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Was für ein Scheiß-Film.

Natürlich werde ich jetzt tonnenweise Hassmails kriegen, was für ein Idiot ohne Sachverstand und Filmgeschmack ich bin. Immerhin waren die Trailer zu “Sucker Punch” ja schon so geil, das KANN ja dann wohl nur der beste Film aller Zeiten werden! Heiße Weiber! Gatling-Samurais! Zombies! Peng! Krach! Bumm! Cooler geht’s ja wohl nicht! Denn Trailer lügen niemals, richtig?

Wer dieser Meinung ist, darf meine Kritik zu diesem Haufen CGI-Schwachsinn gerne direkt überspringen, seine Kinokarte vorbestellen und sich einfach auf den Film freuen. Sicherlich gibt’s den einen oder anderen, dem dieser katastrophal banale, unausgegorene, krampfhaft stylishe Nerd-Sextraum gefällt und der daran unverschämt viel Spaß hat. Es gibt aber so ein paar Filme, bei denen es mir völlig schleierhaft ist, wie man sie auch nur annähernd gut finden kann. “The Spirit” war so einer. “Transformers 2.” Und jetzt eben “Sucker Punch”.

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Seid ihr noch dabei? Schön. Dann kann ich ja gleich zugeben, dass ich – jawohl – ein Fan von Zack Snyder bin. “Dawn of the Dead” war meiner Meinung nach nicht so brillant, wie viele Horrorfans immer behaupten, aber absolut in Ordnung. “300” war dann schon großartig. Und “Watchmen” ist in meiner All-Time-Favorite-Liste und beschert mir immer noch Gänsehaut. Doch, Zack Snyder ist ein fantastischer Regisseur mit einem messerscharfen Auge für’s Visuelle. So lange er die Geschichten anderer verfilmt, kann das sehr, sehr gut werden. “Sucker Punch” beruht erstmals auf einer eigenen “Story”. Und hier fängt das Unglück an.

Die blonde Baby Doll (Emily Browning) wird von ihrem bösen Stiefvater in eine Nervenheilanstalt gesteckt, die dunkel, düster und furchteinflößend ist, weil Nervenheilanstalten in Hollywood-Filmen nun mal so aussehen. Sie hat fünf Tage zur Flucht, bevor der ominöse High Roller (“Mad Men”-Star John Hamm) ihr Hirn ein bisschen kaputt macht und sie damit für immer zum Schweigen bringt. In einer Fantasiewelt hat sie ein knappes Kleidchen an und kämpft mit Schwert und Pistole gegen die oben angesprochenen Samurais und Drachen und Roboter und alles ist sehr bunt und laut. Wenn sie in dieser Fantasiewelt vier + 1 Gegenstände bekommt, die alle sehr wichtig sind, kommt sie raus aus der Anstalt. Also in der echten Welt jetzt. Hilfe kriegt sie dabei von vier anderen heißen Weibern, sorry, ich meinte: jungen, emanzipierten Frauen, die auch raus wollen und deswegen mitkämpfen. Ob sie sich nun einfach einbilden müssen, Kampfsport gelernt zu haben, um nahezu unbesiegbar zu sein und was zur Hölle diese Gegenstände eigentlich genau für einen Verwendungszweck haben, wagt keines der Mädels zu fragen, um die gute Laune nicht zu stören. Wird schon stimmen so. In der Fantasie geht alles.

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Ja, und dann wird dann halt gekämpft. Und noch mehr gekämpft. Und noch mehr gekämpft. Und noch mehr gekämpft. Und noch mehr gekämpft. Seid ihr schon gelangweilt? Das ist schlecht, dann dann wird noch ein bisschen gekämpft. Und dann sind wir wieder in der echten Welt (OR IS IT?!?) und dann kommt die hanebüchene Schlusspointe und dann ist der Film aus. Und das war “Sucker Punch” – der vermutlich erste Blockbuster der Filmgeschichte, der Nazis, strapstragende Schulmädchen und Zeppelin-Luftkämpfe vereint und der einen trotzdem vor Langweile fast ins Koma versetzt. Schon wieder erstaunlich.

