Interviews: Wie wird man Spieleredakteur? Teil 3
Aufgrund der positiven Resonanz auf die bisherigen zwei Teile von Wie wird man eigentlich Spieleredakteur? entschlossen wir uns zu einem weiteren Part. Ein Fragment zum Glück, ein Stück des Ganzen, die Sahne auf der Kirschtorte der Liebe. Oder so.
Unter anderem haben wir Viola “Vio” Tensil befragt. Vio dürften einige von Euch sicherlich noch aus ihrer Zeit bei GIGA kennen. Aktuell arbeitet sie an und für verschiedene(n) Formate(n). Ebenfalls am Start sind viele freie Autoren, die für verschiedene Magazine schreiben sowie zwei Leute, die in Spieleredaktionen arbeiteten und jetzt für Spiele PR machen bzw. einer komplett anderen Tätigkeit nachgehen.
Bedenkt bitte, dass es nicht DEN EINEN Weg in die Spielebranche gibt und wir euch an dieser Stelle vor allem zeigen wollen, welche verschiedenen Wege es gibt, um 24 Stunden am Tag Videospiele zu spielen – oder ist das vielleicht gar nicht so und Spieleredakteure verdienen ihr Geld mit Recherche und harter Arbeit?
Klickt einfach auf das Foto eines Interviewpartners und Ihr seht die jeweiligen Antworten zum Thema “Wie wird man Spieleredakteur?” Natürlich könnt Ihr auch Seite für Seite durchblättern, um den vollen Einblick zu erhalten. Lesebrillen auf, und ab die Post!
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Demnächst werden wir weitere Interviews veröffentlichen – dann kommen auch wir, Eure Freunde von MTV GameOne, dazu, Euch unsere Leidenswege in die Spielebranche zu erläutern. Solltet Ihr nach dem Lesen der Interviews noch immer das Verlangen haben Spieleredakteur zu werden, dann wünschen wir Euch selbstverständlich viel Erfolg.
Name:
Viola Tensil (Zockerhausen, PLAY’D, Spielfalt)
Derzeitige Position:
Selbstständige Moderatorin & Redakteurin
Ehemalige Positionen in Spieleredaktionen:
Erst Volontärin, dann Redakteurin & Moderatorin bei GIGA, u.a. GIGA Games, GIGA Play, Wiimotion
Wie bist du in die Branche gekommen?
In den Journalismus bin ich bereits direkt nach dem Abi eingestiegen, indem ich mit einem Praktikum bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) angefangen habe und im Anschluss dort auch als freie Mitarbeiterin für fast sechs Jahre geblieben bin. Nach meinem Studium habe ich dann eine Volontärsstelle gesucht und bin bei GIGA fündig geworden: Dort hatte ich mich zwar nur für die GIGA Games-Redaktion beworben, wurde jedoch kurzerhand auch vor die Kamera gestellt. Seitdem bin ich als Journalistin fast ausschließlich im Spiele-Bereich tätig und zudem immer noch die einzige weibliche Moderatorin zu diesem Spezialthema.
Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Natürlich braucht man ein bisschen von beidem: Wer eine super Schreibe hat, aber keinen Schimmer von Spielen, der ist in einer Gaming-Redaktion sicherlich nicht richtig aufgehoben. Allerdings hilft es wirklich nichts, wenn man zwar CS-Experte ist, aber keinen geraden Satz verfassen kann. Auf der journalistischen Seite sollte man eine sichere Rechtschreibung und die Fähigkeit, eine objektive Meinung zu etwas abgeben zu können, definitiv mitbringen. Fanboys mit Scheuklappen kann keine Redaktion gebrauchen. Auf der anderen Seite ist es natürlich wichtig, dass man in Bezug auf Spiele über ein gewisses Know-How verfügt. Niemand erwartet, dass ein Bewerber ein wandelndes Lexikon ist und alle Titel der letzten 20 Jahre in den Fingern hatte, aber eine Art Basiswissen und eine Affinität zu Spielen sollte mindestens drin sein.
Denkst du, dass ein Studium den Einstieg in eine Spieleredaktion erleichtert? Ist es in deinen Augen eventuell sogar nötig?
Ich persönlich habe Germanistik & Anglistik studiert und dadurch keine direkten Bezug zu einer Spieleredaktion erhalten. Ich denke sogar, dass es den meisten Leuten ziemlich egal ist, was ich studiert habe, sondern dass allein der Abschluss an sich zählt. “Die hat studiert” reicht vielen als Info. Das ist leider ein verbreitetes Phänomen, was aber auch daran liegt, dass man im Prinzip alles studieren kann, wenn man Journalist werden will. Erfreulicherweise gibt es seit einigen Jahren aber vermehrt Studiengänge, die in unterschiedlichster Art auf Medien oder gar Gaming ausgerichtet und deutlich praktischer orientiert sind, als die Unis zu meiner Zeit. Ich würde angehenden Journalisten heute raten, einen wegweisenden Studiengang zu wählen, daneben aber auch permanent praktisch als Freie Erfahrungen zu sammeln.
Was denkst du über Printmagazine und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Printmagazine haben es heute schwer, das liegt aber vor allem daran, dass sie mit der Aktualität des Internets nicht Schritt halten können. Ich persönlich lese nur ein Magazin regelmäßig, die GEE – weil sie Gaming mehr als Lifestyle behandelt und gar nicht erst versucht, genau wie alle anderen aktuelle Tests mit Prozentwertungen abzugeben. Für die tägliche Nachrichtenflut klappere ich mehrere Websites ab, wenn ich an Reviews interessiert bin, lese ich auch immer mehrere Artikel, um Vergleiche ziehen zu können. In der Zukunft werden Printmagazine also stärker versuchen müssen, von ihren Websites auf das Heft zu teasen, und dabei den Content mehr auf Features, Reportagen, Interviews und ähnliches zu verlagern.
Macht es dir noch Spaß Spiele zu spielen oder verkommt es zur Arbeit?
