Ahnung. Aber sie erreichen uns.
Bevor ihr euch vor unser Büro stellt und um eine Praktika-Audienz bettelt, erkläre ich euch mal, wie ein ganz normaler Job bei Game One eigentlich aussieht. Es folgen Antworten auf die Fragen: “Was macht eigentlich ein TV-Redakteur?”, “Machen das nicht eigentlich alles Simon und Budi?” und “Warum schaffen es so oft, so viele Dinge nicht in den fertigen Beitrag?”.
Am Anfang jedes Treatments, dem Ablauf eines Beitrags, steht natürlich der “Was will ich über das Spiel eigentlich sagen”-Grundgedanke. Wir zocken also und machen uns Notizen. Die sehen dann in etwa so aus:
Rage-Idee
Jetzt geht die eigentliche Arbeit los. In der großen Gruppe (wir nennen das Meeting) entstehen die Einspieler (diese Dinger mit viel Pappe und Moderatoren in Frauenkostümen). Der jeweilige Redakteur bringt Vorschläge mit und alle ziehen drüber her, beschneiden und verändern, bis endlich klar ist, was gedreht werden muss. Diese groben Ideen wollen aber handfest niedergeschrieben werden, sodass letztlich am Drehtag nichts vergessen wird. Darum schreibt man sich eine Shotliste und weil Listen super sind, noch eine mit den benötigten Requisiten:
- Zum Download von: Shotliste zum HOMM6-Beitrag
Und in diesem ganz speziellen Fall, musste ich ja sogar noch Regeln für unser Spielchen schreiben. Ja. Echte Regeln. Und “Nein”, hat keinen Spaß gemacht die zu balancen. Deshalb will ich jetzt auch besonders viel Anerkennung dafür.
- Zum Download von: Einspieler-Regeln für HOMM6
Sau professionell, was? Aber reicht noch lange nicht. Denn dann geht die Arbeit erst los. Zu diesem Zeitpunkt steht bereits ein Ablauf des Beitrags. Der braucht aber noch eine Seele und muss in die richtige Balance gebracht werden. Zu deutsch: Wenn ich zwei Einspieler habe, ist es nicht so klug, beide direkt zu Beginn zu verfeuern. Lieber dazwischen noch übers Spiel reden. Soll bei euch Zuschauern ja ganz gut ankommen.
Wenn dann alles steht, schreiben wir schon mal grob die Texte für den Beitrag vor. Denn nur dann wissen wir, was wir wo sagen wollen, wie lang es dauern wird und was für Bilder wir brauchen. Der Superredakteur (Tim und ich) spricht diese Texte dann selber ein. Wollt ihr mal hören wie das klingt? Fresst das:
- Zum Download von: Audioproben für Themenblock von Tim und Hauke
Jetzt kommt endlich mein Lieblingsjob. Der Schnitt. Klar steht davor eine Menge Arbeit. Denn unser Spielmaterial müssen wir selber einspielen und sortieren, die besagten Treatments schreiben, Einspieler ausdenken und betreuen, Musik wählen und uns hier und da noch kleine Wort- oder Bildwitze neben den bekannt-beliebten Einspielern mit unseren vier Nasen überlegen.
Doch dann endlich nimmt das, was bis zu diesem Zeitpunkt nur Hirngespinst war, Gestalt an. Man merkt endlich, wo welcher Gag zündet und vor allem, welcher Einspieler wie lang braucht.
Leider kommt es genau hier oft zu Problemen. Denn ganz egal wie oft wir das Prozedere schon durchlaufen haben: So genau weiß man nie, wie sich gedrehtes Material am Ende zusammenfügen lässt. Da fallen eben immer wieder Einspieler oder ganze Blöcke raus. Ganz gut sieht man das an diesen beiden Versionen von Tims Ablauf zum Rage-Beitrag. Und an der ungeschnittenen Version von Gamesuka sowie dem komplett rausgefallenem Einspieler zum Thema Bewegungspunkte in “Might & Magic: Heroes 6” mit Nils.
Fazit:
Einen Beitrag verfassen ist anstrengend. Auch wenn es oft anders aussieht: Wir verbringen nur einen Bruchteil der Zeit wirklich mit dem Spielen und selbst in dieser Zeit müssen wir aufmerksam notieren was wir empfinden. Die Belohnung für diese Mühen ist aber, dass jeder TV-Redakteur bei uns enorm frei darin ist, seinen Beitrag zu erschaffen. So ist es egal, wie groß der Mist, den man da verzapft, am Ende ist. Richtig zusammengeschnitten passt er schon noch in die Sendung und es ist und bleibt eben der ganz eigene Haufen, auf den man stolz sein darf – wenn man will!
Ach ja. Fast vergessen. Das Making-of Video. Hier habt ihr es. Alte Gierlappen. Das ganze Duell zwischen Simon und Budi gibt es aber erst später. Denn wer oben alles gelesen hat, weiß ja jetzt, dass wir nebenbei noch eine ganze Menge anderen Kram erledigen müssen. Wer es nicht gelesen hat, sagt einfach in den Kommentaren, dass er es sehen will, und lässt sich dafür von den andern flamen!
Und weil es so schön war, gibt es an dieser Stelle noch eine Drehgalerie. Ja, da sind Fotos vom “Diablo 3”-Dreh dabei. Aber auch massig Zeug vom “HOMM6”-Dreh und den Einspielern mit Nils.
Hautnah App #1
Wenn ihr auch Spieleredakteur werden wollt, dann werft einen Blick in unser Wie wird man Spieleredakteur?-Special.
Ende.