„Und? Und? UND?“ Ich glaube, noch niemals haben mich meine lieben Kollegen so bedrängt und nach meiner unmaßgeblichen Meinung gefragt, wenn ich aus einer Pressevorführung kam. Aber kaum schau ich mir mal den vermeintlich wichtigsten Film der letzten 10 Jahre und die angebliche Revolution des Kinos an, kommen sie angeschissen und brennen vor Neugier, die Geier! Und gebt’s doch zu, ihr wollt doch jetzt auch nur eines wissen: Haben sich die 14 Jahre Entwicklungszeit, von James Camerons ersten Treatment bis zum fertigen 165minütigen Film, letztendlich gelohnt? Ist „Avatar“ wirklich die erhoffte Sternstunde der Tricktechnik oder doch nur eine todgehypte Jahrhundert-Enttäuschung wie so viele, viele andere Rohrkrepierer in diesem Jahr? Butter bei die Fische – ist „Avatar“ jetzt DER Shit oder nicht? Wer wirklich völlig unbeeinflusst bleiben will, klickt jetzt besser weiter. Okay. Fertig? Here we go:
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Danke, James Cameron. Danke für diesen Film. Danke für 165 unvergessliche Minuten in einer anderen Welt. Danke dafür, dass ich wieder ein Kind war und mit offenem Mund auf die Kinoleinwand starrte und einfach nicht GLAUBEN konnte, was ich da sah. Danke für diesen glorreichen Triumph deiner Fantasie über uns Zweifler. Danke dafür, dass du dein Versprechen eingelöst und mir wirklich etwas gezeigt hast, das ich noch nie zuvor gesehen habe. Danke für „Avatar“. Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, „Avatar“ ist DER Shit, der erste echte Film des neuen Jahrtausends und ein Meilenstein der Kinotechnik. Wer sich auch nur ansatzweise für das Medium Film und seine Zukunft interessiert, muss hier einfach dabei sein, Punkt. Ich bin nicht zufrieden, ich bin nicht beeindruckt, ich bin bis in die Haarspitzen geflasht.

Hier war mal ein Bild das leider nicht gebackupt wurde :(

Okay, an der Story liegt das jetzt nicht – die ist nämlich genauso flach und vorhersehbar, wie skeptische Kritiker von Anfang an befürchtet haben. Im Grunde weiß doch jeder, worum es in „Avatar“ geht, oder? Es ist das Jahr 2154. Soldat Jake Sully (Sam Worthington) wird auf den exotischen Planeten Pandora gebracht, weil die Menschheit auf das extrem wertvolle Mineral Unobtanium scharf ist, das nur auf Pandora vorkommt. Blöderweise leben auf Pandora aber die Na’vi; fast drei Meter große, blau leuchtende Menschenkatzen, ebenso wehrhaft wie Natur verbunden, und die haben so gar keinen Bock auf die einfallenden Invasoren vom Planeten Erde mit ihren Maschinen und Gewehren und Kampfstiefeln. Also soll Sully die Na’vi infiltrieren und seinen Army-Vorgesetzten genaue Informationen aus den Reihen der „Feinde“ liefern – und zwar in Gestalt eines Titel gebenden Avatars. Diese eigens gezüchteten Wirtkörper aus menschlichen DNS und Erbgut der Na’vi lassen sich von ihren „Bedienern“ quasi im Schlaf kontrollieren. So wird Sullys Bewusstsein mit seinem ganz persönlichen Avatar verbunden und schwupps, eine grelle Lichttunnel-Sequenz später, steckt er in der blauen Haut eines muskulösen Na’vi.

Schon bei seinem ersten Einsatz in der Wildnis trifft er auf die einheimische Na’vi-Prinzessin Neytiri (Zoe Saldana). Zunächst stehen sich die beiden Spezies misstrauisch gegenüber, aber langsam gewinnt Sully das Vertrauen der Na’vi – und bandelt vorsichtig mit Neytiri an. Doch je besser Sully die Kultur der Na’vi kennen lernt, desto größer wird der Konflikt, in dem er gefangen ist: Auf wessen Seite steht er eigentlich? Und ist es die richtige…?