Ich kann das zum Glück ganz gut trennen, aber hin und wieder kommt es schon vor, dass ich für einen Test eher durch ein Spiel hetze, weil ich unter Zeitdruck stehe, während ich das privat ruhiger angegangen wäre. Außerdem hat man manchmal zu sehr die Profi-Brille auf, stört sich an Texturen und Mängeln in der Steuerung, obwohl es einem ganz persönlich vielleicht eher egal gewesen wäre. Da das Spielen aber selbst dann noch Spaß macht, würde ich sagen: Es gibt schlimmeres. :)
Welcher war der verrückteste Presseevent, auf dem du jeweils warst? Was ist passiert?
Nicht unbedingt ein Presseevent, aber eine Veranstaltung: Die Tokyo Game Show, auf der ich 2009 das erste Mal war. Jetzt könnte man erwarten, dass alles in Japan verrückt ist (was auch stimmt), aber völlig geschockt hat mich eher, wie kompliziert die Berichterstattung ist. Denn obwohl man sich im seitenlangen Papierkrieg im Vorfeld für die Messe akkreditiert hat und somit mit einem Presse-Ausweis ausgestattet ist, muss man sich an jedem einzelnen Stand ein weiteres Mal komplett neu anmelden und beweisen, dass man wirklich Journalist ist. Hat man diese Hürde genommen, bekommt man von jedem Aussteller einen riesigen “Presse”-Aufkleber aufs T-Shirt geklebt – am Ende des Messetages sieht man aus wie eine Litfaßsäule. Was übrigens nicht heißt, dass man dann entspannt arbeiten könnte: Filmen ist nämlich an jedem Stand vollkommen verboten und wann immer man die Kamera anschaltet, hüpft ein Japaner mit Verbotsschild vor die Linse. Eine Messe, die sich derart gegen die sonst willkommene Berichterstattung sträubt, ist mir bisher noch nicht untergekommen.
Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne Spieleredakteur werden wollen?
Schreiben, schreiben, schreiben. Fangt früh an, meinetwegen gründet eine Schülerzeitung oder betreibt einen Blog. Checkt Eure Rechtschreibung, informiert Euch über Stilmittel und Artikelarten, übt das Recherchieren, indem Ihr Euch ein konkretes Thema vorknöpft. Sammelt so viele Praxiserfahrungen wie möglich, idealerweise in einer echten Redaktion – das kann auch das Käseblatt aus Eurem Dorf sein. Jeden Chefredakteur einer Spieleredaktion werdet Ihr mit einer fundierten journalistischen Grundausbildung definitiv mehr beeindrucken, als mit Eurem Gamerscore.
Name:
Bernd Holtmann (Wildcard Communications)
Derzeitige Position:
PR-Berater
Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Redakteur unter anderem für buffed – Das Magazin für Rollenspiele, buffed.de, XBOX 360: Das Offizielle Xbox- Magazin, PC Games, PC Action
Wie bist du in die Branche gekommen?
Über Christian Bigge, den ihr im Rahmen dieser Reihe auch schon gesprochen habt. Während meiner Schulzeit startete ich 1996 mit einigen Freunden ein Online-Magazin, das wir per HTML-Editor selbst gepflegt haben. Erste Firmen schickten uns auf Anfrage Testmuster und so lief das bis zur Vorbereitung des Abiturs. Dann lud mich Christian nach Nürnberg ein – und bot mir eine Redakteursstelle an. In den ersten beiden Jahren habe ich den Job kombiniert mit einer Ausbildung zum Verlagskaufmann – das war eine gute Entscheidung, denn darüber bekam ich gleich viele Hintergründe über das Verlagswesen im Print-Bereich mit.
Wieso bist du aus der Branche ausgestiegen?
Die Rückreise in meine NRW-Heimat habe ich unter anderem aus privaten Gründen angetreten. Nach mehreren Jahren Fernbeziehung stand der Schritt einfach an – an den Punkt gelangt jeder, der sich in einer ähnlichen Situation befindet. Eine Rolle spielte auch der Reiz des Neuen, denn im PR- und Marketing-Bereich warten viele Herausforderungen. Der Abschied fiel mir dennoch schwer, denn in zwölf Jahren wird aus einer Redaktion – und in meinem Fall aus einem Verlag – schon so etwas, wie eine Familie. Dennoch: Der Weg geht weiter, Stillstand ist der Tod. =)
Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
In der Nürnberger U-Bahn-Station „Rathenauplatz“ steht in großen Lettern ein Zitat von Walther Rathenau: Denken heißt vergleichen. Das gilt auch im Redaktionsalltag, denn um für die Leser einen Mehrwert zu bieten, müssen die Qualität von Sound, Spielgrafik, neue Features oder Handlungskniffe mit Bekanntem in Relation gesetzt werden. Ohne ein gewisses Fachwissen geht das einfach nicht – und Artikel laufen Gefahr, fad und langweilig zu werden. Den höchsten Highscore braucht man dazu in meinen Augen allerdings nicht, eher eine gute Auffassungsgabe, Lernfähigkeit und ein dickes Fell, wenn die Korrekturen der ersten Artikel zur einem zurück kommen.
Denkst du, dass ein Studium den Einstieg in eine Spieleredaktion erleichtert? Ist es in deinen Augen eventuell sogar nötig?
Ich selbst habe nicht studiert, habe aber viele Freunde durch diese Lebensphase begleitet. Für notwendig halte ich ein Studium nicht, denn das ändert oft nur wenig an den grundlegenden Fähigkeiten eines Menschen. Ja, wer studiert hat, besitzt vielleicht das bessere Rüstzeug beim Jonglieren in Excel und PowerPoint, aber die oben genannten Fähigkeiten ersetzt das nicht.
Was denkst du über Printmagazine und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
In meinen Augen wird Print vorerst weiterhin das Medium für umfassende Tests bleiben, denn dort bieten sich immer noch viele Chancen durch Layout & Gestaltung. Nackte Infos bietet mittlerweile fast jede Spiele-Webseite. Die Informationen fachgerecht und ansprechend aufzubereiten, dort können Print-Magazine punkten. Und wer nun Gametrailers und immer populärer werdende YouTube-Interviews mit Entwicklern als Argument gegen Print ins Feld führt, den verweise ich auf das Rathenau-Zitat etwas weiter oben. Online wird nämlich deutlich weniger analysiert, als in Print.
