Letztes Jahr im Juni gab Sony auf der E3 die Entwicklung einer neuen Steuerungseinheit bekannt. Kurz zusammengefasst könnte man sagen: Wii-Remote für PlayStation. Das Gerät hatte noch keinen Namen, doch aufgrund seiner Optik setzte sich hierzulande die Bezeichnung “Eistüte” durch. Auf der Game Developers Conference (GDC) in San Francisco schüttelte Sony nun die letzten Brocken der Katze aus dem Sack. Die Eistüte hat einen Namen.

“PlayStation Move”. Herzlich Willkommen. Schon auf den ersten Blick wird klar, man kann nicht über dieses Gerät reden, ohne auf Nintendo einzugehen. Das weiß auch Peter Dille, Sonys Marketing Senior Vice President, und deswegen lobte er auf der Pressekonferenz den Konkurrenten: „Nintendo hat es großartig hinbekommen, die Bewegungssteuerung massentauglich zu machen.“. Allerdings nicht ohne vorher zu erwähnen, dass man selbst ja bereits mit “EyeToy” auf der PS2 Wegbereiter auf diesem Gebiet war.

Und genau dieses “EyeToy” ist es dann auch, was Sonys Version des Wii-Controllers davon befreien soll, nur ein Kopie zu sein und es zu einer Weiterentwicklung macht. Die Kamera ist Teil der Idee. Sie erfasst die Kugel des Controllers, das Eis in der Tüte, und setzt ihre Bewegungen im Spiel um. Entfernt man sich von der Kamera, erscheint die Kugel kleiner. So berechnet das System die Position im Raum. Zusätzlich stecken im Controller, wie auch im Sixaxis, noch Sensoren, die bei der Positionsermittlung helfen, selbst wenn die Kugel mal nicht von der Kamera erfasst wird.

Diese Technologie soll ein bislang noch nie erreichtes Maß an Präzision bieten. Die Einsatzmöglichkeiten sind im Prinzip die gleichen wie bei Nintendos Konsole. Auf der Pressekonferenz zeigte Sony eine kleine Auswahl an Titeln, die wohl einer zum “Move”-Start erhältlichen Spielesammlung beiliegen werden. Unter anderem Tischtennis. Was auch bei Nintendos Launchtitel “Wii Play” dabei ist. Wohl kein Zufall, denn anhand dieses Spiels demonstrierte Sony die Vorzüge ihrer Entwicklung.

Während sich die Wii-Umsetzung im Prinzip darauf beschränkt, den Ball zu treffen, ermöglicht “Move” verschiedene Schlagarten, die dem Ball ein physikalisch korrektes Flugverhalten aufzwingen. Topspin und Unterschnitt inklusive.

Funktioniert dies tatsächlich wie versprochen, hat Sony hier in Kombination mit der hauseigenen HD-Grafik praktisch einen Wii-Nachfolger vorweg genommen. Und beschränkt sich dabei keineswegs auf die Hardcore-Gamer. Die gezeigten Bilder machen deutlich: Sony will ein Stück vom Casual-Kuchen. Neben Minigames, wie sie auch schon “EyeToy” auf der PS2 zu bieten hatte, wird auch “EyePet” den Markt der Gelgenheitsspieler bedienen. Das virtuelle Haustier, das bereits auf der “GC” in Köln zu bestaunen war, macht ebenfalls Gebrauch von „Move“.

Daneben wird es interessant sein zu sehen, wie dieses Gerät in Core-Gamer-Titeln zum Einsatz kommt. Gezeigt wurde die Spiel-gewordene Straßenschlägerei “Dukes”, in welcher der Kämpfer in jeder Faust eine Eistüte hielt. Diese sollen dann die Hiebe vom leeren Real-Raum ins virtuelle Gesicht des Kontrahenten treiben. Auch der vierte Teil der SOCOM -Reihe soll “Move” unterstützen und ist damit der erste bestätigte Shooter im klassischen Gewand und zeitgemäßer Grafik.


Hier war mal ein Video (wahrscheinlich ein Trailer) das nicht gebackupt wurde

Angeblich soll der kabellose “Move”-Controller auch eine Rumble-Funktion besitzen. Gerade bei Action-Titeln macht ein haptisches Feedback Sinn. Wenn Faust auf Gesicht trifft oder Schwert auf Schild, vibriert also die Hand. Auch optisch liefert die Eistüte eine Rückmeldung, indem die Kugel in verschiedenen Farben leuchtet.

Einen Sidekick bekommt sie ebenfalls. Der Subcontroller – Äquivalent zu Nintendos Nunchuck – hat einen Analogstick und digitales Steuerkreuz, allerdings keine Bewegungssensoren. Bei einigen Spielen werden daher zwei Eistüten benötigt. In einem simultanen Zwei-Spieler-Match wären das dann schon vier. Womit sich die Frage nach dem Preis stellt.

Was “Move” genau kostet, wurde noch nicht festgelegt. Das Paket inklusive Kamera und einem Spiel soll aber für unter 100 Dollar erhältlich sein. Angepeilter Start ist Herbst 2010. Damit dann auch genügend Spiele für die Steuerung auf den Markt kommen, hat Sony bereits über dreißig externe Entwicklerstudios von der Leine gelassen, die das “Move”-Spieleportfolio noch dieses Jahr auf 20 Titel erweitern sollen.

PlayStation Move

Beschreibung: Erste Bilder und Spiele zu Move

Mit den Spielen steht und fällt auch der Reiz von “Move”. Bereits beim Sixaxis-Controller kamen eine Menge Titel auf den Markt, die dann auf Krampf die Funktionen des neigungsfähigen Pads integrierten, obwohl die klassische Art der Steuerung offensichtlich die bessere war. Später folgten dann aber auch Titel wie “Flower” , für die eine Bewegungssteuerung wie gemacht erscheint.

Den ganz großen Hype kann Sony mit “Move” natürlich nicht entfachen, dafür ist die Idee einfach zu sehr Wii. Auf der anderen Seite wird es auch keine große Enttäuschung geben, denn jeder weiß dank Nintendo, welche Möglichkeiten sich mit dieser Steuerung in etwa bieten und wo ihre Grenzen liegen.

Ich persönlich erhoffe mir innovative, erwachsene Spiele in “State of the Art”-Grafik. Das kürzlich veröffentlichte “Heavy Rain” wäre als Beispiel hervorragend mit “Move” zu kombinieren. Hier wird sowieso schon Gebrauch vom Sixaxis gemacht und eine atmosphärisch dichte Verfolgungsjagd mit eigener körperlicher Beteiligung könnte sicher gut funktionieren.

Was sind Eure Gedanken? Freut Ihr Euch als PlayStation-Besitzer auf die neue Technik oder lässt Euch das kalt? Ist es sogar ein Konsolenkaufgrund, falls Ihr noch keine PS3 zu Hause habt?