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Nein, das klingt alles nicht so wahnsinnig originell. „Der mit dem Wolf tanzt“ gesehen? Oder „Last Samurai“? Dann wisst ihr auch genau, was in „Avatar“ passieren wird, und zwar haarklein. Teufel, selbst die Tracknamen des offiziellen Soundtracks fassen bereits die gesamte Story des Films zusammen. Überraschungen, unvermutete Twists oder gar ein krasses Surprise Ending? Fehlanzeige. What you see is what you get. Ach ja, und der Abspann-Song von Leonna Lewis ist ganz, ganz schrecklich. „Und dafür gibt’s dann so eine euphorische Empfehlung?“, wendet ihr an dieser Stelle vielleicht ein. Ja. Ja, ja und tausend mal ja.

Denn lasst mich euch sagen: Das spielt alles überhaupt keine Rolle. Drauf gepfiffen. In „Avatar“ geht es weniger um das „Was“ als um das „Wie“. Und dieses „Wie“ ist schlichtweg Atem beraubend, ein epochales Fanal der Vorstellungskraft, eine bombastische Liebeserklärung an die Macht der Bilder. Wer James Cameron bereits als „diesen Titanic-Opa“ abgeschrieben hatte, wird ab Donnerstag kleinlaut zurück rudern – und nebenher seine Vorstellung eines Actionfilms korrigieren. Cameron ist zurück, und er liefert nicht weniger als ein weiteres kreatives Meisterwerk und die nächste Stufe des Kinos. Vergesst alles, was ihr über Blockbuster und „Wow!“-Effekte zu wissen glaubt. „Avatar“ ist ein einziger visueller und emotionaler Rausch, den es in auch nur ähnlicher Form noch nicht zu sehen gab. Ladies and Gentlemen – get ready to get your minds blown.

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Ach Gott, wo soll ich nur anfangen? Vielleicht bei der Technik. Dass sich große Hollywood-Produktionen gegenseitig in Sachen Special Effects und Trickaufwand überbieten, ist ja nun nichts Neues. Doch wer dachte, dass mit „Balla-Balla-Krawumm-Hauptsache-irgendwas-explodiert“-Orgien wie „Terminator Salvation“ oder „Transformers 2“ schon das Ende der FX-Fahnenstange erreicht sei, liegt meilenweit daneben. Oh, Baby, das war noch GAR NIX. In „Avatar“ bekommt der Begriff „Künstliche Welt“ eine ganz neue Bedeutung. Wenn man mit Sully das erste Mal den pandorischen Dschungel betritt, dann ist das so ein einschneidender Moment in der eigenen Filmkarriere, ein solch unfassbarer Trip der Farben und Formen, dass für eine kurze Zeit das Denken aussetzt. Vielleicht ist der Kinosessel unbequem und möglicherweise fragt man sich noch kurz, ob man mit der 3D-Brille nicht unfassbar dämlich aussieht – aber sobald man mittendrin ist, kann man nur noch fassungslos auf die Leinwand starren. Und man möchte alles gleichzeitig sehen, jeden Busch, jeden Strauch, jedes umher surrende Insekt, man weiß gar nicht, wo man zuerst hingucken soll, es sieht alles so bunt aus, so unfassbar echt, so körperlich, so verdammt GEIL.

„Mittendrin“ ist hierbei nicht mal übertrieben, denn „Avatar“ kann mit Fug und Recht als der erste wirkliche 3D-Film gelten. Klar, es gab mittlerweile schon viele Streifen, die sich das Label „In 3D!“ aufgepappt haben. Aber während Gurken wie „Final Destination 4“ auch in drei Dimensionen nicht besser werden und die Technik nur eitler Selbstzweck ist, stößt „Avatar“ mal eben das Tor in neue Erfahrungsdimensionen auf. So hautnah und unmittelbar war man einfach noch nie dabei. Plastiziät, räumliche Tiefe, Körperlichkeit – DAS HIER ist der real deal, wahrlich das nächste Kapitel in der Geschichte des Films. Ich habe mich mehrfach dabei ertappt, wie ich am liebsten ins Bild gegriffen und der ungezügelten Neytiri ein bisschen das blaue Fell gestreichelt hätte (wofür sie mir vermutlich im Bruchteil einer Sekunde den Kopf abgerissen hätte). Wenn das die Zukunft des Kinos ist, renn ich ihr mit offenen Armen und debilem Grinsen entgegen. 3D, du bist ein geiles Stück und ich bin so froh, dass du mich gefunden hast. Und ab heute will ich nicht mehr ohne dich sein. Verdammt, ich liebe dich, 3D.