Macht dir das Spielen noch Spaß?
Ja, es macht seit 25 Jahren Spaß. Wobei ich feststellen muss, dass sich der Fokus meiner Lieblingsgenres deutlich vom Shooter-Bereich und Online-Rollenspielen zu Strategiespielen verschoben hat. Aktuell auf der Platte: Age of Conan, Civilization 5, StarCraft 2 und World of Warcraft.
Welcher war der verrückteste Presseevent, an dem du bisher teilgenommen hast?
An dieser Stelle könnte ich – wie viele der bereits interviewten Journalisten – vermutlich ein ganzes Buch schreiben. Da gab es wirklich sehr viele, zum Beispiel ein Event zu einem neuen Ego-Shooter in London, bei dem die gesammelten Journalisten zunächst (von Schauspielern in britischer Armee-Uniform) in einem Amphibienfahrzeug am Big Ben vorbei geschippert wurden, um später im Imperial War Room den Titel anzuspielen. Das an sich war noch relativ normal – ausgefallen wurde es, als mir der Chef-Entwickler später im Interview gestand, dass er eigentlich lieber Musiker geworden wäre. Bis zum Test des Spiels dauerte es noch einige Wochen – und erst danach wusste ich: Er wäre tatsächlich besser Musiker geworden …
Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Schreibt für Eure Lokalzeitung oder Schülerzeitung und schnuppert dort erste Redaktionsluft. Wenn Euch das Handwerk nicht liegt, werdet Ihr es dort zuerst merken.
Name:
Christoph Schuster (PC ACTION)
Derzeitige Position:
Volontär bei PC Action, Play3 und PC Games
Ehemalige Positionen in der Branche
Praktikant, freier Redakteur – insgesamt tummel ich mich hier seit gut drei Jahren, die Eindrücke und Tipps sind also noch ganz frisch.
Wie bist du in die Branche gekommen?
Während meiner Schulzeit habe ich erste Erfahrungen in diversen Foren gesammelt, dann direkt nach dem Abi ein Praktikum bei PC Games gemacht. Anschließend verdiente ich mir als freier Mitarbeiter kurz meine Brötchen und Sporen und bekam dann von der PC Action eine Stelle als Volontär angeboten.
Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Wer das denkt, der stolpert direkt über den ersten Fallstrick. Dein Gamerscore interessiert hier genauso wenig wie die Haarfarbe deiner Oma! Die Freude am Schreiben und journalistischen Arbeiten sollte genauso groß sein wie die am Zocken. Anders werdet ihr in diesem Beruf nicht glücklich. Abgesehen davon könnt ihr euch auch vom Kellerkind-Image verabschieden – wer es wirklich zu was bringen will, muss offen auf andere zugehen und mit (teils sehr speziellen ^^) Leuten umgehen können. Ein bisschen Gaming-Erfahrung gehört dann natürlich auch dazu. Ihr solltet Shigeru Miyamoto also nicht unbedingt für den Erfinder der Atombombe oder PES für ein Nudelgericht halten.
Studium: Hilfreich oder nötig?
Ich hab noch nie einen Hörsaal von innen gesehen und sitze hier in Deutschlands größter Spieleredaktion. Damit sollte sich die Studien-Frage geklärt haben. Klar, Abitur ist hilfreich, aber ich kenn auch Leute, die haben einen Hauptschulabschluss und gehen trotzdem ihren Weg. Als optimale Gelegenheit würde ich deshalb ein Praktikum in einer Redaktion empfehlen. Dabei merkt sowohl ihr, als auch euer angedachter Arbeitgeber, ob ihr für den Job taugt. Natürlich bleiben am Ende trotz allem weit mehr Bewerber als Stellen übrig, aber prinzipiell hat so gut wie jeder hier mit einem Praktikum im Verlag angefangen.
Wie hat sich die Branche verändert?
Das Klima ist sicherlich rauer geworden, überall. Außerdem übernehmen die Herren in grauen Anzügen, die Aktionäre und Aufsichtsräte immer stärker das Ruder. Magazine neigen dazu, mehr zu sparen als gut für sie ist. Online herrschen oft hässliche Zwänge: Google-Optimierung vor Qualität, Werbetauglichkeit vor Nutzerfreundlichkeit. Und auch die Spielehersteller setzten heute lieber auf den drölfzigsten uninspirierten Serienableger als auf etwas frisches, rotzen lieber noch ein dutzend DLCs raus, anstatt gleich ein richtig fettes Game abzuliefern.
Was denkst du über Printmagazine und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Also ich finde den Print-gegen-Online-Krieg, den einige Pappnasen gern heraufbeschwören, lächerlich. Ich denke, dass sich das Ganze auf dem aktuellen Niveau einpendelt und beide friedlich koexistieren können. Websites bleiben die News-Quelle Nummer 1. Außerdem findet man in den Diskussionsportalen super Gleichgesinnte und aufgrund des Gratisangebots kann man sich perfekt einen Überblick verschaffen. Magazine avancieren hingegen eher zu Liebhaber-Stücken, die gemütlich konsumiert werden, zugleich Informationsquelle und relaxte Freizeitbeschäftigung bieten. Ist halt irgendwie doch schöner, wenn man auch was in der Hand hat.
Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Es macht in der Regel schon noch Spaß. Allerdings geht man definitiv anders an Spiele oder allgemein Medien heran. Ich ertappe mich dabei, das ich bei einem Film nach etwa einer Stunde anfange, im Kopf ein Fazit zu verfassen oder sammle beim Zocken ganz automatisch Pros und Contras zusammen. Man sieht das Ganze also sicher in einem anderen Licht und viele schaffen es nach einiger Zeit nicht mehr, den Kritiker aus dem Kopf zu kriegen. Hin und wieder knackt ein Titel dann aber doch den hart gewordenen Kern und lässt einem einfach die Kinnlade herunter klappen. Dann denkst du bloß noch: geilgeilgeil! Außerdem habe ich das Besondere zu schätzen gelernt. Mich begeistert ein World of Goo oder Limbo mittlerweile deutlich mehr als ein neues Call of Duty.
Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne Spieleredakteur werden wollen?
Lasst es bleiben! Lernt was Vernünftiges und genießt weiter euer Hobby. Wer es partout nicht lassen kann, der sollte im Internet anfangen. Verfasst zu jedem Film, den ihr gesehen habt, jeder Platte, die ihr hört und natürlich jedem Game, das ihr zockt kleine Reviews in Foren und Blogs, um in Übung zu kommen. Die macht nämlich auch hier den Meister. Schritt 2 sind dann Spiele-Websites: Heuert irgendwo an, freie Mitarbeiter sucht praktisch jeder. Klar, ihr macht unter Umständen beinahe volle Redakteursarbeit ohne echte Bezahlung. Auf der Haben-Seite stehen dafür die Erfahrungen, die ihr sammelt. Und ihr könnte aktuelle Games für lau zocken, da ihr diese zum Testen meist zugeschickt bekommt. Wenn ihr eure Sache außerdem zuverlässig und gut macht, habt ihr die perfekte Bewerbungsgrundlage für Schritt 3. Der lautet dann: Praktikum. Sobald ihr aus der Schule raus seid, bewerbt euch. Wenn ihr beim Praktikum überzeugt, geht der Rest im Endeffekt über Fleiß, Geduld und ein bisschen Glück. Das wünsch ich euch dann schon mal, ein Zuckerschlecken ist’s nämlich nicht!
Name:
Benjamin Kratsch
Derzeitige Position:
Freier Autor, unter anderem für GamePro, GameStar, 360 Live, PS3M, GamesTrust, Onlinewelten, Gamona, games.ch. und wenn meine Lifestyle-Schublade im Kopf überquillt – GQ.
Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:Volontär / Redakteur / Ressortleiter Community bei gamesTM (R.I.P. meine Perle), 360 Live und PS3M.
Wie bist du in die Branche gekommen?
Ich habe einfach alles mitgenommen, was man in der Schulzeit so mit Medien machen konnte: Schülerradio und Schülerzeitung waren eine großartige Erfahrung, danach ging’s direkt weiter zur Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen. Dort habe ich die Jungredaktion xPress geleitet und bald schon zusammen mit der Chefredaktion ein neues Online- und Print-Format für Entertainment & Games in der Sonntagszeit entwickelt. Die grauen Herren hielten zwar den Duke für einen Werbegag (wer kann’s ihnen verdenken) und Lara für ein Playmate, da aber dringend eine neue Zielgruppe weit vor dem Seniorenstift her musste, durften Jens und ich ein neues Format entwickeln. Jens, ich bin dir so unendlich dankbar fürs Zerpflücken meiner Artikel. In der Schule sind sie ja froh wenn alle irgendwie mitkommen, da hat keiner Zeit dem Benny was zum Thema Aufbau, Stil und Dramaturgie eines Artikels zu erzählen. Wir hatten bei der Themenwahl freie Hand, haben die Telefone heiß geklingelt und wurden mit Mustern und Event-Einladungen nur so überschüttet. So ging’s dann mit 17 das erste Mal nach London und die Kontaktbasis stand. Danke an alle PR-Jungs und Mädels, die uns hier großartig unterstützt haben. Anschließend habe ich schnell Abi gemacht, bei Giga Games gejobbt und für PC Games geschrieben. Wenige Monate später saß ich in der Wiesn-Hauptstadt beim Richy Löwenstein, habe beim lockeren Vorstellungsplausch gelernt, dass eine Fleischpflanzerlsemmel nicht beißt, mein Probeartikel wurde direkt gedruckt und eine Woche später saß ich mit der Rasselbande im Großraumbüro am Tassiloplatz. Das Volontariat bei gamesTM (R.I.P. meine Perle), 360 Live und PS3M hat mir zwar unzählige Stunden Schlaf, Nervenstränge und Beinahe-Zusammenbrüche gekostet, war aber auch die wertvollste Zeit in meinem Leben. Ohne Richy und seinen Ehrgeiz das Beste aus jedem im Team rauszuholen, wäre ich heute nicht da wo ich jetzt bin. Außerdem war und ist es einfach ein tolles Team. Wenn ich an all die verrückten Aktionen Marke Wir-bauen-einen-Stand-aus-Energy-Kästen oder Sönkes unfassbar gut geplanten Umzug denke – maximales Kino! Außerdem wurden die 60-Stundenwochen immer wieder mit unvergesslichen Trips nach L.A., Montreal, Seattle und New York belohnt.
Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Wie viele Trophäen in deinem PS3-Schrank schlummern interessiert niemanden. Wer allerdings Metal Gear Solid 4 auf einem Testevent unter Zeitdruck durchspielen muss, sollte nicht gerade fünf krumme Finger haben. Breitgefächertes Spielewissen ist extrem wichtig. Es reicht nicht der Nerdperte in WoW zu sein, du solltest dich Genre- und Plattformübergreifend weiterbilden. Auch als PC-Gamer oder eingefleischter Konsolero darf der rapide wachsende Markt an iGames nicht an dir vorbei gehen. Das wichtigste ist und bleibt aber die Fähigkeit informative, unterhaltsame Artikel mit einem guten Mix aus Spielmechanik und Atmosphäre schreiben zu können. Das größte Spielewissen bringt dir Null, wenn du es nicht so rüberbringen kannst, dass der Leser deinen Artikel verschlingen will. Ebenfalls wichtig sind Soft-Skills: Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Durchsetzungsvermögen. Und gaaaanz wichtig: Netzwerke knüpfen. Du kannst dich für eine Redaktion unentbehrlich machen, wenn du ihnen eben die Geschichten lieferst, die sonst keiner hat. Und dafür braucht man sehr gute Kontakte in die Industrie. Je weiter Oben, desto besser.
