Nur einige Minuten nachdem die Redaktionsmitglieder den Kinosaal verlassen haben, erreichte mich die ersten Mail. Simon. “Hier, mein Star Trek-Review!”.
Gefühlte Sekunden später folgte eine Mail von Gregor, dem Redaktionsnerd für jede Gelegenheit. Welche Meinung jetzt hier veröffentlicht wird, entscheide ich nicht. Das Internet ist ja bekanntlich unendlich groß (und lang), daher gibt es einfach – Überraschung – BEIDE.
Den Anfang macht aber der offizielle Trailer. Stimmung und so.

Aber jetzt. Los gehts, Nerds ahoi.

Simon meint...

Um gleich zu Beginn eines klarzustellen: Ich zähle mich selbst zur eher gemäßigten Form des „Star Trek“-Fans. Ich trage keine selbstgenähten Uniformen, ich habe mich nie mit dem vulkanischen Gruß verabschiedet und ich halte Diplomatie keineswegs für den Königsweg. Manchmal verlangt es die Situation einfach, dass man mächtig Ärsche tritt.

Absurderweise gefiel mir dennoch bisher „The Next Generation“ bisher von allen „Star Trek“-Ablegern am besten, obwohl Picard im Gegensatz zu Kirk allzu gern außerirdische Ärsche küsst, solange es der Diplomatie dient. Nach „Star Trek“, der Neuinterpretation des Originals von J.J. Abrams und vielen anderen Köpfen hinter meiner Lieblingsserie „Lost“ und dem durchaus anständigen „Cloverfield“, muss ich allerdings gestehen: Würde dieses Team um den zu erwartenden Erfolg des Kinofilms eine neue Serie aufbauen, wäre diese wohl mein heimlicher Sieger im Kampf um die coolste „Star Trek“-Truppe. Auch wenn ich so was aufgrund der allgemein üblichen Angst vor allem allzu Neuen natürlich nie öffentlich äußern dürfte ohne anschließend im Kommentarfeld auf’n Sack zu kriegen.

Letztendlich möchte ich auch nur ausdrücken, wie gut mir diese Neuverwurstung des altbekannten Themas rund ums All und Ärschetreten gefällt. Schonmal vorab: Gut gemacht. Und zwar jeder einzelne, vom hintersten Effektegünther über das mutige (und kosteneffiziente) Casting bis hin zur Regie. Zwar kriegt es auch der olle Abrams nicht hin Kampfszenen einigermaßen wackelfrei und nachvollziehbar durchzustehen, doch das hätte man angesichts der besoffenen Kameramänner aus „Lost“ und „Cloverfield“ eigentlich auch nicht anders erwarten dürfen. Und die Momente, in denen einen derartige Kleinigkeiten auffallen, sind äußerst selten. Viel häufiger versucht man da schon seine Gedanken vom selbst für „Star Trek“-Verhältnisse haar- und hirnwindungsträubenden Plot fernzuhalten – wohl auch, weil man ahnt, dass die Story keiner allzu genauen Untersuchung standhalten würde. Aber so ist das ja irgendwie immer bei Zeitreisen.

Ja, richtig gelesen, falls nicht schon längst bekannt: Nach „Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart“ und „Star Trek: Der erste Kontakt“ spielt man wieder einmal mit der Zeit herum. Das ist gleichzeitig die größte Stärke und die größte Schwäche des Films, denn es drückt Kritikern und Hardcore-Nerds eine ziemlich starke Waffe in die Hand, mit der sie sicher auch diverse Male derbe zuhauen werden. Doch auf der anderen Seite wird dadurch die Basis für einen (einigermaßen) glaubwürdigen Neuanfang der Serie geschaffen, der sowohl Fans des „Originals“ als auch Neueinsteigern gefallen dürfte. „Star Trek“ schafft sogar noch einen weiteren Spagat und greift das überall fühlbare „Nostalgie“-Gefühl munter auf und spielt ausführlich damit, geht gleichzeitig aber für Hollywood-Produktionen ungewohnt respektvoll mit der Erinnerung an längst vergangene „Star Trek“-Zeiten um.

Womit wir beim Herz von „Star Trek“ angelangt wären: die Charaktere und ihre Darsteller. Ich muss zugeben, ich ging schon beim ersten Trailer durch ein Wechselbad der Gefühle. Ah geil, Simon Pegg ist dabei. Aber .. äh … Cyler als Spock? John Cho? John Cho??? Hm. Oh nein, wer ist denn dieser Gelackte da? Was? Kirk? Ach fuck..

Aber was soll ich sagen? Habe ich beim Betreten des Kinos noch erwartet eine Art „Space School Musical“ zu bekommen haben die Charaktere allesamt schon nach den ersten Dialogzeilen mein Herz erobert. Ich werde mich hüten und auch nur einen der meiner Ansicht nach grandiosen Sprüche hier vorwegnehmen und kann deshalb nur sagen: Noch nie habe ich bei einem „Star Trek“-Film heftiger lachen und gröhlen können, während die restliche Zeit meist ein Schmunzeln ins Gesicht getackert scheint. Jeder der Darsteller hat seinen Platz an Bord der Enterprise völlig zurecht, sie wirken allesamt sympathisch und glaubwürdig, selbst wenn sie Catchphrases zitieren, die zuvor gefühlte tausend Mal von ihren mittlerweile im mehr als nur mittleren Alter angekommenen Vorbildern gesprochen und verbal ziemlich ausgelatscht wurden.

