Der unbekannte Spielepreis: Der European Games Award
Wir stellen uns kurz dieses Szenario vor: Ein elegantes Kaffeefahrten-Schiff, herausgeputzte Gäste, ein voll besetztes Sonnendeck und schließlich noch knackiges Personal, das nonstop Häppchen reicht. Und sofort kann man sich vorstellen, wie es war… nein, nicht bei Omas 60. Geburtstag in Königswinter… sondern beim European Games Award 2010 am Wochenende in Köln. Glücklicherweise lag deshalb auch das Durchschnittsalter weit unter 60 Jahre. Hätte man vielleicht am Anfang des Artikels erwähnen sollen. Jedenfalls ist dieser Event eine absolute Neuheit und wurde in diesem Jahr das erste Mal überhaupt ausgerichtet. Beim European Games Award sollen speziell die Leistungen der europäischen Video- und Computerspiel-Entwickler endlich einmal ausreichend gewürdigt werden und deshalb wurden rund 250 Gäste in Köln auf ein Schiff verfrachtet und die Auszeichnungen auf hoher See – in diesem Fall musste dafür der Rhein herhalten – verliehen. Kamerakind Rüdiger war mit an Bord und erstattet Bericht.
Großer Abräumer des Abends war dabei “Battlefield Bad Company 2”, das die Preise für “Bestes Action-Game” und “Bestes Game-Design” einheimsen konnte. Die Krönung war dann wohl die Auszeichnung als “Best European Game”. Ubisoft wurde zum besten europäischen Publisher gewählt und “Heavy Rain” wurde “Bestes Adventure”. Doch niemand freute sich an dem Abend schöner als die Gewinner des “European Newcomer Award”. Die Indie-Entwicklertruppe Bit Barons aus München räumten mit ihrem Spiel “Astroslugs” (deren Game kann man als Beta-Tester übrigens kostenlos hier anzocken) den mit 2.500 Euro dotierten Preis ab. “Bit Barons”-Geschäftsführer Alexander Zacherl wurde bei der anschließenden After-Show-Party noch häufiger freudestrahlend mit dem 1,50 Meter langen, eher symbolisch gemeinten Gewinnerscheck unter dem Arm beobachtet. Kopfzerbrechen soll ihm angeblich die Frage bereitet haben, wie man so einen Scheck wohl einlöst.
Den Veranstaltern wird dagegen ein bisschen Kopfzerbrechen bereiten, wie man im nächsten Jahr dieser wichtigen – und in der Games-Branche längst überfälligen – Preisverleihung noch ein bisschen mehr Glanz verleihen kann. Denn während man bei anderen Veranstaltungen stundenlang auf seinem Stuhl hockt, musste man beim European Games Award Angst haben, kurz pinkeln zu gehen und damit die ganze Show zu verpassen. 20 Awards in 60 Minuten zu vergeben, ist doch etwas zu sportlich organisiert. Vielleicht sollte damit aber auch nur den Entwicklern eine geheime Botschaft mitgegeben werden: “Was? Ihr braucht Jahrzehnte für ‘Duke Nukem Forever’? Schaut her, so arbeitet man effektiv!” Aber ganz ehrlich: Wie man der Bildergalerie entnehmen kann, hat bei der ausgiebigen After-Show-Party kein Developer so richtet schuldbewusst gewirkt…
European Games Award
Wie seht ihr das? Brauchen wir noch einen deutschen Spielerpreis?