Denkst du, dass ein Studium nötig ist?
Studium, ja oder nein? Verdammt schwere Frage. Ich tendiere zu nein. Warum? 1. Ich kenne keinen Spieleredakteur, der seinen Job durch einen Magna Cum Laude bekommen hat. 2. Es frisst Unmassen an Zeit. Mit 26 ist der Zug zwar noch nicht abgefahren, aber der Einstieg wird nicht gerade leichter. Durch schrumpfende Redaktionen übernimmt man heute schneller Verantwortung und sollte mit spätestens 30 in der Lage sein selbst Volontäre auszubilden, Projekte zu stemmen und ein kleines Team zu führen.Aber: Ein Studium kann beim Auf-oder Umstieg extrem hilfreich sein. Wer auf die lukrative dunkle Seite der Macht und beispielsweise in Marketing oder Produktmanagement wechseln will, dürfte ohne BWL-Studium kaum eine Chance haben.
Was denkt du über die Schlagworte Print und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Zukunft? In der leben und arbeiten wir bereits. Niemand schreibt mehr exklusiv für Print, alle arbeiten auch online, moderieren, twittern, entwickeln neue Video-Formate und kümmern sich um die Community. Doch wer beherrscht die Zukunft? Print wird durch aufwendige Layouts und Artworks immer besser aussehen und mehr Signalwirkung haben, nicht umsonst wird so ziemlich jeder Blockbuster in exklusiven, aufwendig produzierten Coverstories bei den Magazinen der großen Drei enthüllt. Online hingegen berichtet schneller und vielfältiger. Von einem Multiplayer-Event in L.A. gibt’s dann direkt die Videoanalyse, während der Pressekonferenz auf der E3 werden alle News durch den Twitterfeed gejagt und brandneue Screenshots verbreiten sich in Sekundenschnelle über die ganze Welt. Außerdem hat Online in den letzten Jahren qualitativ richtig Gas gegeben. Das Resultat von Profiredaktionen, die zentral in den Metropolen Deutschlands sitzen und sich aus erfahrenen Kollegen rekrutieren. Dennoch waren Verlage bisher immer deutlich besser ausgestattet, mit eigenem TV-Studio für DVDs und Profikameras. Aber auch hier zieht Online nach, weil die User weniger intensiv lesen und lieber gut gemachte Web-Shows genießen wollen. Kurzum: Auch in Zukunft werden beide ihren Markt haben: Ich bin zum Beispiel der Schmökertyp und lese gerne in Ruhe im Flieger oder Bahn einen gut geschriebenen Artikel, der auch was fürs Auge bietet. Top informiert bin ich hingegen durch RSS-Feeds und wenn ich wieder zu Hause bin, freu ich mich über die Web-TV-Shows, die die Online-Kollegen gleich um die Ecke produzieren. Ich will schließlich nicht nur fade Infos aufsaugen, sondern auch blendend unterhalten werden. Du gehst ja auch nicht auf die Wiesn, um den Hopfengehalt des Biers zu analysieren.
Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Teils, teils. Bei deinen Lieblingstiteln macht es natürlich mehr Laune als bei der verfaulten Gurke aus der letzten Lizenztonne. Aber auch die wollen richtig getestet werden: Ergo machst du dir ständig Notizen, analysierst, interpretierst, versuchst die Kleinigkeiten, die das Spiel besonders machen heraus zu picken und musst dir zeitgleich überlegen, welche Szenen wohl fürs Testvideo geeignet wären. Abgesehen davon gehöre ich zu den Typen, die das Schreiben genau so lieben wie das Zocken. Und das macht den Job auch so spannend: Jeder Artikel ist eine neue Herausforderung. Schließlich willst du deinen Leser in die Atmosphäre reinziehen, ihm die Spielwelt und Mechaniken nahebringen ohne dass er sie sieht.
Welcher Presseevent ist dir wirklich im Kopf geblieben?
Ähm, von der unfassbar guten und teuren Hang-Over-Party in einem der besten Clubs von L.A. erzähle ich lieber nicht. Die Zeiten sind leider vorbei, Events sind heutzutage doch sehr auf Effizienz getrimmt. Also das verrückteste Interview hatte ich auf der Nordschleife bei 300 km/h auf dem Rücksitz eines Nissan GT-R. Ein Profipilot ist gefahren und Jana von der Playstation Liga hat versucht in Gran Turismo PSP zeitgleich seine Rundenbestzeit zu knacken. Wie der V8 sich beim Start aufgebäumt und seine ganze Kraft raugebrüllt hat – Hammer. Dann diese Kurvenlage, diese Drifts, diese Fliehkräfte. Das nächste Mal setz ich mich einfach selbst ins Cockpit.
Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Schreiben, schreiben, schreiben. Macht so viel mit Medien wie ihr könnt und lasst euch nie entmutigen. Nur wenigen wird der magische Füller in die Wiege gelegt, kaum einer greift als Baby zum Kuli und schafft gleich einen dieser seltenen Ich-fühl-mich-informiert-und-hatte-richtig-Spaß-Artikel. Ein gewisses Talent muss da sein, aber wer hart an seinem Stil arbeitet, der wird mit richtig schönen Texten belohnt. Beeindruckt so ganz nebenbei auch die Deutschlehrerin und 13 Punkte im Abi gleichen Mathe-Mängel hervorragend aus. Anschließend sind Praktika Pflicht. Und wie schon Harald an dieser Stelle sagte: Sucht euch jemanden, der eure Artikel nach aller Kunst zerlegt, so lernt ihr wirklich am Besten. Ansonsten: Dran bleiben, nicht entmutigen lassen, Gas geben. Es lohnt sich. Auf dich wartet die kreativste, verrückteste und familiärste Branche, die du dir wünschen kannst. Wir sehen uns!
Name:
Björn Gramm
Derzeitige Position:
Online-Redakteur, Freier Online-Redakteur
Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Volontär, Windows Vista Magazin, PC Games Hardware
Wie bist du in die Branche gekommen?