Abschließend bleibt mir nur noch eines zu sagen: Der verdammte Abrams hätte die neuen „Star Wars“-Episoden verfilmen sollen, denn die paar kurzen Passagen die ein bisschen zu deutlich an die alte Lucas-Trilogie erinnern zeigen mehr Potenzial als die komplette „neue“ Saga um den schauspielerisch schlichten und von allen guten Drehbuchschreibern verlassenen Hayden Christensen. Wenigstens kümmert sich Abrams jetzt um Platz zwei der coolsten Space-Serien – hoffentlich für länger.

Gregor meint...

Als Videogame-Redakteur muss man sich leider ständig anhören, was für ein Riesen-Nerd man doch sei. Nur weil man sein Geld mit Zocken verdient, wird man aufs Übelste beschimpft. Dabei kennen mich die Leute doch gar nicht! Vielleicht definiert sich meine Person ja nicht durch die Arbeit, sondern durch meine kulturhistorisch wertvollen Hobbies! In diesem Sinne: Ja, ich liebe „Star Trek“…

Youtube: NEEERDS!!!

Ich bin mit den TV-Serien und Filmen aufgewachsen, habe etliche Teile in Kino gesehen, das volle Programm also. Da sollte es nicht verwundern, dass ich mir die Wiedergeburt von „Star Trek“ natürlich auf der großen Leinwand anschauen möchte. Hat J.J. Abrams, der Erfinder von „Lost“ und „Fringe“, das angestaubte Universum ordentlich entkalkt und für eine neue Generation salonfähig gemacht? Oder hat er doch nur meine Kindheit vergewaltigt?

Youtube: Sparkly Glowy Jar Jar!

Fluchs wurden die Karten bestellt. Eine Woche im Voraus. Für die erstmögliche Vorstellung in Hamburg in der Originalfassung. Wenn schon Nerd, dann mit Stil, habe ich mir gesagt. Angesichts der überbordenden Jungfräulichkeit der restlichen Anwesenden habe ich drauf verzichtet, mir Spitzohren aus Plastik anzukleben oder mein Popcorn auf Klingonisch zu bestellen… man will sich ja wenigstens ein kleines bisschen Würde erhalten. Dann wurde ich darauf hingewiesen, dass ich tatsächlich ein rotes Shirt trage, welches ich mir unbewusst angezogen hatte. Zufall?

YouTube: Redshirts!

War da noch was? Achja, der Film! Der lässt sich eigentlich ganz gut auf ein Wort runter brechen: Spaß. Es hat Spaß gemacht, einen „Star Trek“-Film zu sehen der endlich mal nach „Big Budget“ aussieht. Es hat Spaß gemacht, die vielen kleinen Zitate zu entdecken, die für die langjährigen Fans eingebaut wurden. Es hat Spaß gemacht, kompetente Schauspieler in einem kompetenten Film zu sehen.

Natürlich wird die Hardcore-Gemeinde dem Film für die vielen Freiheiten, die er sich genommen hat (und auch nehmen musste) ein neues schwarzes Loch in den Subraum reißen. Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie wutentbrannte Nerds ellenlange Listen mit all den Vergehen gegenüber dem etablierten „Star Trek“-Kanon anfertigen. Ob ich auch zu dieser Gruppe gehöre… das weiß ich noch nicht. Der Film muss sich erst bei mir richtig setzen. Vielleicht muss ich ja noch ein paar Mal ins Kino gehen, bevor mir auffällt dass die Nase von Zachary Quinto eigentlich viel zu groß für Spock ist. Vielleicht…

YouTube: Der Nasenmann

In diesem Moment kann ich nur Positives mitnehmen und hoffen, dass es der Rest der Welt auch so sieht. Ich hätte echt Lust drauf, das neugeborene „Star Trek“ in einem weiteren Film zu verfolgen, der nicht die ganze Entstehungs-Geschichte wieder abfeiern muss. Ich bin sehr gespannt auf das Einspiel-Wochenende aus den Staaten, die 84 Mio. $ vom Wolverine-Mumpitz letzte Woche sollten doch hoffentlich locker drin sein. Der größte Unterschied zum Kinobesuch von „Star Trek Nemesis“ vor ein paar Jahren ist übrigens die Tatsache, dass ich kein flaues Gefühl in der Magengegend habe. Diesmal sind es Chips.

Wie? Noch was Kleines zum Abschluss? Bitte sehr: Ich habe aus meinen Trek-DVDs einen Turm gebaut. Zufrieden? Ich geh jetzt pennen…

Budi meint...

Nerds.