Vielleicht hätte mich auch die vierhundertdreiundsechzigste total supercool stylische Slomo-Ballerszene noch begeistert, wenn mich die Mädels und ihr ach so schlimmes Schicksal auch nur einen Hauch interessiert hätten. Wenn mir Snyder statt einem total supercool stylishen Musikvideo zu Anfang einen echten Background zu Baby Doll gegeben hätte. Wenn die Mädchen mehr gewesen wären als die Pussycat Dolls mit Knarren – von schwarz bis blond, lange Haare und kurze, süß oder ruppig, hier ist für jeden was dabei! Wer braucht da sowas wie “Charakterzeichnung”, “Motivation” oder – schluck! – “Kohärenz”, wenn gleich wieder die nächste total supercool stylishe Kampfsequenz mit ganz viel Krass und Geil und Cool kommt? Stört nur. Also sind Rocket, Sweet Pea, die dunkelhaarige Blondie (hoho) und Amber kaum mehr als Wichsvorlagen für verklemmte Nerds (denn der Film ist nicht halb so sexy, wie er tut), ohne Persönlichkeit, ohne Gesicht, ohne emotionale Bindung, sondern nur Körper. Das Schicksal der Frauentruppe geht mir am Arsch vorbei, weil das keine Menschen sind, sondern nur Projektionen. Da braucht man nicht politisch korrekt von “starken Frauen” oder “Feminismus” faseln – wer diese komplette Anbiederung an das von Männern gemachte Frauenbild in der Popkultur allen Ernstes als Emanzipation begreift, hält auch “Call of Duty” für subversiv.

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“Sucker Punch” ist ein Film, der sich viel zu sehr bemüht, cool zu sein. Das ist sein größtes Problem. “300” war ein Erfolg, weil er trotz seiner Comic-Ästhetik von lebenden, atmenden Menschen erzählte, die für ihren Drang nach unbedingter Freiheit in den Tod gingen. “This is Sparta!”, diese Szene kennt jeder, tausendfach zitiert, tausendfach kopiert, die traf voll ins Schwarze. In “Sucker Punch” gibt es keine einzige solche Szene, die hängen bleibt, die irgendwas aussagt. Sondern nur eine ermüdende Aneinanderreihung grotesk überzeichneter Actionszenen, die in ihrer Konventionalität noch nicht mal sonderlich aufregend inszeniert sind. Zeitlupe, dann wieder Normalgeschwindigkeit, dann wieder Zeitlupe, auf einem Knie landen, kurz innehalten, mit einem Ruck nach oben gucken, cooler Spruch, dankeschön. Bei “Matrix” war das noch revolutionär und aufregend, aber das ist 12 Jahre her. Apropos “Matrix”: Der wurde trotz künstlichem Look und fragwürdiger Story als Meistwerk gefeiert, weil wir mit Neo immer einen emotionalen Bezugspunkt hatten. In Neo, dem kleinen Computerhacker, der seinen Unglauben, seinen Zweifel und seine Angst überwinden musste, um am Ende das Böse zu besiegen, haben wir uns mit Leichtigkeit wiedergefunden. Selbst der Cyber-Messias musste erst trainieren und beim Todessprung scheitern, bevor er sein Schicksal annehmen und es verändern konnte. Keanu Reeves als Neo, der Mann mit dem einen Gesichtsausdruck, kommt einem in der Retrospektive gegen die “Sucker Punch”-Püppchen wie ein hochkomplexer Meta-Charakter von geradezu epochal tragischer Tragweite vor.

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“Sucker Punch” ist ein kreuzblöder, schnarchlangweiliger Beleg dafür, dass Kalkül und Berechnung schlechte Grundsteine für einen Film sind. Da wollte Zack Snyder nach Zombies, Spartanern und Rorschach doch auch mal was machen, was ihm einen Platz in den Geschichtsbüchern der Popkultur beschert. Also hat er einfach alles, was heutzutage (halb)ironisch als “cool” gilt, in einen Film geschmissen, einen total undergroundig gemixten Soundtrack druntergemischt (darunter die x-te Version von “Sweet Dreams”) und zappzarapp, feddich ist die Laube! Dass diese Rechnung doch nicht ganz aufgeht, belegen nicht nur die miesen Kritiken sondern auch das maue Einspielergebnis von nicht mal 20 Millionen Dollar. Wie bei Videospielen ist Grafik eben doch nicht alles.

