Hands-On: Das Ferrari F1 Integral T500
Als altgediente Rennspielhasen sind Trant und ich in der Redaktion alleine auf weiter Flur. Zugegeben, wenn wir mal so richtig loslegen (so wie beim 5-stündigen Rennspiel-Podcast oder dem Stammtisch zu Gran Turismo 5) ist es auch schwer, in unser “Generde” mit einzusteigen. Der Vorteil daran ist aber, dass wir alle Automobil-verwandten Themen quasi unter uns aufteilen können. Als dann letzte Woche kurzfristig die Anfrage reinkam, einer exklusiven Peripherie-Präso in Mailand beizuwohnen, mussten wir nur noch ausbaldowern wer von uns denn hin soll. Da Trant tief in der Produktion der aktuellen TV-Folgen steckt, habe ich mich dann doch “schweren Herzens” bereit erklärt… hust.
Also, flugs die Koffer gepackt und schnurstracks in den nächsten Flieger nach Italien gesprungen. Thrustmaster, seit den frühen 90ern bekannt für komplexe Flug-Sticks und Videogame-Lenkräder, wollten ein brandneues Gerät der Öffentlichkeit vorstellen. Da dies im Verbund mit Traditions-Rennstall Ferrari passieren sollte, fand der Event direkt auf der Formel 1-Rennstrecke in Monza statt! In der Skybox von Ferrari hatten sich nun Kollegen aus aller Welt versammelt, um der Enthüllung des “F1 Wheel Integral T500” beizuwohnen.
Monza - Das "F1 Wheel"
Um was genau handelt es sich nun dabei? Im Januar dieses Jahres brachten Thrustmaster mit dem T500 RS ihr bis dato hochwertigstes und mit rund 400,- € auch teuerstes Lenkrad heraus. Jede Menge Holz, aber es gab immerhin auch einiges fürs Geld: Fettes Force Feedback, ein griffiges Lenkrad, eingebaute Flügelschaltung und Pedale aus Metall. Der Clou daran war aber, dass sich das eigentliche Rad von der Basis abschrauben liess. Hier kommt nun das “F1 Wheel” ins Spiel. Dem originalen Lenkrad der aktuellen Ferraris nachempfunden, passt der neue Aufsatz direkt auf die Basis des T500 und soll auf diese Weise näher dran am echten F1-Fahrgefühl sein.
Auf den ersten Blick ist das F1 Wheel eine akkurate Replika des Originals. Es hat so ziemlich die gleichen Abmessungen, ist dank einem guten Metall-Anteil auch ordentlich schwer und besitzt dieselbe Anordnung der Knöpfe und Kippschalter. Neben zwei zusätzlichen Analogsticks an den unteren Seite kann man noch die Dreh-Regler an der Oberseite zur Menünavigation verwenden, die restlichen der Knöpfe sind entweder frei konfigurierbar (PC) oder entsprechen der Controller-Belegung (PS3). Zusätzlich zur Flügelschaltung der Basis kann man nun auch am Rad selbst schalten, die Metall-Hebel bewegen sich sogar vorwärts und rückwärts. Etwas schade hingegen ist, dass die diversen Anzeigen in der Mitte nur aufgedruckt oder in Plastik eingestanzt sind, was dem Rad doch etwas Wertigkeit nimmt. Nichtsdestotrotz, das Anbringen des Rads an der T500-Basis geht schnell vonstatten, nach dem Fixieren sowie Festzurren einer kleinen Schraube kann gleich losgelegt werden.
