Dass wir nicht nur fanatische Zocker, sondern auch glühende Filmfans sind, dürfte sich ja mittlerweile rumgesprochen haben. Also ich zumindest. Deswegen habe ich es mir auch in diesem Jahr nicht nehmen lassen, neben meiner extrem anstrengenden und Nerven aufreibenden Arbeit in der Gameone-Redaktion (Wer hat da gelacht?) jeden Abend im Hamburger Cineplex vorbeizuschauen und mir so viele Beiträge wie möglich zum diesjährigen Fantasy Filmfest anzusehen. Und natürlich direkt davon zu berichten. Umso mehr freut es mich, dass ich euch diesmal einen absoluten Geheimtipp ans Herz legen kann: “Black Dynamite”. Noch nie was davon gehört? Glaubt mir: Das wird sich sehr schnell ändern. Kultfilm ftw, homie!

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“Black Dynamite”, das ist nicht nur sein Name, sondern auch direkt Programm: Der schwarze Privatdetektiv (Michael Jai White, kennen einige von euch vielleicht noch als “Spawn”) ist der verdammt noch mal härteste Motherfucker, der jemals das Licht der Sonne erblickt hat. Er hat immer mindestens drei Schnecken gleichzeitig im Bett (aber: “Shut up, bitches, you’re gonna wake up the OTHER bitches!”), poliert Gangster-Fressen wie andere Leute Fenster und tritt auch schon mal die eine oder andere Oma durch den Raum, wenn sie nicht spurt. Mit anderen Worten: Gegen ihn wirkt Samuel L. Jackson wie ein Schulmädchen. Muss ich noch erwähnen, dass er auch noch Kung Fu kann? Und einen akkurat gestutzten Afro hat? Und am liebsten Schlaghosen trägt? Wenn ihr jetzt denkt, dass der Kollege wie ein typischer, ultraschlechter 70er-Jahre-Klischee-Actionheld klingt, dann habt ihr es erfasst. Denn “Black Dynamite” ist eine brillante Persiflage auf die Blaxploitation-Welle, die vor einigen Jahrzehnten ins Kino schwappte. Eine denkbar dankbare Vorlage, ein ganzes Filmgenre mal so richtig durch den Kakao zu ziehen. Wer jetzt allerdings eine debile Furz-und-Rülps-Orgie auf Vorschulniveau befürchtet, kann beruhigt aufatmen. Mit so einem Scheißdreck hat “Black Dynamite” nicht mal annähernd was zu tun. Falls ich jemals Jason Friedberg und Aaron Seltzer treffen sollte, zünde ich sie an, aber das nur nebenbei. Nein, “Black Dynamite” steht eher in der Tradition der guten, alten “ZAZ”-Parodien wie “Die nackte Kanone” oder “Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug/Raumschiff” (letztere sind übrigens die beiden lustigsten Filme der Welt, jetzt und für alle Zeit, amen). Und das will schon was heißen.

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Warum das Publikum schon beim Vorspann gelacht, gejohlt und geklatscht hat, liegt an zwei Gründen. Zum Einen: Die Macher nehmen ihren Film wirklich ernst. Das mag überraschen angesichts eines Spoofs, der so himmelschreiend albern ist, dass ich mir nach 20 Minuten die Lachtränen aus den Augen wischen musste. Aber was “Black Dynamite” von den all den “Scary Movies”, “Date Movies” und “Vague Genre Movies” dieser kaputten, armen Welt unterscheidet, ist der Respekt, den er seinen filmischen Vorbildern zollt. Klar werden hier “Shaft” und Co. so richtig amtlich verarscht – aber eben nicht auf eine erniedrigende oder anmaßende (oder strunzdumme) Art, sondern immer mit Augenzwinkern. Statt sich aus sicherer Distanz über das schwarze Action-Kino der 70er lustig zu machen, treibt “Black Dynamite” es einfach auf die Spitze. Was auch immer man aus den ganzen C-bis-F-Filmen kennt, die irgendwann nachts auf Kabel 1 laufen – “Black Dynamite” erhebt es zur herrlich bescheuerten Kunstform. Natürlich gibt es den Splitscreen. Natürlich wird völlig unpassend auf Gesichter gezoomt. Natürlich hat Black Dynamite seinen eigenen Jingle, der JEDES MAL kommt, wenn er den Raum betritt (“Dynamite…DYNAMITE!”). Natürlich wollen ein paar fiese Gangster seine Stadt mit Drogen überschwemmen. Natürlich werden gerne mal Szenen aus erkennbar völlig anderen Filmen reingeschnitten. Natürlich ist der Soundtrack funky und die Klamotten grellbunt. Und wenn ein Auto über die Klippe segelt, explodiert es schon IN DER LUFT. Jede einzelne Szene beweist so viel Liebe zum Detail, wie man sie heutzutage von “Comedys” kaum noch kennt. Es ist alles ganz, ganz großartig.