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Aber auch die Leistung der „herkömmlichen“ Spezialeffekte ist absolut überragend und der versammelten Konkurrenz um Lichtjahre voraus. Der alte Profi James Cameron wusste sehr genau, dass sein riesiges Schlachtschiff „Avatar“ wie die „Titanic“ untergehen würde, wenn wir ihm Pandora, die Na’vi und die Avatare selbst nicht abkaufen. Schlechte Tricks sind bei so einem Film nicht nur hinderlich, sie sind unwiderruflich sein Todesurteil. Stellt euch nur mal vor, was für eine Witzfigur Gollum in der „Herr der Ringe“-Trilogie hätte werden können, wenn ihn nicht die Weltspitze der damaligen Animationstechnik zum Leben erweckt hätte! Tja … ähm … wie sag ich’s nun, ohne mich zu wiederholen? Gollum ist ein – sorry – Scheiß dagegen. Was wir in „Avatar“ sehen, ist die Perfektionierung des Motion Capturing und nicht weniger. Jede noch so subtile Veränderung der Mimik, jede kleine Nuance im Minenspiel der Schauspieler, jede Emotion findet sich in den katzenhaften Gesichtern der Na’vi wieder. Wir sehen nicht ein blaues Alien, das entfernt die Gesichtszüge von Sigourney Weaver hat, wir sehen Sigourney Weaver als Alien. Das ist digitale Zauberei auf allerhöchstem Niveau. Vor allem Zoe Saldana (kennen viele von euch bestimmt als Uhura aus dem letzten „Star Trek“-Teil) liefert hier eine absolute Glanzleistung ab: Wenn ihre Kriegerprinzessin Neytiri mit heiserer Stimme all ihren Schmerz und ihren Hass auf die Menschen heraus schreit, während sie mit Tränen in den Augen in das Feuer starrt, das die „Himmelsleute“ in ihre Welt gebracht haben … dann ist sie menschlicher und realer als die meisten anderen Pappnasen, die sich heutzutage Schauspieler nennen. Es ist fast schon unheimlich, aber es ist unheimlich überzeugend.

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Aber all das rechtfertigt nicht meine nahezu kindliche Begeisterung, die ich für „Avatar“ empfinde. Es ist nicht die Geschichte, es sind noch nicht mal die bahnbrechenden Tricks. Das sind nur die Einzelteile des großen Ganzen. Und dieses große Ganze ist das Staunen, das Starren, die Faszination, die Gänsehaut. Es gibt da eine Sequenz, in der Jake Sully (der nach einer Kriegsverletzung im Rollstuhl sitzt) das erste Mal in seinen Avatar-Körper schlüpft. Er ist benommen und verwirrt, er torkelt und taumelt – aber gleichzeitig ist er auch völlig überwältigt von der neuen Welt, die er soeben betreten hat. Und er fängt an zu rennen. Er rennt und rennt, endlich spürt er wieder Beine, SEINE Beine, er lacht und schreit und rennt und rennt und rennt. Das war der Moment, in dem ich alle Zurückhaltung, alle Skepsis fahren ließ und mich einfach meinen Gefühlen ergeben habe. Ich war IN Pandora, ich war IN diesem gigantischen Märchen und ich habe das erste Mal seit langer, langer Zeit wieder etwas gespürt, an das ich fast schon nicht mehr geglaubt hatte: Magie. „Avatar“ ist pure Magie, Kino-Magie, und ich habe jede Sekunde davon genossen. Das letzte Mal, das ich etwas ähnliches gespürt habe, war bei „Jurassic Park“, und da war ich 13.

