Vor wenigen Wochen veröffentlichten wir den ersten Teil von Wie wird man eigentlich Spieleredakteur? Nun ist es Zeit für den zweiten Teil mit ebenfalls grandiosen Spielejournalisten aus der Branche.

Unter anderem haben wir Petra Fröhlich von Computec und Carsten Groll von GIGA am Start. Die beiden erzählen Euch von ihrem Weg in die Branche und verraten Euch, ob ein Studium wirklich notwendig ist. Bedenkt bitte, dass es nicht DEN EINEN Weg in die Spielebranche gibt und wir euch an dieser Stelle vor allem zeigen wollen, welche verschiedenen Wege es gibt, um 24 Stunden am Tag Videospiele zu spielen – oder ist das vielleicht gar nicht so und Spieleredakteure verdienen ihr Geld mit Recherche und harter Arbeit?

Bildungsauftrag erfüllen, das ist eine unserer Missionen. Um einen vernünftigen Überblick zu bekommen, befragten wir nicht (nur) uns selbst, sondern Chefredakteure, Freie Autoren, Praktikanten und ehemalige Redakteure verschiedenster Online- und Printmedien.

Klickt einfach auf das Foto eines Interviewpartners und Ihr seht die jeweiligen Antworten zum Thema “Wie wird man Spieleredakteur?” Natürlich könnt Ihr auch Seite für Seite durchblättern, um den vollen Einblick zu erhalten. Lesebrillen auf, und ab die Post!

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Demnächst werden wir weitere Interviews veröffentlichen – dann kommen auch wir, Eure Freunde von MTV GameOne, dazu, Euch unsere Leidenswege in die Spielebranche zu erläutern. Solltet Ihr nach dem Lesen der Interviews noch immer das Verlangen haben Spieleredakteur zu werden, dann wünschen wir Euch selbstverständlich viel Erfolg.

Name:
Katharina Reuß (Games Aktuell)

Derzeitige Position:
Redakteurin für die Games Aktuell

Ehemalige Positionen in Spieleredaktionen:
Praktikantin, Volontärin

Wie bist du in die Branche gekommen?
Ziemlich einfach: Direkt nach dem Abi habe ich mich bei der N-ZONE als Praktikantin beworben. Ich bekam schnell Rückmeldung und nach einem Vorstellungsgespräch auch den Praktikumsplatz. Da die Games Aktuell nach meiner Praktikanten-Zeit einen Volontär gesucht hat, habe ich mich dort beworben – und die Stelle gekriegt. Seit gut einem Jahr bin ich nun Redakteurin mit Fokus auf Print.

Welche deiner Aufgaben bleibt dir bisher am meisten in Erinnerung?
Meine beiden Japan-Aufenthalte, bei denen ich eine Menge schräger Sachen gesehen, Studios und die Tokyo Game Show besucht habe. Einen Automaten für gebrauchte Höschen konnte ich zwar nicht entdecken, aber die glibberige Furu-Furu-Fanta und Katzencafés haben das wieder wett gemacht.

Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Begeisterung für Spiele, dementsprechendes Grundwissen und die Fähigkeit, in Texten die eigenen Eindrücke anschaulich widerzugeben, sind die wichtigsten Anforderungen an einen Redakteur. Die Rechtschreibung ist zwar ebenfalls nicht unbedeutend, aber daran kann man arbeiten. Generell gilt: Umso mehr Erfahrung mit verschiedenen Genres, Konsolen und Spielen, desto besser.

Denkst du, dass ein Studium den Einstieg in eine Spieleredaktion erleichtert? Ist es in deinen Augen eventuell sogar nötig?
Aus eigener Erfahrung behaupte ich mal: Nein, es ist nicht nötig. Ausschlaggebend sind die Probetexte. Ob die aus der Feder eines Schülers oder Akademikers kommen, ist erst einmal egal.

Was denkst du über Printmagazine und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Ich selber gehöre zu den Menschen, die lieber Papier in der Hand halten, als etwas auf dem Bildschirm zu lesen. Deshalb kaufe ich nach wie vor Hefte und Zeitungen, das gefällt mir einfach besser. Trotzdem lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Online immer wichtiger wird. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Print und Online ist deshalb ein Muss. Es ist wichtig, Strategien auszuarbeiten, wie sich die beiden Medien bestmöglich ergänzen.

Macht es dir noch Spaß Spiele zu spielen oder verkommt es zur Arbeit?
Wenn ich mal wieder einen verkorksten Handheld-Titel testen muss, ist es Arbeit. Zum Glück gibt es viele interessante Spiele, die ich auch nach dem Testen gerne noch einmal auf der heimischen Glotze genieße. Außerdem bin ich ein großer Fan von Download-Titeln wie Shatter, Chime oder Castle Crashers.

Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne Spieleredakteur werden wollen?
Passt in Deutsch gut auf!

