Am Anfang war das Pixel

Die Geschichte der Videospiele, ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Ähnlich wie bei den Damenbinden, entwickelt sich unser liebstes Hobby ständig weiter. Ich habe im zarten Alter von 6 Jahren angefangen Videospiele zu zocken. 25 Jahre ist es jetzt her, seit ich meine Freizeit mit dem Atari 2600 verbracht habe. Seit dem hat sich viel getan. Von Pitfall zu Uncharted 2 ist es ein weiter Weg.
Aber nicht nur die Konsolen und die Spiele haben sich entwickelt. Auch an der Werbung ist die Evolution nicht spurlos vorbeigegangen. Dank Internet ist es zum Glück möglich, all die wunderbaren Werbespots der vergangenen 30 Jahre noch einmal zu genießen. Dabei lassen sich viele lustige Sachen feststellen. Zum Beispiel wie sich das Bild von Videospielen in der Gesellschaft geändert hat.
Oder wie scheisse man in den 80ern angezogen war…

Wenn es um die ersten Videospiele geht, ist es immer eine Frage der Definition, wann man von Videospielen spricht, wie wir sie kennengelernt haben. Für mich beginnt das Zeitalter der Videospiele demnach mit der Kommerzialisierung und dem tatsächlichen, häuslichen Gebrauch von Spielen am Fernseher (“Telespiel”). Den Durchbruch markieren deshalb Nolan Bushnell und Atari mit PONG, wenngleich man fairerweise sagen muss, dass die PONG Idee eigentlich von Raph Baer – gemeinhin als den Erfinder der Videospiele bekannt – stammt. Aus diesem Grund möchte ich kurz auf die Entstehung des Videospiels eingehen, bevor ich dann eine Zeitreise duch die welt der Videospiele und der dazugehörigen Werbung starte.

Ralph Baer – Erfinder des Videospiels

Ralph Baer, ein deutscher Jude, geboren in Rodalben, floh im Alter von 11 Jahren, zwei Monate vor den Novemberpogromen 1938, mit seiner Familie in die USA. Dort studierte er Elektrotechnik am “American Television Institute of Technology”. 1951 begann Baer für Loral Electronics zu arbeiten. Eine Firma, die damals Fernsehgeräte herstellte (und heute übrigens Satelliten baut). Baer’s Chef, ein Mann namens Sam Lackoff, beauftragte ihn mit dem Bau des “weltbesten Fernsehgerätes”. Nach Baer’s eigenen Aussagen, machte er bereits damals den Vorschlag, Spiele in den Fernseher zu integrieren, um so millionen Menschen weltweit eine alternative Nutzungsmöglichkeit zu bieten. Sein Vorschlag wurde abgelehnt.
1966 arbeitet Ralph Baer bei Sanders Associates, einer Firma die damals Militärelektronik herstellt. Seine Idee vom Telespiel hatte Baer zu keiner Zeit verworfen. Als er sich auf einer Dienstreise nach New York City befindet, notiert Baer seine Ideen an einer Bushaltestelle wartend. Auf seiner Rückreise überträgt er die Ideen und schreibt sie auf vier Seiten nieder. Die original Manuskripte könnt Ihr Euch hier ansehen.
Baer übergibt die vier Seiten, die u.a. bereits verschiende Spielgenre – wie Sport- und Actionspiele – erwähnen, an seinen Ingenieur Bob Salomon, der die Seiten unterschreibt, datiert und somit beglaubigt. Die Idee ist es, eine “Box” zu entwickeln, die an ein TV-Gerät angeschlossen wird und um die 25 Dollar kosten soll.
Dank seiner umfassenden Erfahrung mit TV- und Elektrotechnik, konnte Ralph Baer mit Hilfe seiner Kollegen Bill Rusch und Bill Harrison, seinen eigenen Prototypen herstellen. Das erste Spiel, das sie entwickelten war ein “Jagdspiel”, im Prinzip noch simpler als PONG.Jeder Spieler steuerte einen Lichtpunkt. Doch für Baer waren es nicht einfach zwei Punkte, sondern der Eine war ein Jäger und der andere war ein Fuchs. Ziel war es, dass der Jäger den Fuchs fing. Also der eine Punkt, den anderen berührte.
Ende 1967 kam erst der dritte Punkt ins Spiel. Das besondere am dritten Punkt war, dass er nicht von den Spielern, sondern vom Computer gesteuert werden sollte. Der “Ball” war geboren und am 11. November war die erste Ping-Pong-Box fertiggestellt. Später wurde diese zur “Brown Box”, die wiederum der Prototyp für die Magnavox Odyssey wurde. Das Zeitalter der Videospiele hatte begonnen…

Das Zeitalter der Videospiele

In den 70er Jahren, also quasi der Geburtsstunde der Videospiele, waren Konsolen für die Gesellschaft sowas wie Science-Fiction. Das was sie tatsächlich konnten und das was sie darstellten oder vorgaben zu sein, waren zwei völlig unterschiedliche Welten. Bis heute wird bei Videospielen stets betont, dass es sich um neue Dimensionen, um Technologien von Morgen und bisher ungeahnte Möglichkeiten handelt. Besonders bemerkenswert ist auch, wie immer wieder das Bild der glücklichen und zusammen vor dem Bildschirm extatisch feiernden Familie oder Freunde benutzt wird. Nintendo nutzt diese Form von Werbung auch heute noch, um die Wii anzupreisen:

1972 – Magnavox Odyssey

Die Magnavox Odyssey, gilt als die erste kommerzielle Videospielkonsole und erschien 1972. Im Prinzip hatte die Konsole nicht mal Grafik. Es gab nur Licht und Folien. An dieser Stelle sei nur kurz auf Folge 68 vom Angry Video Game Nerd verwiesen, der sehr anschaulich darstellt, was für eine bescheuerte spektakuläre Konsole die Odyssey war…

Nolan Bushnells PONG

Nach der Magnavox erschien Nolan Bushnells “PONG” Konsole von Atari (unter dem Sears Tele-Games Label). Das besondere bei PONG war nicht etwa das Spiel selbst. Das gleiche Ping-Pong Prinzip bot die Magnavox auch, aber Bushnells PONG-Konsole lieferte erstmals eine echte Grafik und echten Sound. Wenn der Ball auf die PONG-Schläger traf, machte die Konsole ein akkurates Geräusch. Erstmals hatte man das Gefühl wirklich diese Kugel “zu spüren”. Auch dazu gibt es einen Werbespot, aber die Qualität ist so mies und der Spot auch nicht besonders, weshalb ich ihn an dieser Stelle nur verlinke.
Bushnell machte aus einer guten Idee, ein gutes Produkt. Er machte Videospiele im wahrsten Sinne des Wortes “salonfähig”. PONG wurde der erste Spielautomat und erfreute sich größter Beliebtheit in Bars und Spielhallen. PONG wurde eine Marke. Und dank ihr, schlug die große Stunde von Atari.

1977 – Atari 2600 VCS

Nach dem Erfolg von Pong, arbeitete Atari an ihrem nächsten Projekt. Es nannte sich zunächst “Stella” und wurde dann 1977 als “Atari 2600 VCS” veröffentlicht. VCS steht für “Video Computer System” und das Atari 2600 wurde dank Spielen wie Space Invaders und Pac-Man zum Hit. Über 30 Millionen Einheiten wurden verkauft. Man kann sagen, dass Atari mit dem 2600 der Durchbruch für Videospiele gelang. Wie auch die Werbung zeigt:

Auffällig ist auch, dass Atari und Acitvision mit ihrer Werbung nicht zwingend Kinder ansprachen und es mit humorvoller und nicht informativer Werbung versuchten:

Mein absolutes Highlight aber ist die Werbung zu “Centipede”. Kurioserweise war das auch mein erstes Videospiel. Zumindest das erste, frisch verpackte Spiel, an das ich mich erinnern kann. Aber die Werbung ist auch heute noch sensationell. Es scheint so, als ob die Werbung das Erlebnis liefern sollte, was die Spiele noch nicht konnten. Während Centipede genauso aussah wie Space Invaders und sich auch ähnlich spielte, suggerierte die Werbung, dass man als Soldat im Krieg mit Aliens sei und nicht mit Pixeln:

1980 – Intellivision

1980 bringt Mattel die Intellivision auf den Markt. Sie bietet bessere Grafik und einen Soundchip, der synthetische Sprachausgabe bietet. Außerdem entwickeln jetzt auch diverse Dritthersteller Spiele für Atari und Mattel.

Konsolen-Krieg und Konsolen-Crash

Es kommt zum ersten echten Konsolenkrieg. Die Intellivision ist dem 2600 technisch überlegen. Mattel will damit auch beim Kunden punkten und macht dank Vergleichswerbung auf die Unterschiede aufmerksam. Die Firmen merken, dass hier eine neuer Markt entsteht und drängen mit aller Macht rein um ein Stück vom Kuchen zu erhalten.

1982 – Commodore 64

Anfang der 80er boomt das Geschäft mit Videospielen so sehr, dass es gleichzeitig den Untergang der sogenannten 2. Generation von Spielkonsolen einleutet. Neben dem Atari 2600 und der Intellivision erscheinen immer mehr Spielkonsolen, wie die Vectrex und die Colecovision. Alle Konsolen bieten im Prinzip das Gleiche und der Kunde ist überfordert von der Auswahl. Den Gnadenstoß aber gibt es von Commodore, die mit dem C64 1982 auf der “Winter Consumer Electronics Show” eine Mischung aus Heimcomputer UND Spielkonsole präsentieren. Der C64 trifft den Nerv der Zeit. Commodore erklärt der geneigten Kundschaft, dass Kinder nicht nur daran Spielen, sondern auch ihre Hausaufgaben machen und Eltern den Computer für die Arbeit nutzen können. Zudem bot der C64 eine schier riesige Auswahl an Software und durch sein Aussehen mit Monitor, Diskettenlaufwerk und Tastatur, wurde er sowas wie ein Statussymbol im Kinderzimmer.

Der C64 sorgte für das Ende der Atari 2600-Generation und führte den bis heute ausgetragenen Kampf der Plattformen (PC vs. Konsole) ein. Heute ist der C64 im Guiness Buch der Rekorde eingetragen. Er gilt als der beste verkaufte Computer aller Zeiten. Der C64 verkaufte bis 1992 über 20 Millionen Einheiten.

Doch auch Commodore war der Platz an der Sonne nicht lange vergönnt. Der Videospiel-Crash der 80er sollte nicht das Ende der Konsolen bedeuten. Im Gegenteil. Während es sich Commdore noch auf dem Spiele-Thron gemütlich machte, erwachte klamheimlich ein schlafender Gigant, der die Welt der Videospiele komplett aufmischen sollte.

Mehr dazu in Teil 2 meiner kleinen Geschichte der Videospiele und ihrer Werbung.

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