Ganz ehrlich, manchmal geht mir das Internet in so richtig auf den Sack. Egal wie gut man sich im Vorfeld abschottet und Trailer wie auch Reviews ignoriert, manchmal wird die eigene Meinung doch noch irgendwie beeinflusst. Hier ein Bericht über das maue Einspielergebnis in den Staaten, dort ein paar mittelmäßige Bewertungen bei IMDb , schon weicht die Vorfreude der Ernüchterung – just so geschehen bei „Terminator Salvation“.

Eigentlich habe ich mich auf den neuen Terminator ziemlich gefreut, denn im Grunde schienen die Macher ihre Hausaufgaben gemacht zu haben. Endlich würden wir Fans den sagenumwobenen Krieg der Menschheit gegen die Maschinen sehen, dazu noch mit Batman-Darsteller Christian Bale in der Hauptrolle – perfekt. Dann kamen die Miesmacher und mit ihnen die Zweifel. Trotz der potentiellen Enttäuschung bin ich dennoch reingegangen – wenn der Film nichts taugen sollte, dann habe ich wenigstens was zu lachen. Im Kino folgte dann die Überraschung, und zwar im positiven Sinne.

„Terminator Salvation“ spielt im Jahr 2018, in einer postapokalyptischen und von Maschinen beherrschten Welt. Die Menschheit wurde nach einem Atomschlag beinahe komplett ausgelöscht, die Überlebenden führen einen schier aussichtslosen Kampf gegen die mechanischen Herrscher. Anführer der Rebellen ist John Connor (Bale), genialer Taktiker mit angeborenen Führungsqualitäten, der den Maschinen immer einen Schritt voraus ist. Ohne den „Terminator“-Stempel wäre dies maximal das Setup für ein B-Movie, da es aber doch ein „Terminator“-Film ist sieht die Sache etwas anders aus.

Der erste „Terminator“ von 1984 hatte ein ziemlich geniales Konzept. Da die Maschinen John Connor nicht zu fassen bekommen, erschaffen sie kurzerhand einen menschlich aussehenden Roboter und schicken ihn in die Vergangenheit, um Connors Mutter umzubringen. So würde er nie geboren werden und die Maschinen hätten viel weniger Probleme mit der Rebellion. Connor erfährt jedoch von diesem Plan und schickt seinen besten Mann Kyle Reese hinterher. Der Clou an der ganzen Geschichte –Reese bandelt mit Connors Mutter an und zeugt ein Kind mit ihr – John Connor!

Am Ende des Films hat sich alles so ereignet wie es sollte. Der Roboter ist vernichtet, Kyle Reese in der Erfüllung seines Auftrages gestorben und Mama Connor hat einen Braten in der Röhre. Die nächsten beiden „Terminator“-Filme spinnen die Geschichte weiter – immer wieder kommen Roboter aus der Zukunft, die Connor töten wollen. Schaffen tun sie’s nicht, aber was sich nicht verhindern lässt ist das Ende der Welt. Die künstliche Intelligenz „Skynet“ lässt die Atombomben fallen und baut die Todes-Roboter, um die Welt endlich vom letzten Rest an menschlichem Leben zu befreien.

Hier wären wir dann bei „Terminator Salvation“ angelangt, in dem ein erwachsener John Connor gegen die Maschinen kämpft. Als Fan erwartet man natürlich, dass die offenen Fragen der anderen Filme endlich beantwortet werden. Wie erfährt Connor vom Plan der Maschinen? Wann schickt er Reese in die Vergangenheit? Und wie bekommt er diese riesige Narbe im Gesicht, die man in den Zukunfts-Szenen der alten Filme sah? „Salvation“ nimmt sich dieser Aufgabe auch an, geht dabei aber einen anderen Weg als viele gedacht haben.

Anders als erwartet ist John Connor nämlich nicht der Hauptdarsteller des Films. Klar, er hat sehr viel Screentime und der Plot dreht sich auch irgendwie um ihn, aber im Grunde ist „Salvation“ nicht wirklich seine Geschichte. Im Zentrum steht Marcus Wright, ein Schwerverbrecher aus der Gegenwart. Der steht kurz vor seiner Exekution, erklärt sich aber bereit seinen Körper der Wissenschaft zu spenden. Dann folgt die Giftspritze – und Wright wacht 15 Jahre später in der postapokalyptischen Zukunft wieder auf.

Ohne jetzt zu viel zu verraten kann man sich ja eigentlich denken, was mit Wright passiert ist. Auf seinem Weg zur Erlösung (deutsch für „Salvation“) folgt ihm der Film u.a. durch viele eindrucksvolle Actionszenen und hakt nebenbei die wichtigsten Punkte der „Terminator“-Mythologie ab. Die Entscheidung, den Fokus auf Wright zu legen ist durchaus sinnvoll – gespielt vom bulligen Australier “Sam Worthington”: http://tr.im/worthington ist Wright ein sympathischer Zeitgenosse, mit dem man gerne mitfiebert.

Dazu passt es auch das John Connor, um es mal auf gut Englisch zu sagen, „a kind of a dick“ ist. Connor weiß um seine Rolle als Anführer der Menschheit und lässt keine Gelegenheit aus, dies in den Mittelpunkt zu stellen. Da werden großangelegte Offensiven der Rebellion abgeblasen, nur weil sie Connor nicht in seine Prophezeiungen passen. Die Rettung gefangener Menschen interessiert ihn erst, als es sein eigenes Schicksal betrifft. Bale spielt Connor mit seiner patentierten „Stock-im-Hintern“–Methode und grummelt ständig vor sich her – warum sollte sich jemand so einem uncharismatischen Spinner mit Zukunftsvisionen anschließen wollen?

Vielleicht sparen sich die Filmemacher die Entwicklung Connors für die Fortsetzungen auf, denn trotz der abgeschlossenen Geschichte macht „Terminator Salvation“ sehr deutlich, dass es der Start einer großen Serie sein soll. Wir sind nämlich immer noch nicht am Punkt angelangt, an dem der erste „Terminator“ anfängt – Skynet schickt den Roboter in die Vergangenheit und Kyle Reese springt hinterher. Ob wir die Chance bekommen dies zu sehen ist fraglich, denn „Salvation“ hat wie oben erwähnt bislang nicht das Einspielergebnis abgeliefert, was erwartet wurde – zum großen Teil bestimmt wegen der Leute, die aufgrund negativer Kritiken nicht reingegangen sind.

Das ist schade, denn für sich genommen ist „Terminator Salvation“ ein echt netter Action-Streifen. Natürlich wird die Klasse der ersten beiden Filme nicht erreicht, speziell „Terminator 2“ ist ein moderner Klassiker, aber aktuelle Blockbuster wie beispielsweise „Transformers“ sehen dagegen alt aus. Marcus Wright ist ein guter Charakter, das Design der Zukunft mit den bulligen Riesenrobotern ist tadellos und Anspielungen an die alten Filme sorgen ein ums andere Mal für ein breites Grinsen – so war es jedenfalls bei mir.

Wer sich mit den angesprochenen Kritikpunkten anfreunden kann wird bestimmt gut im Kino unterhalten. Wer dagegen mit der „meine Kindheit wird hier bestimmt versaut“-Einstellung reingeht, gibt dem Film sowieso keine Chance. Mich hat „Salvation“ jedenfalls wieder dran erinnert, in Sachen Filmfragen das Internet in Zukunft am besten komplett zu meiden. Und ja, ich bin mir der Ironie bewusst, dass ich hier genau dazu beitrage, worüber ich mich gerade so ausgekotzt habe. :)

In diesem Sinne, viel Spaß im Kino.