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Name:
Petra Fröhlich (PC Games)

Derzeitige Position:
Chefredakteurin PC Games, PC ACTION, play3, N-ZONE, PC Games MMORE, PC Games Power Player, X3, PC Games Runes of Magic

Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Freie Autorin (u. a. für PC Games, SEGA Magazin, diverse Bücher), Redakteurin PC Games, Stellvertretende Chefredakteurin PC Games, Objektleitung

Wie bist du in die Branche gekommen?
Als Teenager habe ich parallel zur Schule Artikel für verschiedene Computer-Magazine geschrieben, vom Grafikkarten-ABC bis zum Tabellenkalkulations-Workshop. Später folgten einige Buchprojekte – das Tipps & Tricks-Buch zu Sim City 2000 schaffte es übersetzt sogar nach Frankreich. In die Branche bin ich durch einen schicksalhaften Zufall geschlittert, weil ich im Sommer 1992 für fünf Minuten den „richtigen“ Radiosender eingeschaltet habe. Denn ein Nürnberger Verlag suchte via Radio-Aufruf nach freien Mitarbeitern für ein neues Spielemagazin namens PC Games. Ich habe angerufen – und bekam einen Termin bei COMPUTEC. Nette Anekdote: Bei meiner Bewerbung wusste ich nicht, dass es sich bei den Machern von PC Games um dieselbe Truppe handelt, die auch das (aus meiner Laiensicht) grottenschlechte Magazin PLAY TIME fabrizierte. Denen hatte ich wenige Wochen zuvor einen gepfefferten, wenig konstruktiven, ja destruktiven, um nicht zu sagen: unverschämten Leserbrief zukommen lassen, an den sich mein Gegenüber – mein späterer Chefredakteurskollege Christian Müller (heute SFT) – “selbstverständlich” erinnerte. Ich wäre vor Scham fast im Boden versunken, durfte dann aber trotzdem mitmachen, quasi nach dem Motto: „Wenn die schon so rumtönt, soll sie mal zeigen, ob sie was kann…“. Mit etwas Pech hätte die Geschichte an dieser Stelle auch schon zu Ende sein können … und Christian Gürnth hätte mich nie in ICQ angefunkt, um diesen Fragebogen auszufüllen.

Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Man sollte natürlich ein gewisses Grundtalent für abwechslungsreiche, verständliche, unterhaltsame Texte mitbringen. Dazu gehört auch, dass man Fachbegriffe souverän und korrekt anwendet und den Kollegen des Lektorats nicht allzu viele Sorgen bereitet. Ein etwaiger Hang zu Wischi-Waschi-Floskeln lässt sich für gewöhnlich mit der Zeit austreiben ;-) Immer mehr Spiele erscheinen parallel für PlayStation 3, Xbox 360 und PC; insofern ist es von Vorteil, auf möglichst vielen Systemen Erfahrungen gemacht zu haben.

Denkst du, dass ein Studium den Einstieg in eine Spieleredaktion erleichtert? Ist es in deinen Augen eventuell sogar nötig?
Ich stand 1995 nach dem Abi tatsächlich vor dieser Wahl: Probieren oder Studieren? Sprich: direkt in der Redaktion starten oder doch an die Uni? Das Studium hätte dazu geführt, dass ich erst mit Mitte 20 oder noch später hätte loslegen können. Im Nachhinein betrachtet war die Entscheidung pro PC Games natürlich richtig. In unserem Segment sind Arbeitsproben weiterhin viel wichtiger als Abschlüsse, auch im Jahr 2010. Wer mittelfristig andere journalistische Felder (Politik, Wirtschaft, Sport usw.) anstrebt, sollte hingegen eher den Weg über Studium oder Journalistenschule in Erwägung ziehen.

Wie hat sich die Branche seit deinem Einstieg verändert?
Alles, wirklich alles. Denn aus einer übersichtlichen, fast schon familiären Branche ist eine gigantische Industrie geworden. Beispiel: 1996/97 hatte ich einen Interview-Termin mit Blizzard-Boss Allen Adham. Damals bestand das Studio aus einer Handvoll Leuten – neben dem Gründerteam gab es einen Video-Mann für die Cutscenes, einen Komponisten für die Musik, einen battle.net-Programmierer und eine Sekretärin am Empfang. Blizzard hatte durch Warcraft 2 zwar schon einen gewissen Bekanntheitsgrad, aber der echte Durchbruch kam erst kurz darauf mit Starcraft und Diablo. Heute ist Activision Blizzard ein börsennotierter Konzern mit einem Umsatz von fast 4 Milliarden Dollar, Niederlassungen in aller Welt, 6.000 Mitarbeitern und 11 Millionen World of Warcraft-Abonnenten. Ähnlich turbulente Entwicklungen haben auch Electronic Arts, Ubisoft, Valve oder Rockstar hinter sich. In die Entwicklung fließen inzwischen viele Millionen Dollar, an Spielen wie Assassin’s Creed, Crysis oder Red Dead Redemption arbeiten ganze Hundertschaften. Das ist ein Grund dafür, warum es leider kaum noch prominente Persönlichkeiten wie einst Sid Meier, Peter Molyneux, Richard Garriott oder Chris Roberts gibt, deren Namen sogar auf den Packungen prangten. Auch die Arbeit in den Redaktionen hat sich entsprechend verändert. In stillen Momenten vermisse ich dieses Rock’n’Roll-Feeling der 90er Jahre: Wenn man seinerzeit morgens in der Redaktion aufkreuzte, stolperte man regelmäßig in übermüdete, Red-Bull-getränkte Kollegen, die die Nacht tippend im Büro verbracht hatten. Es gab Wochen, in denen faktisch täglich Pressesprecher und Entwicklern bei uns zu Gast waren und neue Spiele vorstellten. Den krönenden Abschluss bildeten dann feucht-fröhliche Restaurant-Abende mit durchgeknallten Schotten, trinkfesten Schweden und legendären Anekdoten. Heute finden Spielepräsentationen meist zentral in den Büros der Publisher oder in Hoteltagungsräumen statt, akribisch geplant von Marketing- und PR-Abteilungen. Auch Messen wie die E3 waren einst wahre Happenings, auf die man sich Monate im Voraus wie ein Schneekönig freute, eine Art Klassentreffen der Branche. Heute bedeutet solch ein Trip für den Redakteur buchstäblich Rund-um-die-Uhr-Stress: handgestoppte 15-Minuten-Interview-Slots, Twitter-Updates, gigabyte-weise Video- und Foto-Uploads, laufend aktualisierte Newsmeldungen, Podcasts und permanente Abstimmung mit der Heimatredaktion. Aufregend und faszinierend ist das natürlich trotzdem, aber auf eine komplett andere Art und Weise.