Ich bin sicher, dass viele unter euch dennoch ins Kino rennen und ganz entschieden anderer Meinung sein werden. Dazu wünsche ich euch ohne Sarkasmus viel Spaß – für mich war’s eine Qual. Auch als Fan von Zack Snyder bleib ich dabei:

Was für ein Scheiß-Film.


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Als ich das erste Mal von “Sucker Punch” hörte, war mir klar: Hier kommt der geilste Film 2010. Zombie-Nazis, Drachen, Orcs, Cyborgs, Samurai-Riesen mit Gatling Gun auf der einen Seite und halbnackte, Kung-Fu-Model-Chicks mit Katanas und Knarren bewaffnet auf der anderen. Was kann da schon schiefgehen?

Dass der Film storytechnisch nicht auf “Der Pate”-Niveau sein würde, war mir natürlich auch klar. Aber als Fan von Zack Snyders bisherigen Werken war mir das auch völlig egal. Es muss ja nicht immer anspruchsvolles Arthousekino sein. Ich schalte gerne mal mein Hirn aus und lass mich von audio-visueller Bildgewalt berieseln. Leider bietet “Sucker Punch” für einen soliden Blockbuster eine ganz wichtige Zutat nicht: Gute Unterhaltung.

Wenn ein Film von mir verlangt, ich solle einfach mal nur genießen und nicht hinterfragen, dann muss er aber auch entsprechend Spaß machen. “Sucker Punch” hingegen ist eine reine Qual. Der Film wirkt so unmotiviert und planlos zusammengeschustert, dass man überhaupt keinen Zugang zu dieser Welt findet. Es gibt keine Protagonisten, mit denen man sich auch nur annähernd identifiziert oder mit denen man mitfiebert. Die Girls sind im wahrsten Sinne des Wortes blasse gesichtslose Püppchen. Ob sie überleben oder sterben interessiert keine Sau. Es gibt keinen Obermotz, keinen Bösewicht, keinen Antagonisten. Es gibt ein paar grimmig (und dabei lächerlich wirkende) Typen, aber niemand der uns dazu bringt uns mit den Mädels zu verbünden. Im Prinzip ist einem alles egal was da so passiert.

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Wäre aber auch nicht so schlimm, wenn wenigstens die Action “Kick-Ass” (get it?) wäre. Dann wäre ich aus dem Kino gegangen und hätte hier sowas geschrieben wie “belangloser Schwachsinn aber unfassbar geile Action”. Aber das werdet Ihr nicht zu lesen bekommen. Denn die Action-Sequenzen, die wie voneinander unabhängige Set-Pieces völlig wahllos in den Film integriert wurden und jegliche Bindung zu einer kohärenten Geschichte vermissen lassen, sind genauso unmotivierter Dreck wie der Rest der Films.
Was bringen mir toll animierte CGI-Drachen, oder hübsch modellierte Zombie-Nazis, wenn anschließend die “Monrose” wahlweise kichernd, flennend oder kreischend durch diese Welten eiern? Stellt Euch ein Videospiel vor, das mit einer tollen Zwischensequenz beginnt und kurz nach Spielstart unfassbare Schwächen im Gameplay offenbart. Wäre “Sucker Punch” wirklich ein Spiel geworden, dann hätte es mieses Leveldesign.

Wenn ich mich schon bei “Tron” über die zahllosen Anleihen bei anderen Filmen und unzähligen Klischees beschwert habe, dann fehlen mir bei “Sucker Punch” wirklich die Worte um diese gähnende Leere und diese uninspirierten Action-Sequenzen zu beschreiben. Hui Bullet-Time. Hui eine CGI-Kugel fliegt in Zeitlupe durch die Luft. Hui eine Klinge fliegt auf die Kamera zu. Ich sage es mal so: Wenn ein Action-Sequenz mehr Zeitlupe beinhaltet als eine Staffel “Baywatch”, dann läuft irgendwas falsch.

