Romantically Apocalyptic
Als Fan von Kopfkino, also von diesen vielen lustigen, ernsten, teils anstrengenden, teils befreienden und doch stets beschäftigenden Bildern im Hirn, muss es nicht immer ein Film sein der besagtes Kopfkino auslösen kann. Heutzutage kommt es schließlich vielmehr auf die Art und Weise der Präsentation einer Stimmung, und – ganz simpel – auf den eigenen Geschmack an, ob etwas Gesehenes einem gefällt oder nicht. Natürlich spielt das Thema an sich dabei mitunter die größte Rolle.
Habe ich persönlich doch keine Lust auf … Pferde (zum Beispiel), werde ich auch jeglichen Film, jegliches Gemälde oder irgendein Comic aus meiner Kopfkino-Bibliothek verbannen. Es sei denn, der Macher hat selbst keinen Bock auf Pferde.
Im Gegensatz zu Pferden (und/oder Einhörnern) stehe ich auf große, verwüstete Städte in einem postnuklearem Setting. Die machen mir einfach irgendwie Spaß. Und irgendwie auch Angst. Und sie wiehern und stinken nicht. Zumindest nicht nach Pferd. Dafür erzählen die meisten Geschichten, die in eben diesem Setting spielen, oft von spannenden Charakteren, die in einer unwirklichen, mutierten, kaputten und menschenleeren Welt ums Überleben kämpfen. Und am liebsten mutierte Eichhörnchen essen.
He is the Captain
Hier war mal ein Bild
Der Captain ist eben so ein Charakter. Dazu noch ein unglaublich fieser, dummer, naiver, sarkastischer und irgendwo doch noch sympathischer Anführer seiner kleinen Drei-Mann-Armee. Mit einem Sniper und einem Engineer an seiner Seite erlebt er diverse, überaus abstruse und stets genial in Szene gesetzte Comic-Abenteuer. Ja richtig gelesen, heute geht es ausnahmsweise mal um einen Comic. Einen Web-Comic. Und darüber hinaus um einen wirklich guten.
Das Ganze nennt sich Romantically Apocalyptic und ist die Arbeit des russischen Illustrators Vitaly S Alexius. Seine Graphic Novel zeichnet sich neben dem graphischen Stil durch den morbiden Humor und den verspielten, Sketch-lastigen Kurzgeschichten bzw. Episoden aus. Er selbst nennt diesen Stil “Dreaminism”, ich dagegen nenne ihn einfach nur gut.
Romantically Apocalyptic Screens
Auf seiner Internetseite ließ der Captain verlauten, dass er alle 72 Stunden eine neue Episode online stellen will. Seit dem Start von Romantically Apocalyptic sind bereits 22 Episoden veröffentlicht worden, eine Ende ist bisher nicht abzusehen. Stattdessen wird auf der Seite die Mithilfe von Fans erfragt, die an einer Bewegtbild-Fassung mitarbeiten möchten. Diese Idee ist mehr als nur löblich, merkt man dem Erfinder und Autor doch an, dass er einfach nur Bock auf dieses Thema und dazu keine Angst hat, sich dem kreativem Mob der Internetuser auszusetzen. Eher das Gegenteil ist der Fall: Er veröffentlicht Storyboards, Ideen und diskutiert darüber.
Romantically Apocalyptic Scripts
Wenn wir von Game One so gut illustrieren könnten, würden wir ihm die Idee einfach klauen. Viel besser wäre es jedoch, würde man es schaffen könnte diesen Stil, die Charaktere und den Sarkasmus in die Welt der Videogames zu portieren. Vielleicht ist unter Euch ja jemand, der besagtes und gesuchtes Talent besitzt oder einfach nur schweinemäßig reich ist. Meldet euch dann bitte mal, dann machen wir genau das Gleiche, nennen das Ganze in bester deutscher Verwurstungsmanier “Die Romantische Apokylpse: Eine Welt ohne Menschen im Diskurs der Atomenergie”, nennen “The Captain” in “Der Kapitän” um, lassen die erste Folge auf Sat1 laufen und vermarkten das gleichnamige Spiel dann.
Oder wir lassen es einfach, verneigen uns kurz vor Romantically Apocalyptic, bedanken uns für dieses ausgezeichnete Kopfkino und hoffen schlicht und einfach, dass es weitergeht.
Danke für den Tipp, Herr Kahlert!