Was denkst du über Printmagazine und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Die Erfahrung lehrt, dass sich seriöse Prognosen kaum anstellen lassen – gerade in der Medienwelt. Wo waren Facebook, Gameforge oder Zynga vor fünf Jahren? Oder kann sich noch jemand an MySpace, Netscape, Interplay oder Second Life erinnern? Natürlich werden die Websites und Communities weiter wachsen. Aber wir wären ja bekloppt, wenn wir nicht weiter mit Volldampf Gedrucktes produzieren würden. Ich erinnere nur an die Armada der Experten, die steif und fest behauptete: Wer online spielt, gibt kein Geld für Zeitschriften aus. Ein fataler Irrtum, wie extrem erfolgreiche Neugründungen wie buffed und PC Games MMORE belegen. Fakt ist, dass immer mehr, immer größere Nischen entstehen, und die Entwicklung von PC Games ist typisch dafür: 1995 gab es nur DIE eine PC Games mit 3,5“-Diskette, nach dem Motto „One one size fits all“. Kurz darauf folgten PC Games CD-ROM, PC Games DVD und PC Games Hardware. Heute bedienen wir vom Call-of-Duty-Fan über den CPU-Tuner bis zum Runes-of-Magic-Profi alle Segmente. Im Online-Bereich ist die Bandbreite ähnlich groß. Dass beide Welten wunderbar harmonieren und sich sogar prima ergänzen, zeigt sich daran, dass pcgames.de-Chefredakteur Florian Stangl und ich ein Büro teilen. Wenn etwa das FIFA-11-Testmuster eintrifft, löst dies auf beiden Seiten des Schreibtisches ganz unterschiedliche Aktivitäten aus. Entscheidend ist, dass wir den Lesern und Usern genau die Infos und Bilder liefern, die sie erwarten – der Kanal ist zweitrangig (Facebook, Handy, DVD, Sonderheft, Website usw.). Richtig toll macht das aus meiner Sicht DER SPIEGEL mit dem gedruckten Heft, Spiegel-TV und Spiegel Online; die tun sich wechselseitig nicht weh, sondern profitieren vielmehr voneinander.

Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Erstens: Spezialisieren – World of Warcraft, Rundenstrategiespiele, Browsergames, Japano-Rollenspiele, GTA, egal, was. Es gibt Hunderttausende, die Starcraft 2 durchgespielt haben, aber nur wenige, die sich damit wirklich exzellent auskennen und dieses Wissen auch verständlich in die Tastatur hacken können. Wir sind ständig auf der Suche nach solchen Experten. Die „Spieleallgemeinbildung“ kommt mit der Zeit ohnehin von selbst. Zweitens: ein Praktikum machen. Das gilt zwar gemeinhin als Synonym für kapitalistische Ausbeutung, tatsächlich ist es aber das Beste, was beiden Seiten passieren kann. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben die Chance, einander kennen zu lernen – und zwar unter realistischen Bedingungen, in guten wie in schlechten Zeiten, unter Stress und in ruhigeren Phasen. Die meisten unserer Redakteure und unsere bestbeschäftigten Autoren haben eine Praktikantenvergangenheit.

Suchst du derzeit Praktikanten, Volontäre oder Redakteure? Wenn ja, wie können sich unsere Leute bei dir bewerben?
Aus genannten Gründen suchen wir laufend freie Autoren sowie Praktikanten, Trainees und Volontäre für unsere Zeitschriften, Communities und Websites – eine klassische Bewerbung (inkl. Anschreiben, Lebenslauf, einer Auflistung der Spiele-Schwerpunkte, Beispielartikel) an petra.froehlich(at)computec.de genügt.

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Name:
Fabian Siegismund (GameStar)

Derzeitige Position:
Redakteur bei GameStar, mit Schwerpunkt Action- und Multiplayerspiele sowie Videos.

Wie bist du in die Branche gekommen?
Ich habe vor meiner Zeit bei GameStar bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) gearbeitet, und hab da die zur Indizierung beantragten Computerspiele gesichtet, begutachtet und den Prüfgremien präsentiert. Dabei habe ich erste Kontakte in die Spielebranche geknüpft – vornehmlich mit nervösen Produktmanagern, die mit ansehen mussten, wie ich dem Prüfgremium vorführe, dass man in ihrem Spiel Hunde anzünden und auspinkeln oder Katzen als Schalldämpfer benutzen kann. Als die BPjM-Chefin Frau Monssen-Engberding dann zu den GameStars, der jährlichen Leserpreisverleihung von IDG, eingeladen wurde und keine Zeit hatte, hat sie verhängnisvollerweise mich als Ersatzmann geschickt. Von dem Abend weiß ich nicht mehr allzu viel, außer dass die GameOne-Jungs Pepper und Etienne drin vorkamen, und Pepper mich wenig später drauf hingewiesen hat, dass GameStar Trainees sucht. Ich hab der Redaktion einen netten Brief geschrieben, meine letzten Indizierungsentscheidungen als Arbeitsproben mitgeschickt (grässliches Amtsdeutsch, aber für echte Probeartikel war keine Zeit mehr), die haben mich eingeladen und auf der Stelle angeheuert. Tja, und hier sitze ich. Seit nunmehr über sechs Jahren.