Großartig ist auch, wie vorsätzlich schlecht der Film gemacht ist. Anschlussfehler findet man ohnehin zuhauf (mal hat die Hure eine Träne im Gesicht, in der nächsten Einstellung wieder nicht), aber selbst einfache Schnitte sind beizeiten so grandios dilletantisch, dass man sich gar nicht satt sehen kann daran. Jetzt schon legendär ist die Szene, in der ein Mikro überdeutlich sichtbar von oben ins Bild hängt. Davon völlig unbeeindruckt, trägt der alte Vollprofi Black Dynamite tapfer seinen Text vor – bis er am Ende doch mal ganz kurz irritiert zur Seite guckt, während die Kamera immer noch läuft. Es ist nur ein winzig kleines Detail, aber mit so viel Gespür für Stimmung und Timing vorgebracht, dass einem schlagartig klar wird: Einen wirklich witzigen Film zu drehen, ist verdammt schwer. Ich habe mich oben schon über die Missgeburten des Genres echauffiert, aber selbst der von mir durchaus geschätzte Austin Powers setzt ja mehr auf brachiale Schenkelklopfer als auf wirklich clevere Gags – und wurde im Laufe der Filmreihe immer schwächer. “Black Dynamite” dagegen macht alles richtig, ist brüllend komisch, ohne in hysterische Blödeleien zu verfallen. Ich ziehe meinen Afro vor so viel kreativem Wahnsinn und Stilsicherheit. Ach ja: Und dass Michael Jai White wirklich abnormal krasse Muskeln hat und die derbsten Kung-Fu-Moves abzieht, gerät dem Streifen auch nicht zum Nachteil. So müssen die Macher nicht auf billige Bluescreen-Digital-Tricks zurück greifen, sondern lassen Black “That’s some heavy shit!” Dynamite einfach mal machen. Es ist ein Fratzengeballer, dass es nur so brummt.

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Genug geschwätzt, bro: Ich kann nur eine dicke Empfehlung für “Black Dynamite” aussprechen – mit wenig Erwartungen bin ich die Vorstellung gegangen und kam begeistert wieder raus. Mir fällt auch nach längerem Nachdenken kein anderer Film aus diesem Jahr ein, bei dem ich vor Lachen wirklich über der Lehne hing. Verdammt, ich möchte noch so viel unfassbar schlechte Gags zitieren, aber ich konnte mir ums Verrecken nicht alle merken. Aber eine Szene küre ich schon jetzt zum Magic Moment: Im letzten Drittel kommen Dynamite und seine Pimp-Kumpel endlich hinter den teuflischen Plan der Bösewichter. Nur so viel: Ich habe noch niemals in der Filmgeschichte etwas Dümmeres gehört. Es ist schlichtweg genial. Auf – zur KUNG FU ISLAND!!! (Donner!)

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Einziger Wermutstropfen: Bislang steht noch nicht fest, ob und wann “Black Dynamite” auch einen deutschen Kinostart bekommt. Dagegen sind für’s nächste “High School Musical” bestimmt schon wieder alle Kinos des Landes reserviert. Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?!? Tja, wie es im Film so richtig heißt: “We need you, Black Dynamite. More than ever”. Also seht euch sofort den Trailer an und seid schon jetzt begeistert. Can you dig it? I said: CAN YOU DIG IT?

P.S.: Und wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist oder generell Fan GUTER Spoofs ist, dem lege ich zudem die wundervolle Horror-/Comedy-Serie “Darkplace” ans Herz. Sie hat leider nur eine Staffel, aber auch hier wieder das ganze Paket: Grauenvoller Synthesizer-Soundtrack, unterirdische Tricks, schlechte Schauspieler, bescheuerte Handlung und Szenen, in denen MITTEN IM SATZ die Requisiten ausgewechselt werden. Bitte anschauen, gut finden, kaufen und weitersagen – gibt’s für nicht mal 10 Euronen in Import-DVD-Shops.