Gezockt habe ich schon immer. Angefangen hat alles auf dem PC – Damals ein Schneider XT-PC mit DOS 3.X. Danach NES, Megadrive, SNES, PS, PS2, Xbox etc. Ich habe mich aktiv in den Spiele-Foren von evo-x.de und xblive.de engagiert. Dort wurde Thomas H. Kaspar (CHIP.de) auf mich aufmerksam und bot mir ein Praktikum bei CHIP online an. Dafür brach ich mein Studium ab und zog von Krefeld nach München. Nach dem Praktikum gings zum Volontariat bei der Computec Media AG.
Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Eines ist allen Redaktionen gemein: Sie verlangen eine gute, überwiegend fehlerfreie Schreibe. Ich bin mittlerweile bei meinem dritten großen Verlag angekommen und alle haben ihre eigenen spezifischen Anforderungen. Jedes Medium hat seinen eigenen Style, der charakteristisch sein muss. Das reicht von satirisch bis bieder informell. Spieletalent? Wer über Spiele schreiben will, der sollte sich mit Spielen auskennen. Wer sich wirklich auskennt, der zockt viel. Und wer viel zockt, der wird gut im Zocken. Redaktions- oder Rechtschreibskill sind meiner Meinung nach genauso wichtig wie die Identifikation mit dem Thema, über das man schreibt. Kommen beide Dinge zusammen, ist man der perfekte Redakteur für das Thema. Hat man also eine gute und lebendige Schreibe und ist außerdem ein Gott am Gamepad oder der Maus und Tastatur, ist man zum Spiele-Redakteur prädestiniert.
Denkst du, dass ein Studium nötig ist?
Viele Redaktionen verteilen Volontariate (total cooles Fremdwort für Ausbildung zum Redakteur) aus Prinzip nur an das studierte Volk. Ich bin aber der lebende Beweis, dass auch der Quereinstieg durchaus möglich ist. Mein Einstieg war das Engagement in einem Spiele-Forum (siehe oben). Neben meinem (abgebrochenen) Studium schrieb ich dort News und Spiele-Test, fuhr auf Messen und entdeckte die Fotografie für mich. Letzteres ist eine tolle Zusatzqualifikation, die vom Chefredakteur gerne mitgenommen wird. Dabei entdeckte ich den Spaß am Schreiben, der unabdingbar ist. Nämlich, egal was du auch tust: Übst Du Deine Tätigkeit mit Spaß aus, ist das fast so viel Wert wie ein Sechser im Lotto, sofern Du denn auch davon leben kannst! ;) (5 Euro ins Phrasenschwein) Zurück zur Frage: Ja, ich denke schon, dass ein Studium die Einstiegschancen bei der klassischen Bewerbung steigern kann. Mit Engagement, etwas Talent und Beharrlichkeit kann man es aber auch schaffen!
Was denkt du über die Schlagworte Print und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Muhahahahaha – Print versus Online – Krieg der Welten. Online bringt kein Geld. Online kannibalisiert Print. Das Printgeschäft finanziert den Verlag. Diese und viele andere Zitate waren immer zu hören und sind es an konservativen Fronten noch immer. Das geht jetzt schon fast zehn Jahre so. Für mich spielt sich speziell der Gaming-Bereich schon lange ausschließlich online ab. Wieso soll ich mir ein Heft kaufen und mir Screenshots auf bedrucktem Papier ansehen? Auf Gameone, YouTube, Gametrailers oder jeder anderen Spiele-Webseite erhalte ich Ingame-Videos und ausführliche Berichte, Test, Previews und Co. Und in Online-Communites kann ich mir durchlesen wie die persönliche Meinung von Max Mustermann ist. Die Printler haben es anfänglich noch mit “exklusivem” Material versucht, aber die Exklusivität gibt es auch schon ein paar Jährchen nicht mehr. Oder DVDs auf dem Titel! Da kann ich nur sagen: Fresst meine Bandbreite! Ich streame den Spaß wann es mir gefällt. Sorry für die Leute, denen der Provider keine MBits ins Haus legt.
Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Es gab tatsächlich so eine Phase. In großen Spieleredaktionen kann man sich in der Regel auf seine Lieblingsgenres spezialisieren. Es gab da aber auch eine Zeit, in der ich meinen Senf zu wirklich allen Spielen abgeben musste. Da verkam das Spieletesten schon fast zur Fließbandarbeit und der Spaß blieb etwas auf der Strecke. Und bei den zahlreichen tollen Spielen auf dem Markt sind auch viele Graupen mit dabei. Dann kann einem schon die Lust vergehen. Aber die Zeiten sind glücklicherweise vorbei und ich kann auf xboxwatch.de über die Titel berichten, die ich auch privat gerne in der Konsole rotieren lasse.
Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Mein Tipp für Schüler: Findet Euer Talent und setzt es ein. Es muss nicht unbedingt die klassische Schreiberei sein. Vielleicht seid Ihr auch gut im Umgang mit der Kamera, im Schnitt oder bei der Programmierung von Websites oder Communites. Gameone ist das beste Beispiel für einen Gaming-Arbeitsplatz, der viele Möglichkeiten bieten kann, um sich einzubringen. Sollte das Schreiben doch Dein Ding sein, d. h. Du glaubst eloquent zu sein, dann schreib online was das Zeug hält. Kein Verlag wird einen Noob direkt Artikel verfassen lassen, in Online-Communities kann man sich aber gut profilieren und Erfahrungen sammeln. So sah mein eigener beruflicher Einstieg in die Branche nämlich aus. Nach zahlreichen Foren-Beitragen wurde ich damals von den Admins gefragt, ob ich nicht Lust hätte, Artikel für das Portal zu schreiben. Und über diese Schiene erhielt ich schließlich ein Praktikum bei einem großen Verlag. Glück? Ja, das hat bestimmt auch eine kleine Rolle gespielt, aber der unbedingte Wille und der Spaß an der Arbeit sind die großen Treiber. Und Skill/Talent/Können? Ich rate dazu immer selbstkritisch, wenngleich selbstbewusst zu sein. Aber es können auch selbstverliebte Arschgeigen zum Erfolg gelangen und ihr Hobby zum Beruf machen – siehe Chris.