Hast du Journalismus studiert?
Nee, ich hab Jura studiert. Ich wusste zwar schon immer, dass ich gerne mal was mit Computerspielen machen will, aber Geld wollte ich auch gern verdienen. Da erschien mir Jura am Geschicktesten, um dann später irgendwo in der Rechtsabteilung eines Publishers zu landen oder sowas. EA hatte mich sogar mal zu sich eingeladen, aber dann ist GameStar dazwischengekommen. Um die Anschlussfrage vorwegzunehmen: Nein, ich habe nicht fertig studiert. Ich stand vergleichsweise kurz vor dem ersten Examen, habe dann noch eine Weile gehadert (ungefähr zweieinhalb Minuten lang), ob ich das Studium für die Stelle bei GameStar tatsächlich hinschmeißen soll, und hab mich dann dafür entschieden. Hab ich das je bereut? Niemals! Wenn ich so drüber nachdenke, hab ich ja eigentlich doch fertig studiert. Immerhin studiere ich nicht mehr. Ich bin also fertig mit dem Studium.

Nach welchen Kriterien werden Volontäre bei euch ausgewählt?
Die Volontäre heißen bei uns Trainees. Der Unterschied liegt darin, dass die mehr Geld kriegen als Volontäre, aber eigentlich ist das das Gleiche. Voraussetzung für ein Traineeship bei GameStar ist Abitur, eine “flotte Schreibe” (da geht’s nicht um Anschläge die Minute, sondern um den Stil), sehr gute Englischkenntnisse (immerhin interviewen wir regelmäßig internationale Entwickler), gute Teamfähigkeit und natürlich ein breites Spielewissen. Wir suchen also keine Fachleute für WoW oder Call of Duty, sondern Spiele-Generalisten, auch wenn von uns jeder Redakteur seinen Fachbereich hat. Meiner sind wie gesagt Shooter, Action- und Multiplayer-Spiele, ich habe aber auch schon MMOs getestet. Von Fußballspielen hab ich allerdings keine Ahnung, aber die sind ja auch erwiesenermaßen doof. Schulnoten sind bei uns gar nicht mal so wichtig, wenn der Rest stimmt. Journalistische Vorbildung kann natürlich nicht schaden, ist aber keine Voraussetzung – ich hab zum Beispiel vor GameStar noch nie journalistisch gearbeitet. Innerhalb der Redaktion haben wir auch keinen einzigen studierten Journalisten. Wir hatten aber mal einen Biologen!

Was hat sich seit deinem Einstieg in die Branche geändert?
Vor sechs Jahren war Print noch der König, heute setzen alle vorrangig auf online. Da ändert sich natürlich die Arbeitsweise. Unsere Artikel für GameStar.de müssen zum Beispiel anders aussehen als die fürs Heft. Online kannste keinen dramatischen szenischen Einstieg schreiben, sonst haut der Online-Leser gleich wieder ab, weil ihm die Informationen nicht schnell genug rüberkommen. Abgesehen davon, dass der Online-Leser Deinen Artikel gar nicht erst finden wird, wenn Du nicht so getextet hast, dass Google Deinen Artikel gleich auf Seite 1 seiner Suchergebnisse setzt. Das ist mitunter eine Mehrbelastung, zumal online alles sehr schnell gehen muss. Für einen Heftartikel haben wir ja praktisch einen Monat Zeit, online nur ein paar Stunden (wenn überhaupt). Außerdem bringt der Internet-Boom die Redaktionen ganz schön ins Schwitzen: Ein Heft kann man prima am Kiosk verkaufen, online wollen die Kunden alles umsonst. Da hat es schon quer durch den Markt ein paar … nun ja … personelle Umstrukturierungen geben müssen. Mit dem Internet sind entsprechend auch Videos zusehends wichtiger geworden: Auf nem Online-Banner zahlt keiner mehr für Werbung, die werden mit Adblockern ja regelmäßig ausgeblendet, aber vor Videos kann man noch Werbung setzen, die niemand wegklicken kann. Aber Videos sind natürlich auch so ein tolles Medium, und ich glaube, in dem Bereich wird sich noch viel tun. Da gibt’s ja auch diese Show mit diesen beiden Typen, die da immer über Computerspiele reden, die ist recht cool … wie hieß die noch …?

Was denkst du über Printmagazine und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Das Internet ist natürlich die Zukunft. Ich glaube aber, Print hat nach wie vor seine Existenzberechtigung. Man darf halt nicht versuchen, sich mit Online anlegen zu wollen, etwa was Aktualität angeht. Das Internet ist nunmal schneller. Was ich heute als News in ein Printmagazin schreibe, ist dann, wenn der Artikel ans Kiosk kommt, kalter Kaffee. Print muss sich also auf seine Stärken konzentrieren: Fundierte, gereifte, gut recherchierte Artikel, hübsch in Szene gesetzt. Das Problem ist nur, dass für so etwas die Zielgruppe auch immer kleiner wird. Insbesondere, solange im Internet ähnliche Informationen verschenkt werden. Ich glaube aber auch, dass die reinen Onlineredaktionen früher oder später die Schnauze voll davon haben werden, ihre Inhalte nicht verkaufen zu können. Klar, solange ich auf abc.de kostenlose Spiele-Reviews lesen kann, werde ich bei xyz.de keinen Cent für einen Artikel ausgeben. Aber wer weiß, wenn sich da die Redaktionen mal konspirativ zusammen tun und alle ein Bezahlsystem einführen, dann wird dem User wohl nichts anderes übrig bleiben, als für redaktionelle Inhalte bezahlen zu müssen. Wir bei GameStar verstehen uns mittlerweile als crossmedial, das heißt wir sind sowohl Online als auch Print. Ach, Printmagazine kann man übrigens nach wie vor prima auf dem Klo lesen. Oder im Zug. Oder auf dem Klo im Zug. Wobei zugfahren ja irgendwie nix mehr ist, heutzutage. Im Gegensatz zu Print. So.

Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Das Spielen macht mir nach wie vor großen Spaß! Ein Kollege verlacht mich immer noch, weil der mich mal gefragt hat: “Was machste eigentlich so in Deiner Freizeit?”, und ich ihm irritiert geantwortet habe: “Ja wie? Computerspielen halt.” Stichwort Freizeit: Meine Frau und mein Sohn sind gerade im Urlaub, und ich zock’ entsprechend die ganze Nacht Bad Company 2. Wird mir auch nicht langweilig. Klar, manchmal wünscht man sich schon, ein Spiel einfach mal genießen zu können, anstatt dabei ständig Notizen oder Screenshots machen zu müssen, aber hey, wenn ich mich vor sechs Jahren anders entschieden hätte, würde ich jetzt vielleicht Kaufverträge prüfen oder jugendliche Schläger vor den Richter zerren. DAS hätte dann mit Spaß nix mehr zu tun.

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Name:
Carsten Groll (GIGA), (IGN)

Derzeitige Position:
Redakteur bei Fox Interactive Media Germany GmbH (IGN Entertainment / GIGA.DE)

Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Head of Web – GIGA.DE

Wie bist du in die Branche gekommen?
Da mir das Wirtschaftswissenschaften-Studium viel zu trocken war, habe ich versucht ein wenig Erfahrung über diverse Praktika zu erlangen. Also kurz gescheckt wo ich gerne die nächsten drei Monate verbringen wollte. Beim Orion-Katalog waren alle Stellen bereits vergeben und auch die Blitz Ilu blieb mir verwehrt. Gott sei Dank haben mich die Jungs von GIGA dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Weil ich damals schon eine verflucht coole Sau war, wurde ich genommen. Anschließend habe ich das Praktikum auf sechs Monate verlängert und bin danach als Volontär übernommen wurden – danach habe ich mich dann nach und nach die Karriereleiter hochgeschlafen.

Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
So pauschal kann ich das gar nicht sagen. Wichtig ist, dass man sich stetig neue Fähigkeiten aneignet und so zu einer universalen Ein-Mann-Redakteurs-Kampfmaschine wird. Dabei ist es gar nicht wichtig, mit welchem Know-How man den Einstieg wagt. Klar, ein Grundverständnis der deutschen Sprache und eine Rechtschreibung die nicht unweigerlich zu Augenkrebs führt, sind von Vorteil – wichtig ist jedoch die Bereitschaft mit Leidenschaft an die Sache heranzugehen. Gaming ist keine Raketenwissenschaft, wie ein alter weiser Mann einmal gesagt hat – Wer sich reinkniet, sich halbwegs artikulieren kann und nie auf der Stelle stehen bleibt, der packt das!

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Spielst du wirklich 20 Stunden am Tag?
Schön wär’s! Viel Zeit geht für Recherche drauf. Welche News sind von Bedeutung, welche nicht? Was gehört auf die Webseite und was eher in die Tonne? Dann werden Artikel gegengelesen, online gestellt, ab und zu muss man auch mal ins Forum und die Community auf Trab halten und wenn dann noch ein wenig Zeit bleibt, wird das jeweilige Spiel eingelegt. Da jedoch auch einige Gurken auf den Markt kommen und man sich nicht immer die Rosinen rauspicken kann, muss man auch mal sowas spielen. Abschließend hat man eh immer viel zu wenig Zeit, nimmt sich das Spiel mit nach Hause und macht da weiter.

Denkst du, dass ein Studium nötig ist?
Ein Studium ist insoweit hilfreich, weil es einem vermitteln “kann”, wie man strukturiert arbeitet und wie man sich Informationen selbst beschafft – nötig ist es meiner Meinung nach jedoch nicht, sofern man sich dieses Wissen auch anderweitig erarbeitet. Aber hey, ihr stellt die Frage jemandem, der sein Studium abgebrochen hat.

Was denkt du über die Schlagworte Print und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Ich denke, dass beide noch eine lange Zeit gut nebeneinander existieren können. Sie müssen einfach nur ihren Platz finden und sind schon auf dem besten Weg dafür. Die schnellen News, ein schnelles Gameplayvideo, das werde ich mir wohl immer online zu Gemüte führen. Einfach weil das Medium im Sekundentakt auf Neuigkeiten reagieren kann. Lange, ausführliche Berichte lese ich jedoch viel lieber nicht vor dem PC, sondern auf dem Papier. Und das wird auch, trotz iPad und Co. lange so bleiben. Ein Screen ist eben eine ganz andere Leseerfahrung als Papier. Für die Zukunft habe ich einige komplett wahnsinnige Pläne, was das Online-Medium angeht, aber die werde ich euch doch nicht verraten.

Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Spielen macht Spaß – wäre es anders, würde ich mir Gedanken machen. Natürlich gibt es Tage, an denen ich überhaupt keine Lust habe Titel XY zu zocken, aber solange ich mich noch mit Freunden online zu einem Match verabrede oder während der Bahnfahrt am iPhone rumspiele, ist alles super.

Suchst du derzeit noch Praktikanten oder Volontäre?
Wir suchen stets Praktikanten für zwei bis drei Monate Leibeigenschaft; Initiativbewerbungen als Redakteur sind ebenfalls immer willkommen. Beides jedoch bitte nur digital an carsten(at)giga.de.

Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Bei Mario Kart nie ab der ersten Runde an ganz vorne fahren – ihr bekommt immer den blauen Panzer ab. Der Profi bleibt bis kurz vor Schluss auf Position drei und zieht dann vorbei. Ansonsten sind praktische Erfahrungen das Wichtigste. Schreiben, bewerben, schreiben, bewerben und nicht aufgeben. Hab ich schon erwähnt, dass weiblich sein und ein großer Ausschnitt von Vorteil sind? Wenn ja, bitte streichen, sonst bekomme ich wieder Ärger.

