Die gamescom 2010 ist vorbei und alle haben ihren Senf dazu abgegeben. Die Kollegen Eddy, Wolf und Chris stellten Euch ihre persönlichen Highlights vor. Dabei ist klar geworden, dass keiner von den Lappen auch nur den Ansatz von Ahnung hat. Wo zum Teufel ist “Civilization 5” ? Wie kann man bitte den Nachfolger des besten Spiels aller Zeiten einfach ignorieren? Unfassbar!

Auf der anderen Seite auch wieder gut. Ich habe mal mit Eddy “Civilization 4” gespielt. Er hat mit seiner ersten Keulenträgereinheit seinem Nachbarn den Krieg erklärt. Als Eddy nach zwei Runden keine Chance mehr gesehen hat, den Krieg zu gewinnen, kam der Rage-Quit von ihm. So jemand sollte vielleicht auch gar nicht über das beste Spiel aller Zeiten reden. Das mach’ ich jetzt!

Nur für den Fall, dass es tatsächlich noch jemanden gibt, der das überragende Spielprinzip von “Civ” nicht kennt, hier ein Crashkurs:

Es ist Steinzeit. Das bedeutet, die höchste kulturelle Errungenschaft des Menschen ist der Stein. Die Kinder laufen barfuß und bergauf durch den Schnee zur Schule, nur um dann festzustellen, dass Schulen noch gar nicht erfunden wurden. Ein dunkles Kapitel der Menschheit, diese Steinzeit. Doch Ihr habt etwas, das alles verändert: eine Siedlereinheit.

An einem fruchtbaren und ressourcenreichen Plätzchen gründet Ihr eine Stadt. Ihr sendet Späher aus, um die Umgebung zu erkunden und neue Völker zu entdecken. Wenn Ihr jetzt Eddy seid, erklärt Ihr allen sofort den Krieg. Wenn nicht, entdeckt Ihr erst das Rad, den Bergbau und die Landwirtschaft. Ihr schickt Bautrupps aus, um die Umgebung zu beackern. Eure Stadt wächst und gedeiht. Ihr sendet neue Siedler aus und vergrößert Euer Reich. Ihr baut Bibliotheken und Kasernen. Tempel und Weltwunder. Ihr erforscht das Schießpulver und Atomraketen. Irgendwann wird die Welt zu klein. Dann erobert Ihr neue Gebiete oder schluckt den Nachbarn durch kulturellen Imperialismus. Am Ende kann es dann nur noch einen geben. Der hat dann gewonnen.

Was macht “Civilization 5” anders als sein Vorgänger?
Wer “Civ Revolution” für die Konsole und “Civ 4” für den PC gespielt hat, der wird im fünften Teil eine Mischung aus diesen beiden Teilen erkennen. Die Präsentation wirkt wie bei “Revolution”, die Spieltiefe wie bei “Civ 4”. Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass es jetzt Hexfelder statt der alten Quadrate gibt.

Spielerisch die vielleicht wichtigste Neuerung ist das Stapelverbot. Während man in den alten “Civ”-Teilen noch beliebig viele Einheiten auf ein Feld packen und so quasi eine unbesiegbare Armada gen Feind schicken konnte, hat jetzt nur noch eine Truppe pro Feld Platz. Das erfordert komplett neue Strategien. Es macht zum Beispiel total Sinn, seine Bogenschützen hinter den Nahkampfeinheiten zu platzieren. Außerdem muss man das Terrain berücksichtigen. Berge bieten Defensivbonus, können aber auch ein Hindernis für die Pfeile der Bogenschützen sein. Auch Städte können keine Einheiten mehr stapeln. Dafür haben sie einen Verteidigungswert, den Angreifer erstmal knacken müssen. Da Städte nun auch auf entfernte Einheiten feuern können, ist es gefährlich sich ihnen zu nähern. Als Eroberer braucht man meistens mindestens vier Einheiten um eine Stadt einnehmen zu können.

Hat man das erfolgreich getan, gibt es nun mehr Auswahlmöglichkeiten, was mit der Siedlung geschehen soll. Gliedert man sie sofort dem eigenen Reich ein, hat man auf einmal ziemlich viele unzufriedene Bürger am Hals. Das will ja keiner. Daher setzt man vielleicht erstmal eine Marionettenregierung ein. Damit profitiert man zwar von der Stadt, kann aber keine Bauaufträge erteilen. Gerade bei groß angelegten Feldzügen, macht es aber durchaus Sinn, sich erstmal keine nörgelnden Bürger ins Land zu holen.