Es war nun Zeit für eine kleine Probefahrt! Zu diesem Zweck war das komplette F1 Wheel T500 Integral an einem Rennsitz angebracht, der leider nicht zur Grundausstattung gehört. Um dem Ganzen den passenden Rahmen zu geben, hatten die Leute von Codemasters eine frühe Vorab-Version von “F1 2011” mitgebracht, mit der wir dann den Kurs von Monza virtuell abfahren konnten. Mit dem Spiel selbst habe ich jetzt nicht genug Zeit verbracht, um zu sagen, ob die Makel der letztjährigen Ausgabe ausgemerzt wurden, deshalb nur so viel: Die PC-Version ist der PS3-Fassung grafisch weit voraus, bombenfeste 60 fps gegen ruckelige 20 bis 30 machen echt viel von der Rennatmosphäre aus, hoffentlich tut sich da noch was bis zum Release. Aber zurück zum Lenkrad.
Monza - Probefahrt im Simulator
Gleich die ersten Runden im Simulator haben sich recht ordentlich angefühlt. Das Rad reagiert präzise, die Schaltung klappt reibungslos und auch der Lenkwinkel entspricht dem der echten F1-Karren. Das auffälligste Merkmal ist aber das Force Feedback: In Rad und Basis stecken etliche Motoren drin, welche im Zusammenspiel verschiedene Straßenbeläge nuanciert darstellen können. So fühlt sich das Fahren auf Asphalt anders an als über Gras oder Kiesbett, das Mitnehmen der Curbs ist deutlich spürbar und Kollisionen schütteln einen kräftig durch. Man muss je nach Fahrweise ordentlich mit dem Lenkrad kämpfen, so wie’s eigentlich sein sollte – meilenweit weg vom leichten Schütteln des altgedienten “Sega Rally”-Automaten. Ich muss echt zugeben, dass sich das Fahren mit einem originalgetreuen Lenkrad tatsächlich ein Quäntchen realistischer anfühlt als ohne.
Bis hierhin ist der Ersteindruck recht positiv (abgesehen von den Plastik-Anzeigen lässt sich nicht viel am Rad mäkeln), aber es gibt da doch noch einen ganz wichtigen Punkt, der angesprochen werden muss: der Preis. Gemeinsam mit der Basis und den Pedalen wird das F1 Wheel T500 Integral satte 600,- € kosten, respektive 150,- € nur für den Ferrari-Aufsatz. Nicht inbegriffen ist der Preis für den Rennsitz, der mindestens nochmal mit 400,- € zu Buche schlägt, und ein hochgezüchteter PC mit großem Flachbildfernseher und natürlich dem Spiel gehört natürlich auch dazu. Das ist eine Investition, die man als nicht-total Rennspiel-Verrückter nur schwer verdauen kann, aber die sind auch nicht wirklich Zielgruppe des Lenkrads. Ich persönlich hatte meinen Spaß, aber weiß nicht ob ich mir privat wirklich so einen Simulator in die Bude stellen will, oder ob’s ein günstigeres Lenkrad oder (Gott bewahre!) ein guter Analog-Controller nicht auch tut.
Wer letzten Endes die Kohle und den Platz dafür übrig hat, findet ab dem 23. September das Lenkrad im gut sortierten Fachhandel, ungefähr zeitgleich mit “F1 2011”. Aufgrund spezieller Regularien von Microsoft wird das “F1 Wheel T500 Integral” übrigens nicht in dieser Form für Xbox360 erhältlich sein, deswegen wird dort noch aller Wahrscheinlichkeit nach ein separates Gerät folgen. Jedenfalls, nach getaner Arbeit konnte ich reinen Gewissens dem eigentlichen Rennsport frönen. Ich werde mich zu einem späteren Zeitpunkt noch ausfürlicher mit Lenkrad und Spiel auseinandersetzen, ggf. folgt was dazu in einem der kommenden Podcasts. Zum Abschluss folgen jetzt einige Impressionen von der Rennstrecke, dem Fahrerlager sowie der Boxengasse in Monza.
Monza - Der Rennkurs
Und nächstes Mal, liebe Kinder, erzähle ich euch wie mich Taxifahrer Roberto mit 240 km/h über Italiens Autobahnen gejagt hat, damit ich noch rechtzeitig meinen Flieger erwische… örks