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Name:
Martin Weber

Derzeitige Position:
Freier Autor, unter anderem für Gamona, GameStar MMO, Hamburger Morgenpost, GBase und viele weitere Projekte.

Ehemalige Position in Spieleredaktionen:
Leitender Redakteur, ViSdP eines Spielemagazins – sowohl Online-Bereich als auch Print, freier Autor und Redakteur für diverse Medien im Online- und Printbereich.

Wie bist du in die Branche gekommen?
Ich habe seinerzeit schon als Teenager für Musik-Fanzines geschrieben, Interviews mit Musikern, Plattenrezensionen und Live-Reviews für Magazine angefertigt, später dann über Umwege dann ein Studium in Journalistik absolviert und bin über ein PR-Praktikum in Kontakt mit der Gamesbranche gekommen. Anschließend habe ich mich als freier Journalist in diesem Bereich verdingt.

Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Gute Rechtschreibung ist wichtig, um auf lieb Kind mit den Lektoren zu machen. Freude und Überzeugung an seinem Bereich sollte man aber zumindest mitbringen. Nur dadurch entsteht ja überhaupt erst die Bereitschaft, sich Fachwissen anzueignen. Als Spieleredakteur muss man ja auch Games anfassen, die einem nicht unbedingt liegen – trotzdem verlangen auch diese Spiele eine faire und objektive Beurteilung. Ich glaube, dass Zock-Virtuosen ganz schnell ihre eigene Zielgruppe aus den Augen verlieren und nur noch für sich selbst schreiben. Das ist nicht der richtige Weg, denn man möchte mit seinen Artikeln doch so viele Leser wie möglich erreichen, Neugier auf das Spiel wecken. Pro-Gamer legen andere Maßstäbe an ein Spiel und rutschen schnell ins Nerdige ab. Viel wichtiger ist ein lebendiges Sprachbild, das sich auf die Schreibe niederschlägt. Kreativität und die Fähigkeit, Aussagen auf den Punkt bringen zu können.

Denkst du, dass ein Studium den Einstieg in eine Spieleredaktion erleichtert? Ist es in deinen Augen eventuell sogar nötig?
Es erleichtert vielleicht den Einstieg. Aber nötig ist es sicherlich nicht. Gerade in der Gamesbranche zählt mehr die praktische Erfahrung, der Stil und der Wille zum Erfolg. Das erreicht man am besten mit einem Volontariat. In anderen Ressorts ist das schon noch ein wenig anders. Dort wird schon mal eher auf einen abgeschlossenen Studienabschluss geachtet. Die Spiele-Medien sind frischer und unkonventioneller, was ihre Redakteure angeht. Da muss man kein verknöcherter Anhänger irgendeiner Elite sein.

Was denkst du über Printmagazine und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Ich mag weiterhin gerne ein Printmedium in die Hand nehmen und darin blättern. Ebenso mag ich gerne schnelle Information via Internet. Der Unterschied ist, dass die Print-Redakteure genügend Zeit haben, ihre Artikel umfassend, informativ und unterhaltend zu gestalten. Online lebt vor allem von der Geschwindigkeit. Print wird es immer geben, auch wenn sich die Internet-Portale weiterhin auf dem Markt behaupten werden. Gerade dieser Tage merkt man aber auch bei den Online-Magazinen ein Umdenken: Es wird mehr auf Qualität geachtet. Ich finde das positiv, denn allmählich gleichen sich beide Medienformen auch inhaltlich und stilistisch an. Durch Online-TV, Podcasts, interaktive Aktionen sind allerdings dem Internet-Medium Möglichkeiten gegeben, mit denen es einfach die Nase vorn hat.

Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Spielen macht mir immer noch großen Spaß. Es gibt aber auch Momente, wo ich mich beim Analysieren ertappe, obwohl ich doch nur mal eben als Freizeitvergnügen was zocken wollte. Und es gibt Tage, da mag ich einfach keine Pixel mehr sehen.

Welches war das verrückteste Presseevent, auf dem du jemals warst? Was ist passiert?
Einige Publisher lassen sich beeindruckende Veranstaltungen einfallen, um ihr Spiel im rechten Licht zu präsentieren. Ein toller Moment war aber auf jeden Fall, als ich Vince Desi (Running With Scissors) interviewen musste – und ihn prompt mit seinem Assistenten verwechselte, der optisch eher wie jemand wirkte, dem man die Erfindung des Katzenschalldämpfers zutraut. Oder ein PR-Manager, der mitten in der Nacht ein wildfremdes Auto in San Francisco anhält, das eine Horde von Games-Journalisten zum Hotel fährt – das ist wohl auch schon reichlich verrückt.

Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Wir arbeiten in einer Branche, in der Machen und Können nicht abhängig von Diplomen ist. Jeder hat mal irgendwo angefangen. Also sollte sich ein Schüler mit Schreib-Ambitionen schon einmal in einer Schülerzeitung verdingen, bei Fanzines anfragen, sich nach Praktika erkundigen oder vielleicht sein ganz eigenes, privates Medium zulegen. Damit kann er zumindest Feedback bekommen und überprüfen, ob ihm die Arbeit dauerhaft liegt, ob er sein späteres Leben danach ausrichten will oder ob er sich doch lieber umorientieren möchte. Außerdem sollte man sich Vorbilder suchen, viel lesen und anfangen, mit der Sprache zu spielen. Niemand kommt von alleine auf die tollsten Ideen, und Wissen muss man sich erarbeiten. Dafür eignen sich Kollaborationen mit etwas erfahreneren Journos, die auch nicht mit Kritik sparen. Daran wächst man. Außerdem ist es aus meiner Sicht wichtig, sich stets selbst zu hinterfragen – Nichts ist peinlicher als selbstverliebtes Geschreibsel.