Name:
Max Falkenstern
Derzeitige Position:
Student / Freier Online-Redakteur (PC Games und Videogameszone.de)
Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Praktikant in der PR-Abteilung von Electronic Arts, Volontär bei GIGA Digital TV GmbH
Wie bist du in die Branche gekommen?
Einen ersten Fuß in die Branche setzte ich mit meinem Praktikum beim digitalen Spartensender GIGA TV. Ich schrieb zuvor schon für kleinere Online-Magazine, brachte also schon ein wenig Vorwissen mit ein. Gebracht es mir zunächst wenig, da mein Schreiben in der Flut anderer Bewerbungen irgendwo verloren ging. Ich blieb jedoch hartnäckig und ging der Redaktion von GIGA GAMES telefonisch auf die Nerven. Irgendwann hatte ich sie dann weichgeklopft und bekam einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Nach einem sechsmonatigen, unbezahlten Vollzeit-Praktikum hatte mich der Sender als Volontär übernommen.
Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Sichere Rechtschreibung und Grammatik stehen an erster Stelle. Niemand liest einen Artikel voller sprachlicher Fehler, auch wenn er noch so informativ sein mag. Für unabdingbar halte ich außerdem selbstständiges Arbeiten. Gerade als freier Redakteur muss man sich häufig dazu aufraffen, sich frühzeitig an den Artikel zu setzen. Dabei helfen, wenn nicht sogar bereits vorgegeben, eigene Deadlines. Eine gehörige Portion Stressresistenz schützt vor dem alltäglichen Trubel in der Redaktion, sattelfeste Englischkenntnisse beim nächsten Entwickler-Interview. Und ja: Natürlich sollte man sich hervorragend mit Computer – und Videospielen auskennen und möglichst viele Titel selbst spielen. Eine eigene Meinung ist Diskussionsgrundlage! Idealerweise fühlt man sich dann noch in mehreren Genres zuhause und besitzt mehrere Konsolen und einen spielfähigen PC. Wer dann nicht so schnell den Spaß an der Arbeit verliert, hat meiner Meinung nach gute Chancen.
Denkst du, dass ein Studium nötig ist?
Notwendig? Nein. Aber sicher vom Vorteil. Wer eine ernsthafte journalistische Laufbahn einschlagen möchte, kommt für gewöhnlich nicht an einem Studium vorbei. Das mag für Spieleredaktionen nur bedingt gelten, dennoch halte ich einen Hochschulabschluss (sofern die Möglichkeiten überhaupt gegeben sind) für ratsam. Schließlich weiß man ja nie, was die Zukunft bringt und ein Studium kann sich immer irgendwann einmal auszahlen.
Was denkt du über die Schlagworte Print und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Online gehört die Zukunft, obwohl ich der festen Überzeugung bin, dass traditionelle Printredaktionen nie aussterben werden. Ich persönlich lese größere Reportagen lieber in Zeitungen und Zeitschriften – und nicht auf dem Bildschirm. In puncto Aktualität (also News) sind Online-Auftritte jedoch unschlagbar. Außerdem lässt es sich auf einer Webseite über die Suchmaske gezielter nach Themen von Interesse recherchieren. Nicht zu vergessen im Zeitalter von Web 2.0: Zahlreiche Community-Features. Noch wird der Rückkanal recht selten genutzt, doch das könnte sich in Zukunft ändern. Die Leser sollen nicht nur die redaktionell aufgearbeiteten Artikel konsumieren, sondern Themen auch mitbestimmen können.
Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Ich halte Praxis für sehr wichtig und empfehle daher jedem Interessierten sich frühzeitig zu engagieren, etwa als freier Mitarbeiter für ein Online-Magazin oder einen Gaming-Blog. Dabei findet man schnell heraus, dass Spielredakteure nicht die ganze Zeit zockend vor der Konsole oder dem PC hocken, sondern auch einer Pflicht nachkommen müssen. Stellt man dann fest, dass einem der Job durchaus Spaß macht, sollte man nicht lange fackeln und sich um ein Praktikum (etwa in den Sommerferien) in einer Redaktion bemühen. Alles Weitere ergibt sich dann schon, solange man nicht das Ziel aus den Augen verliert.
Name:
Daniel Schäfer (IknowYourGame)
Derzeitige Position:
Freier Redakteur für PLAY’D/Chefredakteur IKYG
Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Kontakter, Ressortleiter
Wie bist du in die Branche gekommen?
GIGA suchte damals Praktikanten und ich war gerade dabei einen beruflichen Neuanfang zu wagen. Der Gedanke war: Ich spiele gerne ich schreibe gerne … wo muss ich unterschreiben?
Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Gerne spielen und schreiben reicht leider nicht. Neben der Begeisterung für das Medium Videospiele sollte man ein gesundes Maß an Fachwissen (z.B. Historie des Mediums Videospiele), eine Begabung zum Schreiben und Kontaktfreudigkeit mitbringen. Rechtschreibung, Bild- und Videobearbeitungsskills kann man einbläuen.
Denkst du, dass ein Studium nötig ist?
Ich glaube, dass die Gaming-Branche ideal für Quereinsteiger ist. Nötig ist ein Studium – welcher Art auch immer – meiner Meinung nach nicht, kann aber sicherlich den Einstieg erleichtern, oder neue Herangehensweisen eröffnen. Je mehr Kreative mit verschiedenen Jobhintergründen zusammen an einem Produkt arbeiten, desto größer die Wahrscheinlichkeit etwas Außergewöhnliches zu erschaffen.
Was denkt du über die Schlagworte Print und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Printmagazine sind die Wurzeln der Spieleredaktionen. Die Zukunft liegt aber leider im multimedialen, kurzweiligen Internet. Ich meine wir reden hier immer noch von einem interaktiven, audiovisuellen Unterhaltungsmedium. Internet und TV sind Spielen viel ähnlicher, als Printmagazine. Zu sagen, dass das gedruckte Wort tot ist, geht mir allerdings zu weit. Ich lese sehr gerne mal einen gut recherchierten längeren Artikel in der GEE. Oh darf ich überhaupt Schleichwerbung machen?
Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Ich habe das große Glück mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Natürlich macht es noch Spaß!
Welches war das verrückteste Presseevent, auf dem du warst? Was ist passiert?
Das verrückteste Presseevent, war sicherlich das “King of the Flying Fist”-Event von Sony. Dort wurden Dutzende PSP-Tekken-Zocker mit Presseheinis in Flugzeuge gesteckt und zockend nach Helsinki geflogen. Vom Flughafen ging es zockend mit Bussen bis zum Rathaus-Platz, wo weitergedaddelt wurde, bis ein Sieger feststand. Dann wurden alle Mann wieder in Busse und anschließend in Flugzeuge verfrachtet und zurück nach Deutschland geflogen. Ach ja: Ralf Möller und Collien Fernandez waren auch mit dabei. Warum, weiß ich allerdings nicht.
Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Wenn ihr glaubt, dass ihr als Spieleredakteur reich werden könnt, solltet ihr euch schnell einen neuen Lieblingsjob suchen. Ansonsten: Lest viel, spielt viel, schreibt viel. Nur ein kreativer, aufgeschlossener und lebendiger Geist wird in dieser Branche Fuß fassen.
Name:
Udo Crnjak
Derzeitige Position:
Gesundheits- und Krankenpfleger
Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Redakteur N-ZONE, XBOX-ZONE, PLAYZONE, play3, X3, PC Action, PC Games
Wie bist du in die Branche gekommen?
Ein guter Freund von mir, den ich schon seit meiner Kindheit kenne (Gruß an weeman), hat mich während meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, Komplettlösungen für Computec Media zu schreiben – die Tipps- und Tricks-Abteilung suchte zu der Zeit nach Verstärkung. Da ich gerade im letzten Ausbildungsjahr war, habe ich ewig lange rumüberlegt, ob ich es machen soll oder nicht. Schließlich habe ich mich dafür entschieden und war zunächst als freier Mitarbeiter tätig und habe Komplettlösungen zu Nintendo GameCube Spielen, wie etwa Super Mario Sunshine, Pikmin und noch ein paar, für die N-ZONE geschrieben. Dann gegen Ende meiner Ausbildung kam das Angebot des Verlags ein Volontariat zu machen und ich habe zugesagt. Wann bekommt man schon mal die Chance sein Hobby zum Beruf zu machen?
Wieso hast du die Branche verlassen?
Die Arbeit im Verlag hat mich zu sehr behindert meinem eigentlichen Lebensziel näher zu kommen: der Weltherrschaft! :-) … just kiddin’ … Ich wollte einfach wieder als Gesundheits- und Krankenpfleger arbeiten und außerdem wollte ich mein Hobby wieder zurück. Denn irgendwann habe ich abseits der Arbeit immer mehr die Lust am Spielen verloren und das war alarmierend für mich. Ernsthaft!! Ein Leben ohne Zocken … das geht nicht!
Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Meiner Meinung nach ist speziell in einer Spieleredaktion eine gesunde Mischung aus Beidem nötig. Eine kreative und gute Schreibe ist natürlich ein absolutes Muss, aber ohne das nötige Fachwissen und Spielerfahrung nutzt dir das in einer Spieleredaktion auch nichts.
Denkst du, dass ein Studium nötig ist?
Nein, der Einstieg an sich wird meiner Meinung nach dadurch nicht erleichtert. Wenn man erst mal drin ist, dann erleichtert es bestimmt die tägliche Arbeit – das schon eher. Im Bereich der Spieleredaktionen ist eher wichtig zur richtigen Zeit am richtigen Ort ein Praktikum zu machen, oder wie ich, bereits als freier Mitarbeiter zu arbeiten.
Was denkt du über die Schlagworte Print und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Es ist leider so, dass sich Printmagazine zur Zeit enorm schwer tun – speziell neue Publikationen. Auf der einen Seite ist das Internet heutzutage einfach die schnellere Variante, um sich zu informieren und sich sogar bewegte Bilder zu einem Spiel anzuschauen. Auf der anderen Seite kann man in einer Zeitschrift ein Thema einfach schöner und ästhetischer präsentieren. Mir persönlich haben die Cover-Stories immer am meisten Spaß gemacht, da ich mich hier richtig in ein Thema vertiefen konnte. Das vermisse ich auch ein bisschen, wenn ich ehrlich bin.
Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Nun, da ich ja beruflich komplett aus der Spiele-Branche raus bin, kann ich endlich wieder die Games zocken, auf die ich Bock habe und vor allem, wann ich Bock darauf habe – das ist für mich von unschätzbarem Wert. Als ich noch in der Redaktion gearbeitet habe, ist das Zocken schon etwas zur Routine verkommen. Auch kurz nachdem ich aufgehört habe, ist mir aufgefallen, dass ich die Games beim Spielen unbewusst analysiert habe. Das hat sich aber wieder gelegt und ich kann die Spiele wieder genießen.
Welches war das verrückteste Presseevent, auf dem du warst? Was ist passiert?
Da fällt mir sofort das Event von THQ zu WWE: Day of Reckoning ein. Wir wurden nach New York City eingeladen, um uns das Spiel anzuschauen. Garniert wurde der Trip mit einer Karte für Wrestlemania XX im Madison Square Garden (VIP-Lounge natürlich he he). Das war schon eine geile Nummer. 20.000 Zuschauer, die die amerikanische Nationalhymne mitsingen und dann zu Szenen des Golfkriegs auf der Leinwand ausflippen und im Chor U-S-A schreien. Das hatte was Befremdliches und Beängstigendes zugleich.
Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Sammelt Schreiberfahrung, egal ob in einer Lokalzeitung oder in der Schülerzeitung. Es kann euch nur dienlich sein. Und zockt, was die Daumen aushalten. ;)