Will uns Hollywood testen? Wieviel von dem gleichen Scheiss kann man seinen Zuschauern immer und immer wieder anbieten und wie lange sind sie bereit dafür Geld an der Kinokasse auszugeben?

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Aber wäre es nur die langweilige Action, dann wäre selbst das noch – ob der zugegeben netten Optik – zu verzeihen. Das Problem ist viel mehr, dass einen auch wirklich überhaupt nicht interessiert was die Mädels da in diesen Fantasy-Welten machen. Alles ist überladen und gleichzeitig scheinbar völlig ziel- und orientierungslos. Dazu kommt, dass der Film auf Grund seiner Altersfreigabe (angeblich musste Zack Snyder 18 Minuten rausschneiden) auch mit angezogener Handbremse fährt. Die Mädels sind zwar hot, zeigen aber weniger Haut als Kollege Leonidas. Blut- und Splatter-Effekte sucht man vergebens. Nicht, dass ich hier einen Splatterfilm erwartet hätte. Aber wenn die Zombie-Nazis “dampfen” anstatt zu bluten, dann weiß man wo der Film falsch abgebogen ist.

“Sucker Punch” ist wie eine Mahlzeit, in die man alle seine Lieblings-Zutaten gepackt hat. Milchschnitte, Steaks, Mayo, M&M’s, Käse, Senf, Kakao, Schnitzel und Tabasco. Obwohl man die Ingredienzien für sich genommen mag, heißt das noch lange nicht, dass am Ende etwas leckeres auf dem Tisch steht.

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Das wirklich brutal Schlimmste an “Sucker Punch” sind aber nicht diese zufällig aneinandergereihten Actionszenen. Richtig übel wird es, wenn keine Action stattfindet. Wenn “Baby Doll” (Emily Browning) aus ihrer Fantasywelt in die vermeintliche Realität zurückgeholt wird (sie hat nur Zugang zur “Action-Welt” wenn sie – Achtung – tanzt…). Dann sitzt man im Kino, schaut auf die Uhr und fragt sich, was dieser hanebüchene Scheiss eigentlich soll. Da wird geredet, geweint, gejammert und gekichert. Schlechte Schauspieler geben sich die Klinke in die Hand und erzählen irgendeinen uninteressanten Mist. Langeweile macht sich breit und man freut sich nicht mal auf die nächste Action-Szene, weil die eben auch dämlich sind.

Dem Film fehlt es eigentlich an fast allem. Er ist nicht clever, nicht lustig, nicht spannend. Eigentlich ist er gar nichts. Ich habe wirklich schon Grafik-Benchmarks gesehen die mich mehr gefesselt haben. Benchmark trifft es auch deshalb gut, weil der Film natürlich stellenweise sehr gut aussieht. Wenn Zack Snyder schon nicht seine Stärken im Schreiben von Drehbüchern hat, dann weiß er zumindest wie man auch den größten Mist ansprechend verpacken kann. Leider übertreibt er es für meinen Geschmack damit in “Sucker Punch”. Man könnte auch sagen, der Film ist “overstyled”. Alles ist so ästhetisch und poliert, dass der Film extrem künstlich wirkt. Wie ein Lady-Gaga Musikvideo.

Für mich ist “Sucker Punch” nicht nur eine derbe Enttäuschung, sondern einer der schlechtesten und dümmsten Filme, die ich seit langem gesehen habe. Und ich war in “Drive Angry” mit Nicolas Cage!

Ich kann nach wie vor nicht glauben, dass der Film wirklich von dem gleichen Typen ist, der mit “Watchmen” einen der besten Filme der jüngeren Zeit gemacht hat. Es ist mir absolut unerklärlich, wie dieses Debakel durch sämtliche Qualitätskontrollen in Hollywood fallen konnte. Mit Angst erwarte ich jetzt Snyders nächsten Film: Superman – Man of Steel.

“Sucker Punch” läuft ab Donnerstag bei uns im Kino. Wir sind echt gespannt auf eure Meinung!