Civilization 5

Beschreibung: Civilization 5

Auch außerhalb der eigenen Grenzen wird nun kräftig genörgelt. Die neuen Stadtstaaten wollen nämlich ständig irgendwas von einem. Stadtstaaten sind einzelne Städte, die auf der Karte verteilt sind. Bis zu 16 Stück in einem Spiel. Erstmal sind sie neutral, doch indem man ihnen Gefallen tut, kann man sich ihre Gunst erschleichen. Dann profitiert man beispielsweise von ihren Ressourcen. Manchmal suchen sie auch Schutz unter dem Waffenrock einer anderen Zivilisation. Greift man sie dann an, hat man direkt einen halben Weltkrieg am Hals. So sind sie eine diplomatische Variable, die zusätzliche Dynamik ins Spiel bringt.

Apropos Diplomatie. Hier gibt es einige neue Möglichkeiten mit der KI zu verhandeln. Man kann seinen Nachbarn z.B. darauf hinweisen, dass man es nicht schön findet, wenn dieser direkt an der eigenen Grenze siedelt. Allerdings gibt es dafür weniger direkte Hinweise auf die Beziehungen der Staaten zueinander.

Die insgesamt 18 Zivilisationen werden dieses Mal individueller repräsentiert. Bei Verhandlungen sprechen sie ihre jeweilige Landessprache und nicht mehr dieses Fantasiegebrabbel. Aber das sind Dinge, die einen nach der ersten Kenntnisnahme nicht weiter beschäftigen. Schließlich galt für “Civ” schon immer: Inhalt vor Präsentation.

Eine weitere Änderung ist die Innenpolitik. Hier gibt es jetzt Entwicklungsstränge, die aussehen wie der Fertigkeitenbaum aus einem Rollenspiel. Statt Erfahrungspunkte, benötigt Ihr hier Kultur um neue Boni freizuschalten. Das alte System der Staatsform gibt es so nicht mehr. Genau wie eine ganze Reihe anderer Dinge. Religion fällt ganz weg. Große Persönlichkeiten siedeln sich nicht mehr in der Stadt an, bauen dafür ihre Spezialgebäude (z.B. Akademie) außerhalb der Stadt auf einem Feld, das dann auch bewirtschaftet werden muss. So können theoretisch auch drei oder vier Akademien im Einzugsgebiet einer Siedlung liegen.

Das Einzugsgebiet vergrößert Ihr, indem Ihr angrenzende Felder dazu kauft. So wartet man nicht mehr auf einen Kultursprung, der einem neue Ressourcen zugänglich macht, sondern bezahlt für das benötigte Feld. Da ihr auch Gebäude und Einheiten schneller als beim Vorgänger direkt kaufen könnt, ohne die Produktionszeit abzuwarten, spielt Gold also eine wichtigere Rolle als zuvor.

Dazu kommt eine Reihe kleinerer Änderungen. So braucht Ihr keine Schiffe mehr, um zu expandieren. Mit der richtigen Technologie, überqueren die Einheiten selbstständig Wasserfelder, sollten im Zweifel aber von Kriegsschiffen eskortiert werden.

Natürlich hat sich auch grafisch einiges getan. Das Spiel sieht besser aus und bietet mehr Detailreichtum. Das ist ja irgendwie selbstverständlich. Aber macht es auch mehr Spaß?

Da bin ich mir noch nicht so sicher und für ein endgültiges Fazit fehlt mir noch die nötige Spielzeit. Die wichtigste Änderung ist das Einheitensystem. Keine Stapel mehr. Das Mikromanagement der Truppen bekommt einen viel höheren Stellenwert. Der Rest ist im Prinzip eine andere Herangehensweise an Details. Da bin ich noch sehr an “Civ 4” gewöhnt und vermisse hier und da doch die Informationsvielfalt, wie die diplomatischen Übersichtsfenster. Mir persönlich ist bei einem Spiel wie “Civilization” die bunte Grafikpracht und Präsentation eben nicht so wichtig wie die spielerische Tiefe. Ob der fünfte Teil auch in letzterem Punkt seinen Vorgänger übertreffen kann, wage ich ein wenig zu bezweifeln. Aber sobald ich mehr Runden auf dem Buckel habe, werde ich mich da weiter aus dem Fenster lehnen können.

Für Einsteiger ist “Civ 5” in jedem Fall einfacher zu schlucken. Dafür sorgen nicht zuletzt die vielen Hinweise der KI-Berater, die einen auf Wunsch regelrecht an die Hand nehmen. So würden sie Eddy sicher darauf hinweisen, dass es keine gute Idee ist, mit einer Keulenträgereinheit einen Weltkrieg zu beginnen. Spaß macht es in jedem Fall und auch der Nur-noch-eine-Runde-Effekt stellt sich sehr schnell ein. Am 24.September erscheint der Titel. Bis dahin werdet Ihr bei uns sicher noch mal was zu “Civilization 5” hören.