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James Cameron hat lange an „Avatar“ gearbeitet, und jedes Jahr, das wir auf den Film gewartet haben, hat das Warten gelohnt. Ob man das Endprodukt nun ähnlich ekstatisch aufnimmt oder nicht, aber man muss Cameron einfach tief empfundenen Respekt zollen. Respekt für all die Kraft, Hingabe und Liebe, mit der er seine große Vision endlich auf die Leinwand gebracht hat. „Avatar“ ist sein Baby, und er liebt es aufrichtig. Er glaubt so fest an seine Fantasie, dass sie Realität wird. Vielleicht ist er damit der letzte große Träumer in Hollywood. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass es jemanden wie James Cameron gibt, der sich nicht damit zufrieden gibt, einfach nur „’nen geilen Blockbuster“ zu drehen. Das können ruhig andere machen. Sollen sie doch. Ihm geht es um mehr. Er ist immer noch der „König der Welt“, und wenn schon nicht in dieser, dann in seiner eigenen. Und wenn diese Welt SO aussieht, dann reiche ich ihm gerne sein Zepter.

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Ich sage es zum Abschluss noch mal und ganz eindeutig: „Avatar“ ist ein einzigartiger Rausch für die Sinne, eine Reise ans andere Ende unserer Vorstellungskraft, als Actionfilm hervorragend und für die Entwicklung des Kinos bahnbrechend. Geht in „Avatar“. Geht um Gottes Willen in „Avatar“. Findet ihn danach meinetwegen scheiße, aufgeblasen und kitschig, aber SEHT EUCH DAS AN. Das habt ihr noch nie gesehen, versprochen. Viele meiner Kollegen, die mit mir in der Pressevorführung saßen, fingen danach mit der Nörgelei an: Story doof, Charaktere flach, bla bla bla. Aber während ich normalerweise meine Lieblinge mit Feuereifer verteidige, war (und ist) es mir diesmal völlig wurscht, was die ganzen Kritiker da wieder zu maulen haben. Vermutlich ist es so wie mit Blues. Oder Gott. Entweder man spürt es … oder man spürt es eben nicht. Und ich habe es gespürt, mit jeder Faser meines kleinen nerdigen Herzens. Es sind Filme wie „Avatar“, für die das Kino mal erfunden wurde.

Ach ja, und eines noch: Wer jetzt reflexartig den Download startet und „Avatar“ dann allen Ernstes auf seinem verdammten Laptop anschaut, der hat sich damit unwiderruflich und bis ans Ende der Zeit für jede ernsthafte Filmdiskussion disqualifiziert. Und mit solchen Menschen möchte ich nichts zu tun haben. Danke für die Aufmerksamkeit.

Geht in „Avatar“. Ernsthaft. Und um die Zeit bis zum Starttermin zu überbrücken, macht doch einfach bei unserem Gewinnspiel mit! Ihr könnt nämlich ganz heißen Scheiß gewinnen: Je zwei „Avatar“-Mousepads (stylo), je zwei „Avatar“-PC-Spiele (hochwertig) und je zwei „Avatar“-Mattel-Figuren (nicht in Deutschland erhältlich). Boah, ey! Schickt einfach ein Bild oder einen kurzen Text an [email protected] – in welchen Gelegenheiten hättet ihr gerne euren eigenen Avatar? Mathe-Test in der Schule, erstes Kennenlernen der Schwiegerelten, der Einkauf am Samstag Nachmittag? Die originellsten Bilder und/oder Texte gewinnen. Ich erwarte Großes von euch, Jungs und Mädels.

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Das war’s. Ich bin fertig. Erschöpft, erschlagen, aber glücklich wie ein frisch gevögeltes Eichhörnchen. Und ich glaube, in diesem Jahr werde ich nicht mehr ins Kino gehen. Was soll da, nach „Avatar“, schon großartig laufen…?

P.S.: Ach ja, eines noch: Natürlich ist hier wie immer die englische Originalversion Pflicht! Nicht nur, weil Neytiris Stimme wirklich einzigartig ist, zudem werden durch die Synchronisation ja auch die ganzen Lippenbewegungen ja nicht mehr passen und das wiederum wird sicherlich viel von der Magie kaputt machen. Ich kann also jedem empfehlen, nach Möglichkeit in die OV zu gehen!