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Name:
Dominic Eskofier (cynamite.de)

Derzeitige Position:
Online-Volontär bei Cynamite.de

Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Praktikant und direkt im Anschluss Volontär bei Computec Media – genauer gesagt in der Redaktion von Games Aktuell, Games and More und Cynamite.de, in der dieses Jahr auch das offizielle Messemagazin „gamescom aktuell“ entstanden ist.

Wie bist du in die Branche gekommen?
Für mein Studium waren Anfang 2008 noch ein paar Wochen Praktikum fällig, deswegen habe ich mich kurzerhand neben anderen Stellen auch bei Computec als Praktikant (Wir ach so hippen Onliner sprechen natürlich von „Trainees“) beworben. Das Praktikum konnte ich mir für meine Uni-Karriere zwar nicht komplett anrechnen lassen, man hat mir aber schon einen Tag nach meinem Vorstellungsgespräch ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte – welcher Gamer träumt schließlich nicht davon, wenigstens einmal im Leben durch heilige Redaktionshallen zu schreiten, wo in geheimen Ecken die Blockbuster von morgen manisch durchgezockt werden? Auch wenn die Realität in einem großen Verlag deutlich professioneller ausschaut: Ich möchte die Branche nicht mehr missen und bin froh darüber, eine der unter Trainees so heißbegehrten Volontärs-Stellen in meinem Verlag ergattert zu haben.

Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Ich korrigiere auf Cynamite regelmäßig die eingereichten Artikel der User und weiß daher, wie wichtig eine saubere Rechtschreibung dafür ist, überhaupt ernst genommen zu werden. nix is schlimer als sollche setze zu lesn, in denen man eine Lupe ein Hubble-Teleskop braucht, um überhaupt eine Spur von Grammatik erkennen zu können. Deswegen ist das neben einer Begabung fürs Schreiben und einer langjährigen Begeisterung für Games definitiv die Grundvoraussetzung. Darüber hinaus gibt es aber noch viele weitere Anforderungen, wenn ihr euch hervorheben wollt: Man muss im Team arbeiten können, Flexibilität und Stressresistenz nicht nur aus dem Kreuzworträtsel kennen, englisch beherrschen und an der richtigen Stelle eine Popkultur-Referenz aus dem Hut zu zaubern, kann auch nicht schaden. Pluspunkte gibt’s, wenn ihr kein Sozial-n00b seid. Und wisst, was ein n00b überhaupt ist.

Denkst du, dass ein Studium den Einstieg in eine Spieleredaktion erleichtert?
Eine journalistische Vorbildung kann mit Sicherheit nicht schaden, nötig ist sie aber meiner Erfahrung nach nicht. Ich kenne Redakteure die ohne höhere Bildung so brilliante Texte schreiben, dass euch die Ohren schlackern. Außerdem führt der Weg in viele Spieleredaktionen über ein erfolgreiches Praktikum – ich bin ja selbst ein Beispiel dafür.

Was denkst du über Printmagazine und Online?
Wenn ich diese Frage angemessen beantworten will, müssten wir uns wohl mal auf ein Bier treffen :) Aber da Alkohol böse ist und von niemandem niemals getrunken werden sollte, hier die Kurzfassung: Ich denke, dass die Branche trotz Milliardenumsätzen vom Selbstanspruch her immer noch in den Kinderschuhen steckt und hoffe, dass sich in den nächsten Jahren inhaltlich viel in Spielen tun wird. Es braucht mehr Games, die nicht nur durch Technikspielereien oder Quicktime-Event-Gliedmaßen-Abtrennungs-Orgien (God of War, anyone?) im Gedächtnis bleiben, sondern durch eine cineastische Erfahrung – nur dann werden Spiele von der breiten Masse nicht mehr als Freizeitverschwendung belächelt. Dieser wachsende Anspruch dürfte sich auch in den Medien niederschlagen, die darüber berichten. Deswegen werden wir wohl auch noch in vielen Jahren in Printmagazinen und ihren tiefer gehenden Berichten schmökern, denn Formate, die sich nicht in 140 Zeichen zusammenfassen lassen, will in der hektischen Online-Welt oft keiner lesen. Da geht es den meisten Leuten mehr um Aktualität und interessant aufbereitete Artikel. Die Zukunft einer typischen Spieleredaktion dürfte eine Mischung aus beidem sein, eine starke Marke, die online über alles Wichtige schnell und effizient informiert und Print dazu nutzt, um das eigene Image zu stärken und die Leser zu binden.

Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Nein, ich zocke nach wie vor sehr gern und viel, merke aber, dass mir durch die schiere Menge an guten Games die Geduld für lange Zocksessions fehlt. Deswegen ist mein Lieblings-Entwickler derzeit auch nicht Rockstar oder Bioware, sondern Popcap.

Welches war das verrückteste Presseevent, auf dem du jemals warst? Was ist passiert?
Das dürfte das Testevent zu Red Dead Redemption Anfang des Jahres gewesen sein, das eigentlich in London hätte stattfinden sollen. Doch durch eine gewisse isländische Aschewolke wurde der Flug gestrichen, also ab mit dem Zug nach München, wo der Ausweichtermin stattgefunden hat. Dort konnte wegen dem Flugverbot natürlich keiner weg, also waren alle Zimmer der Stadt restlos belegt. Glücklicherweise galt das auch für mein Hotel, denn so wurde mein Zimmer kurzerhand auf eine echt schicke Suite umgebucht. Red Dead Redemption in Ruhe vor allen anderen zu zocken und abends über den Dächern von München in einer Suite zu chillen – das sind die schönen Seiten unseres Jobs.

Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne in die Branche einsteigen wollen?
Sucht euch schon während eurer Schulzeit eine Fansite oder gründet einen Spiele-Blog, auf dem ihr Artikel veröffentlichen könnt. Trainiert dabei eure Rechtschreibung, die schreiberische Finesse und eignet euch Skills in MS Office, Photoshop und/oder Videoschnitt an. Wenn ihr mit der Schule fertig seid und immer noch Interesse an einem Job in einer Spieleredaktion habt, helfen solche Erfahrungen dabei, sich von anderen Trainee-Bewerbern abzuheben – übrigens nicht nur in der Spielebranche. Nach einem Praktikum solltet ihr eine gute Ahnung davon haben, dass der Job eines Spieleredakteurs durchaus anspruchsvoll sein kann – und, ob das Ganze wirklich was für euch ist.

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Name:
Jürgen Krauß (PC ACTION)

Derzeitige Position:
Redakteur, Leserbriefonkel, Spaßinstanz

Ehemalige Position(en) in Spieleredaktionen:
Praktikant, Luxus-Praktikant, Freier Mitarbeiter, Diplomand (alles in mehr oder weniger derselben Redaktion)

Wie bist du in die Branche gekommen?
Über ein Praktikum, genauer: ein Praxissemester.

Welche Fähigkeiten sind in einer Spieleredaktion gefragt? Spieletalent vor Rechtschreibung? Highscore vor Fachwissen?
Die allerwichtigste Eigenschaft ist Flexibilität. Außerdem ist eine solide und kreative Schreibe ebenso ein nützliches Talent wie auch ein guter Türöffner. Gute Englischkenntnisse sind ohnehin unabdingbar. Genug Fachwissen hat vermutlich jeder, der sich für den Job interessiert – alles Weitere kann man lernen.

Denkst du, dass ein Studium den Einstieg in eine Spieleredaktion erleichtert? Ist es in deinen Augen eventuell sogar nötig?
Ein Studium kann, wie in vielen anderen Berufen auch, ebenso dienlich wie hinderlich sein. Ich brauche mein Diplom für den Job nicht, allerdings wäre ich ohne das zugehörige Studium wohl auch nie da gelandet, wo ich jetzt bin. Die Erfahrung zeigt: In einer durchschnittlichen Spieleredaktion tummeln sich viele Studienabbrecher – was allerdings nicht als Aufforderung zu verstehen sein soll.

Wie hat sich die Branche seit deinem Einstieg verändert?
Die Branche ist insgesamt viel erwachsener geworden. Es geht jetzt nicht mehr nur um Spaß, irgendwo muss auch ein wenig Kohle herkommen. Und die sitzt bei allen Beteiligten weniger locker als noch vor ein paar Jahren.

Was denkst du über Printmagazine und Online? Wie sieht die Zukunft der Spieleredaktion aus?
Ich denke: Print ist super, online nicht. Diese Einstellung kommt allerdings daher, dass ich bis heute nicht verstanden haben, wie man mit diesem “Online” Geld verdienen kann. Was hingegen viele andere scheinbar noch nicht verstanden haben: Print und Online ist keine Entweder-Oder-Frage. Vielmehr muss sich beides ergänzen. Ich kenne aber kein (deutsches) Beispiel, wo das schon bis zur letzten Konsequenz umgesetzt wurde. Oder überhaupt umgesetzt. Oder zumindest versucht. Gegenfrage: Wie steht es um Online und TV? Wie sieht die Zukunft der Spiele-TV-Redaktionen aus?

Macht dir das Spielen noch Spaß oder verkommt es zur Arbeit?
Ganz klar: Spaß. Ein Mann mit meinen Talenten würde sonst locker woanders einen besser bezahlten Job finden – zumindest, wenn man dort sein krankes Spielverhalten duldet, oder besser noch, finanziert.

Welches war das verrückteste Presseevent, auf dem du jemals warst? Was ist passiert?
So verrückt ist das alles meist gar nicht, immerhin machen wir unsere Arbeit wie jeder andere auch. … QUATSCH, manchmal ist es total verrückt! Zumindest dann, wenn Activision mal wieder das Staples Center mietet, mehrere tausend Leute einlädt, tonnenweise A-, B- und C-Promis ankarrt und eine Sause veranstaltet, wie ich sie noch nie erlebt habe. Das ist dann schon ein klein wenig verrückt – noch verrückter sind eigentlich nur die Events, bei denen man Chris trifft …

Dein wichtigster Tipp für Schüler, die gerne als Spieleredakteur arbeiten wollen?
Sammelt Lebenserfahrung, studiert oder erlernt einen Beruf – nicht nur, weil ein Plan B immer gut ist, auch wird kaum jemand direkt von der Schule weg engagiert. Übt außerdem, was das Zeug hält. Egal ob in Blogs, auf Spielewebseiten oder als Forentrolle: Schreibt und holt euch Feedback dazu. Schreibt viel und gerne, fangt nie mit World of Warcraft an und esst regelmäßig Obst. Und esst regelmäßig. Ach, ich soll nur einen Tipp geben? Dann vergesst, was ich geschrieben habe und merkt euch nur das hier: Seid hartnäckig, auch wenn es mit dem Redakteurs-Job nicht auf Anhieb klappen will – Praktika sind, sofern sie nicht zum Dauerzustand werden, ein legitimes Mittel, um einen Fuß in die Türe zu kriegen.

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